Die Zahl der deutschen Banken sinkt allmählich

Brexitbedingte Zugänge mildern derzeit Auswirkungen der Konsolidierung - Genossen rechnen mit 40 Fusionen, Sparkassen mit fünf

Die Zahl der deutschen Banken sinkt allmählich

fir Frankfurt – Die Konsolidierung im deutschen Bankwesen setzt sich 2019 voraussichtlich in ähnlich moderatem Tempo wie im vergangenen Jahr fort. Dämpfend wirkt sich erneut der brexitbedingte Zuwachs in der Säule der Privatbanken aus. 2018 hatten hier Zugänge von Zweigstellen ausländischer Banken Abgänge und Fusionen überkompensiert, so dass die Zahl der Kreditbanken in Deutschland unter dem Strich weiter zunimmt. Anders sieht es bei den Genossenschaftsbanken aus, die wie im vergangenen Jahr mit 40 Fusionen rechnen, und bei den Sparkassen, die fünf Zusammenschlüsse erwarten. “Es gab in den vergangenen Jahren eine moderate Fusionsbewegung, die sich nach unseren Erkenntnissen – in etwas abgeschwächter Form – fortsetzen wird”, sagte ein Sprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) auf Anfrage. Als maßgeblich für die Aufnahme von Fusionsgesprächen nennt er eine oft als überbordend empfundene Regulierung.Im vergangenen Jahr waren es laut Bundesbank unter Berücksichtigung der Landesbanken sechs Abgänge – fünf Fusionen und eine Privatisierung. Die Landesbank HSH Nordbank ging nach dem Verkauf an Finanzinvestoren ins Lager der privaten Banken über, wo sie als Hamburg Commercial Bank firmiert.Erstmals seit mehr als drei Jahrzehnten habe die Zahl der reinen Sparkassen zwölf Monate lang nicht abgenommen, hat die Beratungsgesellschaft Barkow Consulting ausgemacht. “Konsolidierung findet immer in Wellen statt, eine Atempause ist daher normal. Diesmal dauert sie aber relativ lang”, sagte Geschäftsführer Peter Barkow dieser Tage. Die Konsolidierungsruhepause ist allerdings wieder vorbei, sind doch per 15. August nach DSGV-Angaben drei Fusionen wirksam geworden, womit aktuell 381 Sparkassen bestehen. Nach zwei weiteren Fusionen werden es schließlich Ende des Jahres 379 sein.Zählte die Deutsche Bundesbank zum Jahreswechsel insgesamt 879 Genossenschaftsbanken, so waren es nach Berechnung des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) 875 Institute. Die Abweichung erklärt ein BVR-Sprecher mit unterschiedlichen Zuordnungen einzelner Banken. Der BVR zählt etwa die Union Investment Service Bank, die Reisebank und die Geno Broker im Gegensatz zur Bundesbank nicht zu den Genossenschaftsbanken. Der Verband werde zwar erst im März 2020 wieder aktuelle Zahlen veröffentlichen, doch für 2020 rechnet der Sprecher mit 40 Fusionen. Ende des Jahres wären demnach noch 835 Institute übrig.Wie viele Zusammenschlüsse und Geschäftsaufgaben bei den privaten Banken zu erwarten sind, ist schwer zu beziffern. Das ergab eine Nachfrage beim Bundesverband deutscher Banken (BdB), der auch nur rund die Hälfte der Kreditbanken vertritt. Bei den privaten ist aber davon auszugehen, dass der Brexit-Effekt zumindest noch in diesem Jahr anhält und die Zahl der Zugänge von ausländischen Banken Abgänge und Fusionen überkompensiert, so dass die Menge der Kreditbanken in Deutschland unter dem Strich weiter zunimmt. Der BdB verweist auf Aussagen von Felix Hufeld vom Januar als grobe Richtschnur, um den Bruttoaufbau zu beziffern. “Mehr als 45 Finanzinstitute” seien wegen des bevorstehenden Austritts Großbritanniens aus der EU dabei, Geschäft ins Bundesgebiet zu verlagern, hatte der Präsident der Finanzaufsicht BaFin gesagt. 2018 hatte sich die Zahl der Kreditbanken, also Großbanken, Regional- und Wertpapierhandelsbanken sowie Zweigstellen ausländischer Banken, um acht auf 398 erhöht. 22 Zugängen von Auslandsbanken standen hier zehn Abgänge gegenüber. Die Zahl der Regional- und Wertpapierhandelsbanken reduzierte sich um vier. Langfristig drastischer EffektLaut Bundesbank ist die Gesamtzahl der Banken in Deutschland inklusive Bausparkassen, Immobilienfinanzierern und Kreditinstituten mit Sonderaufgaben im Vergleich zu 2017 von 1 823 auf 1 783 zurückgegangen, ein Minus von 2,2 %. Besonders stark sei der Schwund in den 90er Jahren bis etwa 2005 gewesen. 1990 hatte es noch 3 377 Genossenschaftsbanken, 782 Sparkassen und Landesbanken sowie 341 Kreditbanken gegeben (s. Grafik). Daraufhin sei der Rückgang moderat verlaufen, um sich von 2013 an wieder zu beschleunigen. Im vergangenen Jahr kam dann der Brexit-Effekt mildernd zum Tragen. Verglichen mit 1990 hat die Zahl der Genossenschaftsbanken bis Ende 2018 um drei Viertel abgenommen, die der Sparkassen um die Hälfte, die Zahl der Kreditbanken hingegen um bald 17 % zugelegt.