Dombret fordert Schritte zur Kapitalmarktunion

Ansetzen an Märkten für Eigenkapital - Steuerliche Benachteiligung gegenüber Fremdkapital abschaffen

Dombret fordert Schritte zur Kapitalmarktunion

amb Frankfurt – Nach der im November 2014 mit der Übernahme der Bankenaufsicht durch die EZB geschaffenen Bankenunion sollte nun der nächste Schritt getan und in Richtung europäische Kapitalmarktunion hingearbeitet werden. Dies forderte Andreas Dombret, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, auf der Alternative Investor Conference des Bundesverbands Alternativer Investments (BAI).”Eine gemeinsame Währung braucht integrierte Finanzmärkte. Gerade in Krisenzeiten muss mehr und nicht weniger für die Integration getan werden.” Zur Verwirklichung einer Kapitalmarktunion müsse zum einen die Rolle der Kapitalmärkte bei der Finanzierung der Realwirtschaft gestärkt, zum anderen die Integration der Kapitalmärkte über Ländergrenzen hinweg forciert werden. Dombret zufolge sollte über die Abschaffung der steuerlichen Benachteiligung von Eigenkapital gegenüber Fremdkapital nachgedacht werden. “Eine neutralere Form der Behandlung würde nicht nur die Attraktivität einer hohen Verschuldung mindern, sondern allgemein für höhere Effizienz sorgen.” Wettbewerb soll bleibenZur besseren Integration der Märkte könne am Verbriefungsmarkt angesetzt werden. Dombret verwies auf die Initiative der EU-Kommission, deren Ziel es ist, ein Regelwerk für einfache, transparente und standardisierte Verbriefungen zu schaffen. “Das ist ein sinnvoller Versuch, den Markt zu beleben und die Finanzierung der Realwirtschaft zu fördern.” Zudem könnten Vorgaben für Privatplatzierungen standardisiert und Richtlinien für Prospekte bei Börsengängen angepasst werden. Längerfristig sei auch eine Harmonisierung des Insolvenz-, Gesellschafts- und Steuerrechts sinnvoll. In keinem Fall solle der Wettbewerb abgeschafft werden, vielmehr sei ein “Level Playing Field” das Ziel. Zudem plädierte Dombret für ein Ende der Bevorzugung von Staatsanleihen bei der Eigenkapitalunterlegung.Sowohl kapitalmarkt- als auch bankenbasierte Finanzsysteme haben Dombret zufolge Vorteile: Mit zunehmendem Entwicklungsstand einer Volkswirtschaft lasse zum Beispiel die wachstumsfördernde Wirkung des Bankensektors nach, die positiven Effekte der Kapitalmarktfinanzierung würden wichtiger. Bankenbasierte Finanzsysteme könnten zudem “normale” Konjunkturschwankungen besser abfedern, kapitalmarktbasierte heftigere Rezessionen infolge von Finanzkrisen. Es sei letztlich somit keine Frage des “Entweder-oder”, vielmehr müssten die bankbasierten Finanzmärkte in Europa durch kapitalmarktbasierte Finanzierungen ergänzt werden. Zudem sei die Integration der Finanzmärkte wichtig, da Kapitalmärkte als wichtiger Puffer wirkten. Dombret verwies auf die USA, wo die integrierten Märkte für Eigenkapital 40 % der gesamten konjunkturellen Schwankungen zwischen den Bundesstaaten abfederten, 25 % der Schwankungen würden über die Kreditmärkte ausgeglichen. In Europa dienten vor allem Kreditmärkte als Puffer, die aber nur 40 % eines Schocks abfedern könnten. “Die Rolle der Kapitalmärkte zu stärken und sie besser über Ländergrenzen hinweg zu integrieren würde helfen, die Risikoverteilung in Europa zu verbessern und Schwankungen des Konsums zu verringern.”