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"Die Unterschiede sind erheblich"

Interview mit Ali Masarwah

"Die Unterschiede sind erheblich"

Herr Masarwah, Aktienfonds lohnen langfristig, können aber bei Einbrüchen hohe Einbußen erleiden. Wie hoch fallen diese mitunter aus?Von 2000 bis 2003 hat der Dax in der Spitze rund 70 % verloren. Technologie- oder Neue-Markt-Fonds haben in diesem Zeitraum teilweise einen noch höheren maximalen Verlust erlitten.Welche Aktienfonds sind denn besonders risikobehaftet?Vor allem enge Marktsegmente bergen Gefahren. So beinhalten insbesondere Sektorfonds, zum Beispiel auf Finanz-, Energie-, Rohstoff-, oder Technologiewerte, Konzentrationsrisiken. Ändern sich in einem Sektor regulatorische oder fundamentale Rahmenbedingungen, kann dies dann auch voll durchschlagen.Was können Anleger tun, die das hohe Risiko von Aktienfonds nicht tragen wollen?Aufgrund der langfristig hohen Renditen von Dividendentitel ist es nicht zu empfehlen, ganz auf die Aktienanlage zu verzichten. Doch können Investoren ihr Risiko durch die Beimischung von anderen Assetklassen, wie zum Beispiel festverzinsliche Wertpapiere, abfedern.Taugen Absolute-Return-Fonds als Alternative?Im aktuellen Niedrigzinsumfeld stecken Produkte ohne oder mit sehr niedriger Verlusttoleranz in einem Dilemma: Eine strikte Begrenzung von Risiken führt zwangsläufig zu einer sehr niedrigen Performance.Wie verhält es sich mit Mischfonds? Halten sie ihr Versprechen?Die durchschnittliche Bilanz sieht nicht gut aus. Die Begrenzung von Risiken funktioniert bei manchen Produkten besser, aber deren Performance hinkt in Aufschwungphasen dem Markt und oft auch der Konkurrenz hinterher. Die sportlicheren Produkte liegen in Aufschwungphasen näher an den relevanten Aktien- und Rentenindizes, verbuchen aber im Abschwung höhere Verluste. Es gilt nun mal das Motto: Kein Risiko, kein Ertrag. Auch bei Mischfonds. Wie schneiden flexible Mischfonds ab?Die flexiblen Produkte mit Aktienquoten, die zwischen 0 und 100 % schwanken können, tun sich im Durchschnitt in Europa im Vergleich zu statischen Konzepten besonders schwer. Sie gehen oft prozyklisch vor, was langfristig der Performance schadet und produzieren darüber hinaus durch hohe Umschlagsquoten auch erhebliche Handelskosten. Stillhalten ist in den meisten Fällen besser.Mindern relativ hohe Gebühren mitunter die Renditen von Mischfonds?Ja, eindeutig, das kommt immer als Belastungsfaktor hinzu.Lohnt es sich also eher, einen Aktien-ETF und einen Anleihen-ETF zu erwerben als einen durchschnittlichen Mischfonds?In der Vergangenheit war das in jedem Fall so sein. Aber nicht weil es ETF sind, sondern weil diese günstig sind und nicht viel traden. Solide aufgesetzte aktive Aktien- und Anleihefonds hätten auch gut performt. Günstige Kosten werden auch in Zukunft ein dickes Plus von ETF sein.Bergen nicht gerade Anleihefonds erhebliche Risiken in den kommenden Jahren?Das kommt auf das Rentensegment an. In der Eurozone regiert auf absehbare Zeit noch die EZB, hier gibt es noch immer den Draghi-Put, so dass eine ultradefensive Positionierung vielleicht noch nicht an der Zeit ist. Doch auch wenn Bonds künftig nicht in dem Maße Performance bringen werden wie in der Vergangenheit, sind Bonds hervorragende Diversifizierer von Aktienrisiken, so dass sie die Risiken einer reinen Aktienanlage senken können.Wie groß sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Mischfonds?Die Unterschiede sind erheblich. Manchen Produkten gelingt es, Risiken erfolgreich zu begrenzen und zugleich eine ansprechende Rendite zu erzielen. Die meisten Fonds schaffen das indes nicht und bleiben deutlich hinter der Benchmark und dem Durchschnitt der Kategorie zurück.Was ist bei der Analyse zu beachten?Natürlich sind die Kompetenz und die Erfahrung des Fondsmanagers wichtig. Die Frage, inwieweit Prozesse robust sind, zeigt sich vor allem auch an den Vergangenheitswerten. Dabei ist weniger die Performance an sich relevant, sondern ob sie konsistent ist, also in Einklang mit der kommunizierten Strategie steht. Niedrige Kosten und eine breite Diversifikation sind auch wichtig.Welche Mischfonds liefern überdurchschnittliche Ergebnisse?Unsere Analyse zeigt, dass u. a. der Nordea Stable Return oder der Flossbach von Storch Multiple Opportunities insgesamt in Auf- und Abwärtsphasen überzeugen, wobei man immer die Quellen der Performance im Auge behalten sollte. Das schützt vor unangenehmen Überraschungen.Und wie sind die vielen neu aufgelegten Mischfonds zu beurteilen?Es gibt keinen Grund, in einen neu aufgelegten Fonds ohne Track-Rekord zu investieren. Auch wenn er von einem etablierten, zuvor bereits erfolgreichen Manager gesteuert wird, muss man sich genau die wichtigen Fonds-Parameter anschauen.Ali Masarwah, Analyst bei Morningstar