Deutsche Bank

Die Sterne stehen günstig

Dank Bilanzkosmetik und eines günstigen Marktumfelds hat die Deutsche Bank inzwischen gute Karten, ihr strategisches Ziel einer Eigenkapitalrendite von 8% im kommenden Jahr zu erreichen.

Die Sterne stehen günstig

Wer Deutsche-Bank-Finanzvorstand James von Moltke am Mittwoch in einer Telefonkonferenz mit Journalisten zuhörte, erlebte einen Manager, der auf das große Ziel hinarbeitet, im kommenden Jahr wie 2019 angekündigt eine Eigenkapitalrendite von 8% zu zeigen. Nachdem das Institut fürs dritte Quartal die Konsenserwartung überbietende Zahlen präsentiert hat, dürften sich die Chancen ver­bessert haben. Dass die Eigenkapitalverzinsung im dritten Quartal mit 1,5% noch sehr mager aussieht, stützt diese These eher, als ihr entgegenzulaufen. Schließlich hat von Moltke im dritten Jahresviertel mit fast 600 Mill. Euro knapp sechsmal so hohe Umbaukosten wie vor Jahresfrist gebucht, mehr als in jedem anderen der acht Quartale seit Beginn der Restrukturierung – oder sollte es besser heißen: vorweggenommen?

Im Neunmonatszeitraum je­denfalls ist die Eigenkapitalverzinsung mit 4,5% im Vergleich zu früheren Berichtsperioden sehr manierlich, und für 2022 ist mit 200 Mill. Euro nicht einmal mehr ein Fünftel der negativen Umbaueffekte im auslaufenden Turnus eingeplant. Auch mit seinem Ertragsausblick packt der Konzern die schlechten Nachrichten lieber noch ins alte Jahr. Während die um 800 Mill. Euro unter dem Konsens liegende Prognose für 2021 den Aktienkurs zur Wochenmitte schwer absacken ließ, liegt das Management mit seiner Vorhersage eines Anstiegs der Einnahmen von 24 Mrd. auf 25 Mrd. im Jahr 2022 klar über dem bisherigen Marktkonsens.

Bilanzkosmetisch ist der Boden also bereitet – nun muss nur noch das operative Geschäft mitspielen. Und tatsächlich stehen die Sterne günstig: Das Kapitalmarktumfeld war zuletzt besser als erwartet, die Unternehmensbank hat dank nachlassenden Ertragsdrucks im Zinstief, durch Einnahmen aus negativ verzinsten Einlagen und einer anziehenden Kreditnachfrage einen hartnäckigen Ertragsabrieb fürs Erste gestoppt, und dem Assetmanagement hat ein freundliches Marktumfeld einen Rekordwert der verwalteten Aktiva beschert.

Im Massengeschäft wiederum sorgen rückläufige Risikovorsorge und ausbleibende Umbaukosten für einen Gewinnsprung. In der Refinanzierung geben die TLTRO-Finanzspritzen der EZB Rückenwind, und spätestens zur Wochenmitte, mit den Vorschlägen der EU-Kommission zur Umsetzung, dürfte auch der Abschluss des Kapitalregelwerks Basel III viel von seinem Schrecken verloren haben. Die Deutsche Bank hat gute Karten, 2022 liefern zu können. Angesichts der Bedingungen könnte man fragen: wann auch sonst?

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