Digitale Assets

Digital Assets sind die Zukunft des Kapitalmarkts

Die Digitalisierung von Assets wie Immobilien und Industriegütern ermöglicht auch die Anlage kleinerer Summen in diese bisher eher großteiligen Assetklassen. Kryptobörsen können Banken Konkurrenz machen.

Digital Assets sind die Zukunft des Kapitalmarkts

Digital Assets sind ein weiter Begriff und ein Modewort. Dennoch sind Digital Assets die Zukunft. Es begann mit Bitcoin und der zugrundeliegenden Blockchain-Technologie. Einige Jahre später kam mit der Kryptowährung Ethereum eine Assetmanagement-Plattform hinzu, die sich inzwischen zum größten Blockchain-Ökosystem der Welt entwickelt hat. Die Bundesregierung hat – unter federführender Arbeit des Bundesfinanzministeriums und der BaFin – in den vergangenen zwei Jahren mehrere Gesetze erlassen, um das Fundament für Digital Assets zu legen.

Neue Grundlagen

Zu diesen Gesetzen gehörten die Kryptoverwahrregeln, die die Verwahrung von Digital Assets festlegten. Es ging weiter mit dem Gesetz für elektronische Wertpapiere und dem jüngst erlassenen Fondsstandortgesetz. Der Staat schafft also eine gute Basis für den Kapitalmarkt der Zukunft. Dabei spielt Deutschland zwar nicht die erste Geige in Europa, weil kleinere Länder wie etwa die Schweiz noch progressivere Gesetze erlassen haben.

Und dennoch ist bemerkenswert, was hierzulande passiert: Während die Digitalisierung hierzulande in vielen Bereichen zu wünschen übrig lässt, schafft die Bundesregierung eine solide Basis für das zukünftige Finanzwesen. Vor diesem Hintergrund gebührt den Beamten im Bundesfinanzministerium und in der BaFin Respekt.

Und auch Europa entwickelt sich. Die deutschen Gesetzesinitiativen, oben genannt, werden von manchen auch als „Vorpreschen“ bezeichnet. Aber vielleicht war es mitunter auch dieses Vorpreschen, das auf europäischer Ebene dazu geführt hat, die Gesetzgebung der MiCA-(Markets in Crypto Assets)-Regulierung in Gang zu setzen. Mit für die europäische Bürokratie atemberaubender Ge­schwindigkeit wurde ein allumfassendes Regulierungswerk geschaffen, das vermutlich Ende 2022 in Kraft treten wird und alle erdenklichen Arten von Blockchain-basierten Assets erfasst. Dies ist bemerkenswert, weil etwa in den USA die Be­hörden nach wie vor teils um die Zuständigkeit für Digital Assets rangeln.

Natürlich gibt es bei der MiCA-Regulierung Aspekte, die normativ ge­sehen nicht optimal umgesetzt werden. Und dennoch hat die erreichte „Geschwindigkeit“ bei der gegebenen Breite der Regulierung einen Wert für sich, weil Unternehmen zügig Rechtssicherheit benötigen, um Investitionen zu tätigen.

Sowohl für die deutschen Gesetze wie auch die europäischen Gesetzesvorhaben gilt: Sie schaffen mehr oder weniger klare Regeln, damit Unternehmen im Finanzsektor planen können. Noch wichtiger für uns risiko­averse Deutsche ist die „staatliche Legitimität“, dass das Thema Blockchain und Digital Assets von zentraler Bedeutung für den Finanzsektor ist.

Doch was sind nun Digital Assets? Im Kern geht es darum, Vermögensgegenstände aller Couleur digital ab­zu­bilden. Konkret bedeutet dies etwa, dass Vermögensgegenstände ohne zugrundeliegende Papierurkunde emittiert werden können. Wer heute bei seinem Online Broker eine Aktie kauft, merkt zwar nicht mehr, dass in irgendeinem Tresor auf deutschem Grund ein Papier mit Notarstempel lagert. Aber diese althergebrachte Architektur birgt In­ef­fi­zienzen: Emissionen von Wertpa­pieren kosten Zeit und Geld. Wertpapiertransaktionen über Grenzen hin­weg erzeugen nach wie vor eine signifikante Komplexität. All dies zeigt sich in Gebühren und Zeitläufen, bis Transaktionen final durchgeführt wurden.

Effizienz nimmt zu

Durch Digital Assets können Wertpapieremissionen schneller und grenzüberschreitende Transaktionen wesentlich effizienter durchgeführt werden. Das betrifft existierende Wertpapierformate wie Schuldverschreibungen, Fondsanteile und, in einigen Jahren, auch Aktien. Aber Digital Assets bieten mehr als Effizienzgewinne durch technisch verbesserte Prozesse: Komplett neue Assetklassen können erschlossen werden.

