Digitalisierung als Typfrage

McKinsey-Studie prognostiziert Neuordnung des Finanzsystems

Digitalisierung als Typfrage

Viele Anleger bezweifeln, dass Banken sich gegen neue, technologiegetriebene Wettbewerber behaupten können. Die Unternehmensberatung McKinsey zeigt sich zuversichtlich: Wenn sich die Institute einer schonungslosen Selbstanalyse unterziehen, können sie ihren Platz in der digitalisierte Welt finden.lee Frankfurt – Der technologische Fortschritt und die neuen Möglichkeiten der Datenverarbeitung werden nach Einschätzung der Unternehmensberatung McKinsey zu einer Neuordnung des Finanzsystems führen. Das komplexe System der Vermittlung zwischen Kapitalnachfrage und -angebot, in dem sich die Banken heute bewegen, werde sich radikal vereinfachen und effizienter werden, schreiben die Berater in einer aktuellen Studie – zum Nutzen von Kunden und Gesellschaft.Obwohl der Sektor seit der Finanzkrise stabiler und in vielen Teilen der Welt auch profitabler geworden, werden die Banken weltweit noch immer mit einem deutlichen Abschlag gegenüber anderen Unternehmen bewertet (siehe Grafik). Dahinter steckt nach Ansicht McKinseys mehr als die Furcht vor einem Berg fauler Kredite. Die schwache Bewertung spiegele auch die Zweifel an der Wandlungsfähigkeit der Branche wider. Viele Anleger hielten es für fraglich, dass die Banken ihre gewachsene Führungsrolle als Finanzintermediäre gegenüber neuen, technologiegetriebenen Wettbewerbern verteidigen können.McKinsey teilt diese Skepsis nur zum Teil: “Es ist nicht unabwendbar, dass die Herausforderer die etablierten Anbieter bezwingen.” Nicht alle Bereiche des Bankgeschäfts seien auf gleiche Weise von der Digitalisierung betroffen. “Für die Banken stellt sich natürlich die dringende Frage nach der richtigen Zukunftsstrategie”, schreiben die Berater. Um diese zu finden, sollten die Banken eine schonungslose Analyse der eigenen Stärken und Schwächen sowie der Beschaffenheit des Marktes vornehmen und sich fragen, wo ihre Wettbewerbsvorteile liegen und wie sie diese in einer digitalisierten Welt nutzen können.Der Studie zufolge können sich Banken in einer digitalisierten Welt auf vier verschiedene Weisen positionieren: als innovative Plattform, kostengünstiger Massenanbieter, Spezialist oder als digitalisierte Vollbank. Jeder dieser Anbietertypen werde im künftigen System der Finanzintermediation seinen Platz finden, unabhängig davon, ob er seine Wurzeln im Bankgeschäft habe oder in anderen Branchen.Das System der Finanzintermediation der Zukunft wird sich McKinsey zufolge in drei Schichten unterteilen. Die erste Schicht umfasse alltägliche Finanzdienstleistungen wie Kontoführung, Zahlungsverkehr und Konsumentenkredite. Dieser zum Teil ja heute bereits digitalisierte Bereich werde sich “auf unauffällige Weise in den digitalen Alltag der Kunden einfügen”. Der Mensch ist nicht ersetzbar In der zweiten Schicht kommt es auf Beziehungen und Fachkenntnis an, etwa bei der Strukturierung von Derivaten, M & A, Wealth Management oder im Firmenkundengeschäft. Künstliche Intelligenz wird nach Einschätzung der Berater helfen, die Dienstleistung zu verbessern, aber die menschliche Interaktion nicht ersetzen. Die dritte Schicht bildet das massengetriebene Business-to-Business-Geschäft, zum Beispiel die standardisierte Vermögensverwaltung oder die Prüfung von Hypothekendarlehen. Da es in diesen Geschäftsbereichen auf niedrige Kosten und schnelle Prozesse ankommt, rechnen die Berater mit einer umfassenden Automatisierung.