SPARKASSEN-FINANZGRUPPE ZIEHT BILANZ

Die Ziele fallen bescheidener aus

Sparkassenpräsident stimmt auf niedrigere Gewinne und Tech-Konkurrenz aus Fernost ein - Solides Ergebnis

Die Ziele fallen bescheidener aus

Nur dank eines günstigeren Bewertungsergebnisses haben Deutschlands Sparkassen im vergangenen Jahr den geschrumpften Zinsüberschuss kompensieren können. Auch wenn das Ergebnis solide ist, stellen sie sich auf verschärfte Konkurrenz aus China und den USA sowie auf niedrigere Gewinne ein.fir Frankfurt- Die 384 Sparkassen haben im vergangenen Jahr mit 10 Mrd. Euro ein Betriebsergebnis vor Bewertung erzielt, das um gut 540 Mill. Euro unter dem Vorjahresniveau lag. Angesichts des schrumpfenden Zinsüberschusses, wachsender Erwartungen der Kunden, der Investitionen in Digitalisierung und eines hohen Wettbewerbsdrucks wertete der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Helmut Schleweis, dies bei der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch als ehrbares Ergebnis. So wie der oberste Sparkassen-Präsident bereits vor einem Jahr deutlich gemacht hatte, dass die Zinsüberschüsse seines Erachtens auf Jahre hinweg strukturell bedingt weiter sinken würden und eine Kompensation durch höhere Provisionsüberschüsse einmalig bleibe, dämpfte er auch bei der Bilanzpressekonferenz 2019 die Erwartungen: “Insgesamt müssen wir alle lernen, mit nicht so üppigen Gewinnen zu leben.” Baldige Linderung an der Zinsfront erwartet Schleweis nicht. Von Zinsschritten der Europäischen Zentralbank (EZB) geht er vorerst nicht aus. Sie seien eher, wenn überhaupt, frühestens 2020 zu erwarten. Um Kunden kämpfenAls Hauptwettbewerber der Zukunft hat Schleweis nicht etwa Banken und Fintechs ausgemacht, sondern die Gafas dieser Welt, also die amerikanischen Techkonzerne Google, Apple, Facebook und Amazon, zunehmend aber auch ihre staatlich kontrollierten Pendants aus China wie Alibaba und Tencent, deren Strategie es sei, sich zwischen Endverbraucher und klassische Anbieter wie die Sparkassen zu schieben. “Die Behauptung dieser Position wird die wichtigste Frage der Zukunft sein. Denn wer die Schnittstelle zum Kunden besetzt, wird auch von dort aus alle seine Geschäftsaktivitäten entwickeln können”, sagte Schleweis. Wollten Kunden nicht nur geduldige Nutzer und europäische Unternehmen nicht nur geduldete Zulieferer werden wollen, müsse um den Zugang zum Kunden gekämpft werden. “Diesen Kampf nehmen wir auf.” Um das zu bewerkstelligen, werde unter anderem das Online Banking für Privatkunden sukzessive auf die angedachte digitale Finanzplattform der Sparkassen-Finanzgruppe (vgl. BZ vom 23.11.2018) transformiert und um neue Angebote bereichert. Zinsüberschuss schrumpft Anders als 2017 ist den Sparkassen das Kunststück, den Schwund des Zinsüberschusses durch höhere Provisionseinnahmen fast vollständig auszugleichen, nicht mehr gelungen. Zwar profitierten die Institute weiterhin von dem konjunkturell bedingt starken Kreditwachstum und einer Kreditrisikovorsorge nahe null, doch schlug sich das Niedrigzinsumfeld in einem um rund 700 Mill. auf 20,8 Mrd. Euro verminderten Zinsüberschuss nieder.Insgesamt haben die Sparkassen Kredite in Höhe von 823 Mrd. Euro in den Büchern und damit 3,7 % oder 29 Mrd. Euro mehr als 2017. Der Bestand an Unternehmenskrediten stieg gar um 5,5 % auf 420 Mrd. Euro, während die Entwicklung bei den Privatkunden mit einem Zuwachs von 2,8 % auf 349 Mrd. Euro nicht ganz so kräftig ausfiel. Der zu einem nicht unerheblichen Teil wegen des gut laufenden Zahlungsverkehrsgeschäfts um etwa 200 Mill. Euro gewachsene Provisionsüberschuss konnte das Zinsminus nicht annähernd kompensieren.Dass das Betriebsergebnis nach Bewertung dennoch mit 5,9 Mrd. Euro den Wert von 2017 minimal überragte, war bei stabilen Kosten dem Umstand geschuldet, dass das Bewertungsergebnis mit -4,1 Mrd. Euro um insgesamt etwa 600 Mill. Euro besser ausfiel als im Jahr zuvor (s. Grafik). Anders als im Kreditgeschäft waren im Wertpapiergeschäft erhebliche Abschreibungen vorzunehmen: Für den Anpassungsbedarf von 1,4 Mrd. Euro seien Wertkorrekturen in der Liquiditätsreserve ursächlich gewesen, hieß es. Für schlechtere Zeiten wurde mit 2,7 Mrd. Euro vorgesorgt. Damit legten die Sparkassen etwa 2 Mrd. Euro weniger zurück als noch im Jahr zuvor. 18 Mrd. Euro MehrwertNach Berechnungen des DSGV betrug die Bruttowertschöpfung der Sparkassen, also der im Produktionsprozess geschaffene Mehrwert, im Jahr 2016 insgesamt 18,2 Mrd. Euro und damit gut ein Viertel des von allen Kreditinstituten in Deutschland erwirtschafteten Betrags. Damit kämen die 384 Sparkassen der volkswirtschaftlichen Bedeutung des Agrarsektors mit 17 Mrd. Euro gleich. Jeder Einzelne der Ende 2018 knapp 210 000 Sparkassenmitarbeiter habe rechnerisch 260 000 Euro zum Wohlstand Deutschlands beigesteuert, befand der DSGV. Insgesamt habe der volkswirtschaftliche Beitrag der Sparkassen 40 Mrd. Euro betragen.