So arbeiten erste Start-ups in Deutschland daran, Immobilien in Digital Assets zu überführen. Finexity, Exporo und andere ermöglichen vor allem Privatpersonen, in Immobilien zu investieren. Nicht jeder kann sich eine Immobilie leisten; schon gar nicht bei den rasant steigenden Preisen. Daher bieten Digital Assets hier die Möglichkeit, auch kleinere Summen – z. B. 5000 Euro oder 20000 Euro – in Immobilie A zu investieren – und den gleichen Betrag in Immobilie B. Die Verteilung der Investitionssumme auf mehrere Assets bietet dabei automatisch eine Risikodiversifikation.

Das Problem der vorgenannten Ansätze ist bislang, dass es sich um Fremdkapitalinvestitionen handelt. Wer steigende Inflationsraten be­fürchtet, sollte bei Fremdkapital­instrumenten skeptisch sein. Abhilfe werden Eigenkapitalinstrumente schaffen, wie sie von ersten Unternehmen im Herbst dieses Jahres realisiert werden. Dies böte für Investoren eine herausragende Absicherung gegen die kommende Inflation. Einige Firmen, die derzeit ihre Lösungen aufbauen, gehen noch weiter: Investments in Oldtimer, Kunst und andere Sachwerte werden möglich sein. Nicht nur als Fremdkapital, sondern auch als „inflationsresistente“ Eigenkapitalbeteiligung.

Damit eröffnen Digital Assets komplett neue Anlageklassen: Neben Aktien, die Unternehmen repräsentieren und große „Bündel von Assets“ darstellen, werden Digital Assets noch 2021 das zielgenaue und inflationssichere Investieren in Sachwerte ermöglichen. Was mit Immobilien, Oldtimern, Kunstobjekten noch dieses Jahr beginnen wird, wird ab 2022 mit Industriegütern fortgesetzt, die ebenfalls investierbar gemacht werden. Das Leasingkonstrukt ist be­kannt, aber wer, außer großen institutionellen Investoren und den Automobilherstellern, hat wirklich die Möglichkeit, von der Rendite von tausenden geleasten Fahrzeugen zu profitieren? Bis heute niemand.

Industriegüter folgen

Vermutlich ab 2022 werden erste Industriegüter als singuläre Assets Investoren zur Verfügung stehen: Industrieanlagen, Maschinen, Traktoren etc. Dies funktioniert wie folgt: Eine Maschine verbraucht Betriebsmittel und hat dadurch Kosten. Sie stellt Leistungen bereit, die zu Um­sätzen führen. Vereinfacht gesagt lässt sich dadurch eine Marge – und mithin eine Rendite – berechnen. Damit wird die einzelne Maschine investierbar.

Der Maschinenbauer kann ohne Kapitalbeschränkungen Maschinen anfertigen. Derjenige, der diese Maschinen einsetzt, kauft nicht mehr die ganze Maschine, sondern – ge­mäß einer Pay-per-Use-Logik – nur noch die reine Nutzung. Aber wer finanziert die Maschine? Der Kapitalmarkt durch Digital Assets. Die Ma­schine hat eine Rendite und kann durch Eigen- oder Fremdkapital fi­nanziert werden. Die Firma Cash on Ledger arbeitet exakt daran, um nicht nur etwa Traktoren einer solchen Pay-per-Use-Logik zu unterwerfen, sondern um Investitionsgüter auf diese Art und Weise investierbar zu machen.

Digital Assets sind die Zukunft, und die Breite der investierbaren Vermögensgegenstände wird in den kommenden Jahren signifikant zunehmen. Unternehmen im Finanzbereich, aber auch in der Industrie sollten sich mit diesen Möglichkeiten vertraut machen, um diese nächste Stufe der Digitalisierung nutzen zu können. Bisher gibt es erste Projekte und erste Prototypen. In einigen Jahren wird es tausende neuartige Digital Assets dieser Art geben.

Finanzunternehmen sollten die Herausforderungen der digitalen Transformation annehmen, aber vor allem nicht unterschätzen. Die digitale Konkurrenz in Form von Kryptobörsen wächst rasant und verfügt, wie der Börsengang von Coinbase zeigt, über ausreichend gefüllte Kriegs­kassen, um auch zukünftig er­folgreich zu sein. Weiterhin zeichnet sich bereits jetzt ab, dass besagte Unternehmen kontinuierlich das an­gebotene Assetuniversum auf ihren Plattformen erweitern.

Im Zuge der stark zunehmenden Digitalisierung von Vermögenswerten werden Kryptobörsen somit neben Kryptowerten digitale Aktien, Kunst und andere Vermögensgegenstände handelbar machen. Institutionelle und private Anleger werden perspektivisch die Bankenplattform nutzen, die möglichst viele digitale Services und Assets aus einer Hand anbietet. Klassische Finanzunternehmen müssen sich somit zwingend der Welt der Digital Assets öffnen und neue Ge­schäftsmodelle entwickeln, um künftig nicht an Bedeutung zu verlieren.

Es geht noch weiter…

Und das Thema Digital Assets ist dabei noch lange nicht abschließend erfasst. Es gibt noch viele weitere Kategorien, die über diesen Artikel hinausgehen würden: dezentrale Protokolle, Utility Tokens, Non-Fungible Tokens, DeFi-(Decentralized Finance)-Protokolle. Die Zukunft wird digital und sehr bunt.

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