Die Weichen sind auf Wachstum gestellt
Hauck & Aufhäuser Privatbankiers blickt auf ein Jahr strategischer Weichenstellungen zurück, in dem die Bank zugleich ihren Gewinn nach Steuern deutlich steigern konnte. Das Zahlenwerk für 2018 ist nicht zuletzt geprägt von der Integration der übernommenen Luxemburger Gesellschaften von Sal. Oppenheim.Von Bernd Wittkowski, Frankfurt”Die Bank steht so stabil da wie seit Beginn der Finanzkrise nicht mehr”, sagt der Vorstandsvorsitzende von Hauck & Aufhäuser Privatbankiers, Michael Bentlage, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Und zum zweiten Mal in Folge sei es mit einem Jahresüberschuss von 31,4 (i. V. 26) Mill. Euro auch operativ das erfolgreichste Geschäftsjahr in dieser Zeit gewesen. Sowohl der Zins- als auch der Provisionsüberschuss zogen deutlich an, auf der anderen Seite aber auch der Verwaltungsaufwand (vgl. Tabelle). Hier wirkte sich die Ende 2017 vollzogene Übernahme von zwei Luxemburger Sal.-Oppenheim-Gesellschaften aus, deren Integration laut Bentlage im vorigen Jahr komplett abgeschlossen wurde. Dieser strategische Schritt, mit dem Hauck & Aufhäuser vor allem die Größe und das Leistungsspektrum des Geschäftsbereichs Asset Servicing deutlich erweiterte, ist auch an anderen Stellen der Gewinn-und-Verlust-Rechnung spürbar. Von Steuerertrag profitiertSo erschließt sich auch die Einordnung “zum zweiten Mal in Folge erfolgreichstes Geschäftsjahr” erst, wenn man mit der Übernahme verbundene Sondereffekte berücksichtigt. Auf den ersten Blick ist ja das Ergebnis vor Steuern deutlich gesunken, und nach Steuern fällt es deutlich höher aus. Die Erklärung für den Steuerertrag von per saldo 14,4 Mill. Euro liegt darin, dass Oppenheim in Luxemburg einen beträchtlichen steuerlichen Verlustvortrag hatte, den Hauck & Aufhäuser nun nutzen kann, wobei die separat geführte dortige Niederlassung durchaus Steuern zahlt. Zum anderen hat sich bereinigt auch das Vorsteuerergebnis stark verbessert, denn 2017 war dieses durch die Kapitalkonsolidierung im Zuge der Übernahme um schätzungsweise 20 Mill. Euro aufgebläht worden. Der erzielte Jahresüberschuss wird thesauriert.Hauck & Aufhäuser ist außer im Asset Servicing in den Kerngeschäftsfeldern Assetmanagement, Private Banking, Financial Markets und Investment Banking unterwegs. Die Assets under Control gibt Bentlage mit 124 Mrd. Euro an. Seine sichtbare Zufriedenheit mit dem noch von der Hauptversammlung festzustellenden Abschluss bezieht sich auch auf die komfortable Kernkapitalquote von gut 16 %, die deutlich über den aufsichtlichen Erwartungen liege. Im März 2018 war das Kapital um 32 Mill. Euro erhöht worden. Der Bankchef würde sich auch mit 14 % wohlfühlen, wie er sagt, andererseits gibt die vorhandene Ausstattung Wachstumsspielraum.Neben der herausfordernden Oppenheim-Integration, die der Gruppe die Chance eröffne, mit dem Asset-Servicing-Angebot von Luxemburg aus in andere EU- und sonstige künftige Zielmärkte zu expandieren und so den Wachstumskurs voranzutreiben, bewältigte Hauck & Aufhäuser im Berichtsjahr eine Reihe weiterer strategischer Aufgaben. Der Vorstandsvorsitzende nennt beispielhaft die Etablierung der digitalen Vermögensverwaltung namens “Zeedin” und eines neuen Online Banking und sowie Ausgliederung des Assetmanagements in die H&A Global Investment Management, die gemäß Ankündigung vom Februar inzwischen ein Joint Venture mit der ebenfalls zu Fosun gehörenden Frankfurter-Leben-Mutter Taunus Group bildet. Dadurch können Bentlage zufolge weitere Assetklassen besetzt werden.Auch 2019 ist die strategische Agenda der Bankiers gut bestückt. So will man in China erste Gehversuche im Assetmanagement unternehmen. Die Bank hat von den lokalen Behörden die Genehmigung erhalten, in der Volksrepublik eine Gesellschaft zu gründen; die Lizenzierung steht noch aus. Mit Blick auf die fortschreitende Globalisierung der Finanzmärkte sehe man überhaupt hervorragende Chancen, von der Zugehörigkeit zum international aufgestellten Fosun-Konzern zu profitieren. Und aktuell soll der Schwerpunkt auf der Erschließung von Marktpotenzialen im Vertrieb von Assetmanagement-Lösungen in China liegen. China gilt als der am schnellsten wachsende Assetmanagement-Markt der Welt. Auf Interesse stoßen dort zum Beispiel Sicherungsmechanismen für Anlageprodukte.Generell strebt das Bankhaus zu seiner nachhaltigen Stärkung eine gezielte Kombination aus organischem und anorganischem Wachstum an. Gemeinsam mit Fosun sollen neue Kundensegmente – namentlich auch für das Private Banking – und damit Ertragspotenziale erschlossen sowie die Marktposition ausgebaut werden. Eine wichtige Rolle in der Wachstumsstrategie der Bank soll die Funktion als Brücke für chinesische Investoren und Unternehmen nach Deutschland und Europa spielen, während man umgekehrt deutschen Unternehmen den Weg in den Zukunftsmarkt China und in andere asiatische Wachstumsmärkte ebnen könne.Ferner steht die Fortsetzung der 2018 auf Touren gekommenen Digitalisierung und Modernisierung inklusive Automatisierung der internen Prozesse quer durch die Bank auf dem Programm. Ein Rekordbudget von 7 % der Erträge stehe dafür zur Verfügung, sagt Bentlage. Trotz hoher Investitionen gehe der Ehrgeiz für das Vorsteuerergebnis 2019 deutlich über den Vorjahreswert hinaus. Vor allem der Provisionsüberschuss soll weiter steigen. Auf der Kostenseite dürften die Synergien aus der Oppenheim-Akquisition erstmals voll zum Tragen kommen. In den ersten vier Monaten sei man zu diesen Zielen gut unterwegs gewesen.