Digitalisierung in der Bankenwelt aktiv mitgestalten
Von Klaus-Peter BrunsVorstandsvorsitzender Fiducia & GAD IT AGNur wenn Kreditinstitute ihre Digitalisierung konsequent vorantreiben, können sie im Wettbewerb gegen alte und neue Player bestehen. Ich halte es für unabdingbar, dass Banken dabei nicht nur technische Systeme und Prozesse transformieren, sondern auch ihr Selbstverständnis.In der Kreditwirtschaft sind die Branchengrenzen durchlässig geworden. Neue Konkurrenten aus der digitalen Welt drängen mit Angeboten auf den Markt, die für Smartphones und Tablets maßgeschneidert sind. Sie nehmen damit die gesamte Wertschöpfungskette von Banken ins Visier: Ob Girokonto, Geldanlage, Online-Kredit oder Produktversicherung – etliche Fintechs begeistern kurzfristig tausende Kunden mit attraktiven Angeboten. Mehr als 23 Mrd. US-Dollar Venture-Kapital sind seit der Jahrtausendwende in führende Fintech-Unternehmen geflossen. Allein in Deutschland sind derzeit rund 270 dieser Firmen aktiv, von denen allerdings nur etwa 3% tatsächlich schwarze Zahlen schreiben.Unklar ist bis dato, ob ihre Geschäftsmodelle auf Dauer robust genug sind, um der hohen Regulationsdynamik im Finanzmarkt standzuhalten. Offen ist zudem die Frage, wie nachhaltig Kundenbeziehungen ohne Filialbetreuung und persönliche Beratung überhaupt sein können. Die aktuelle Berichterstattung über Kontenkündigungen bei Nummer26 weckt in dieser Hinsicht Zweifel.Können etablierte Banken dennoch von den Fintechs lernen? Punktuell ja, nämlich in Sachen Digital Mindset: Dem Denken aus der Perspektive des digitalen Lebensstils heraus. Denn das ist es, was die Erwartungen der Kunden heute maßgeblich prägt. Hierher gehören auch Smart-Data-Analysen, weil sie helfen, den momentanen Kundenbedarf besser zu verstehen und durch personalisierte Angebote punktgenau zu erfüllen. Zeit ist in der digitalen Ära eine absolut kritische Größe – neue Apps und App-Funktionen müssen so schnell wie möglich zur Verfügung stehen.Hier sind die IT-Dienstleister der Banken gefragt. Ein deutlich höheres Entwicklungstempo erreicht die Fiducia & GAD beispielsweise durch agile Vorgehensweisen, die durchaus von Start-ups inspiriert sind und die den Bestand der bewährten Entwicklungsmethodik ergänzen. Auch neue Kreativitätstechniken – vom Hackathon bis zum Design Thinking – haben beim genossenschaftlichen IT-Dienstleister inzwischen Einzug gehalten. Die schnelle Verfügbarkeit von Lösungsprototypen ermöglichtes dabei, frühzeitig authentisches Anwenderfeedback mit einzubeziehen. Mut zum partiellen Scheitern gehört auch dazu – am besten nach der Devise “Fail fast”, um nicht unnötig Zeit und Ressourcen zu investieren.Um mit ihren Kunden über neue Entwicklungen und Möglichkeiten für das Banking der Zukunft in den Dialog zu treten, bietet die Fiducia & GAD in Münster das Innovationsforum an. In diesem “Raum für Ideen” wird erlebbar, wie Kommunikationsphasen zwischen Kunden und der Filiale durch Technologie unterstützt werden können. Mit der kürzlich eröffneten Innovationswerkstatt des Unternehmens in München ist zudem eine neue “Keimzelle für Innovationen” entstanden. Hier finden unsere Mitarbeiter die idealen Bedingungen, um an neuen und einzigartigen Lösungen zu basteln.Das Wichtigste bei all dem ist jedoch, dass Banken und ihre IT-Dienstleister sich auf ihre traditionellen Stärken besinnen und diese mithilfe neuer Strategien und Konzepte gleichsam digital übersetzen. So wird es auch gelingen, die Digitalisierung in der Bankenwelt aktiv mitzugestalten und die Wettbewerbsfähigkeit der Volksbanken und Raiffeisenbanken nachhaltig zu stärken.