PERSONEN

Dietrich Walther

Von Bernd Wittkowski, Frankfurt Börsen-Zeitung, 18.11.2016 "Europa hat in seiner langen Geschichte schon viele Krisen erfolgreich gemeistert, hat sich von Pest und Cholera im Mittelalter erholt, hat dreißigjährige Kriege überstanden, hat die...

Dietrich Walther

Von Bernd Wittkowski, Frankfurt”Europa hat in seiner langen Geschichte schon viele Krisen erfolgreich gemeistert, hat sich von Pest und Cholera im Mittelalter erholt, hat dreißigjährige Kriege überstanden, hat die industrielle Revolution eingeleitet, hat Hitler und Stalin überwunden und zuletzt den Eisernen Vorhang. Europa wird auch den Brexit verkraften und der Euro auch diese Krise überstehen.”Die Passage ist dem von Prof. Dr. h.c. mult. Dietrich Walther verfassten Vorwort zu einem Buch entnommen, das er mit zwei Co-Autoren geschrieben hat: “Die Euro-Konkurrenz nach dem Brexit”, der dritte Band einer 2013 mit “Die Euro-Vision – Szenarien einer Rettung” begonnenen Trilogie. Ganz wenige Wochen ist es her, dass uns Walther, wie immer aufgeschlossen für ergänzende und kritische Anmerkungen, sein jüngstes Werk zukommen ließ – es ist unerwartet plötzlich zum Vermächtnis geworden. Noch im Sommer wie das blühende Leben erscheinend, ist Walther nach kurzer schwerer Krankheit 74-jährig verstorben. Am Donnerstag fand die Trauerfeier im Kreis der Familie statt.Der aktuelle Brexit wäre für Walther der zweite gewesen. Sein erster, so schrieb er, war 1994 der Abzug des British Military Hospital als Teil der Britischen Rheinarmee aus seiner Heimatstadt Iserlohn. Dieser “Brexit” sollte prägend für Walthers Leben werden: Letztlich sei daraus eine wirkliche Erfolgsgeschichte für die Schaffung eines in seiner Form einmaligen Bildungsareals an einem verloren geglaubten Standort geworden. Der Unternehmer gründete auf dem Gelände am Seilersee die heute staatlich anerkannte private Fachhochschule Business and Information Technology School (BiTS), die inzwischen zum, wie es heißt, “größten privaten Bildungsträger der Welt”, Laureate in den USA, gehört. Walther trieb dann auf dem Campus die Modernisierung und Internationalisierung eines privaten Aufbaugymnasiums voran, seiner Internatsschule am Seilersee.Walther war mit Leib und Seele Europäer und Befürworter des Euro, aber gleichermaßen ein überzeugter und überzeugender Kritiker der Euro-Rettungspolitik – für ihn ein “nicht enden wollender Schrecken” – und der europäischen Geldpolitik; er vermisste glaubhafte Verwendungsnachweise für die von der EZB in den Markt gepumpten Milliarden. Aufstieg und Fall