Direct Lending: Zugang zum Mittelstandskreditgeschäft

Eintrittsbarrieren zu einem attraktiven Markt überwinden

Direct Lending: Zugang zum Mittelstandskreditgeschäft

Clara FiedrichInvestment Specialist Fixed Income bei DWSAttraktive Renditen und Diversifikation der Kapitalanlagen sind die Gründe, warum Direct Lending für viele institutionelle Investoren attraktiv erscheint. Doch nicht alle Marktteilnehmer verfügen über einen direkten Zugang zu diesem Segment. Das sogenannte Sourcing ist nur über ein enges, umfassendes Netzwerk sowie mit tiefgehender Kenntnis und Nähe zum Schuldner möglich. Ein Zweitmarkt existiert de facto nicht. Ursprünglich als Alternative zu traditionellen Bankkrediten entstanden, entwickelt sich Direct Lending zu einem etablierten Segment des Finanzierungsgeschäfts für mittelständische Unternehmen. Ein gestiegener Kapitalbedarf privater Schuldner trifft hier auf den Renditeappetit institutioneller Anleger. Zwar ist das Segment über die typischen Laufzeiten von drei bis fünf Jahren weniger liquide als börsengehandelte Anleihen, es bietet Investoren aber interessante Eigenschaften. Direkte Kreditgeber verfügen über mehr Kontroll- und Informationsrechte – was einen positiven Effekt auf die Recovery Rate haben kann. Zudem besteht Exklusivität, denn im Gegensatz zu Leveraged Loans oder High-Yield-Anleihen setzt sich das Konsortium meist aus weniger als vier Parteien zusammen. Zudem sind die vorrangigen Kredite aufgrund ihres variablen Zinssatzes auch im steigenden Zinsumfeld attraktiv. Das dürfte einer der Gründe sein, warum sich die Investitionen im Bereich European Direct Lending seit 2013 verdoppelt haben. Das ausstehende Volumen beträgt zirka 75 Mrd. US Dollar . Die europäischen Direct-Lending-Märkte sind unterschiedlich stark erschlossen. Während in Frankreich und in Großbritannien viele Transaktionen durchgeführt werden, hat der deutsche Markt noch reichlich Potenzial. Aber auch hier ist seit einigen Quartalen ein Aktivitätsanstieg zu beobachten. Aufgrund ihrer illiquiden Natur sollten bei der Anlageklasse einige Besonderheiten berücksichtigt werden. So ist ein umfängliches Kreditscreening erforderlich, das Risikomanagement, Fundamental- und Wettbewerbsanalyse unter Berücksichtigung steuerrechtlicher Feinheiten, Management-Hintergrundchecks sowie die umfassende Prüfung der rechtlichen Dokumentation nach sich zieht. Auch ist die gewünschte Beteiligungsgröße nicht immer umsetzbar. Nach der Ausführung der Transaktion sind kontinuierliches Risikomanagement und Überwachung durch Kreditspezialisten erforderlich. Da dies nur die wenigsten Investoren realisieren können, wird statt der Direktpartizipation meist ein Co-Investment präferiert. Eine Fondsbeteiligung sowie die Partnerschaft mit einem etablierten Geldgeber bieten hier einige Vorteile. So erlangen Banken aufgrund ihrer langfristigen Geschäftsbeziehung ein umfänglicheres Verständnis des Schuldnerrisikoprofils. Gerade gegenüber reinen Fondsanbietern ohne Bankanschluss kann dies zu einer größeren Pipeline führen, welche einen kontinuierlich hohen Investitionsgrad ermöglicht. Das Bank-Co Investment kann somit eine höhere Diversifikation in Einklang mit einem ausgewogeneren Risikoprofil erzielen. Doch auch hier gilt es wichtige Grundregeln zu beachten: Die strikte Gewaltentrennung und nachhaltige Interessenskongruenz zwischen Bank und Co-Investor sollten unter anderem durch Mindestbeteiligung, Offenlegungspflichten, auf Langfristigkeit angelegte Gebührenstruktur seitens der Bank und Tag-along-Rechte für den Co-Investor festgelegt sein.Das Direct-Lending-Segment bleibt für institutionelle Investoren attraktiv, während der Transaktionsfluss stetig wächst. Investoren sollten den Fokus auf Diversifikation sowie Sicherung der Struktur legen und ein Investment in enger Kooperation mit Spezialisten umsetzen.