Nachfolger Matthias Neth übernimmt am 29. April

Schneider sagt Sparkassen im Ländle Ade

Nach 18 Jahren an der Spitze der Sparkassen in Baden-Württemberg übergibt Peter Schneider an seinen Nachfolger Mathias Neth. In dieser Zeit hat der scheidende Präsident die Geschichte der Finanzgruppe im Südwesten neu geschrieben.

Schneider sagt Sparkassen im Ländle Ade

Von Thomas Spengler, Stuttgart

Zum Stabwechsel gibt es ein richtiges Tschingderassabum. Wenn Sparkassenpräsident Peter Schneider seine Amtsgeschäfte am 29. April an Matthias Neth, bisher Landrat des Hohenlohe-Kreises, übergibt, spielen in Stuttgart die Bürgerwache Mengen und die Bürgerwehr Riedlingen zum Großen Zapfenstreich auf. Für Schneider, selbst Ehrenleutnant der Bürgerwehr Riedlingen, geben die Musiker den Großenhainer Husarenmarsch, das Herzstück von Weingartens Blutritt, bei dem der 65-Jährige seit 28 Jahren mitreitet. Neth hat sich das deutsche Volkslied „Die Gedanken sind frei“ gewünscht.

Landratsamt und Landtag

Mit dieser Feier enden 18 Jahre, in denen Schneider die Geschichte des Sparkassenverbands Baden-Württemberg (SVBW) mit List und Lust geschrieben hat – ein Zeitraum, den man getrost eine Ära nennen kann. Als der Ruf nach Stuttgart erfolgte, konnte Schneider schon auf eine lange Berufs- und Gremienerfahrung verweisen, in deren Verlauf er mit 33 Jahren zum jüngsten Landrat in Baden-Württemberg avanciert war und von 2001 an den Wahlkreis Biberach für die CDU im baden-württembergischen Landtag vertrat (bis 2016).

In Oberschwaben verwurzelt

Geprägt hat den gebürtigen Riedlinger das bäuerlich-katholische Milieu seiner Heimat Oberschwaben, in der ein starkes Gottvertrauen herrschte – gepaart mit Freude am Leben. „Meine Großeltern haben auf diese Weise das Leben angenommen und mit viel Arbeit bewältigt“, erinnert er sich. Ausgestattet mit diesen Werten, trat er 2006 die Nachfolge von Heinrich Haasis als SVBW-Präsident an.

Bewährungsprobe LBBW

Nach zwei Jahren an der Spitze stand Schneider vor seiner größten Bewährungsprobe, drohte doch die LBBW in den Strudel der Finanzkrise hinabgezogen zu werden. „Ich musste dafür kämpfen, durchaus in ein Risiko zu gehen und somit eine bessere Lösung zu finden“, sagt er heute über die Rettung der Bank. Der damals aufgeklappte Garantieschirm über 13 Mrd. Euro ist eingefahren, die einst aufgebrachte Kapitalerhöhung in Höhe von 5 Mrd. Euro ist im Unternehmenswert mehr als vorhanden. Doch es wurmt ihn, dass die LBBW den 50 Sparkassen im Ländle von den fremdfinanzierten 3 Mrd. Euro erst 1 Mrd. zurückgezahlt hat.

Macher und Strippenzieher

Schneider war nie einer, der nur verwaltet hat, sondern meistens im Vorwärtsgang fuhr. Dies zeigt auch die jüngste Fusion der Landesbausparkassen Südwest und Bayern zur LBS Süd, wo er die Strippen mitgezogen hat. Dasselbe gilt für den Erwerb der Berlin Hyp durch die LBBW oder den Einstieg eines Südwestkonsortiums bei Transnet BW im vergangenen Jahr. Ein weiteres seiner Projekte ist die vor zehn Jahren neu gebaute Sparkassenakademie in direkter Nachbarschaft zur LBBW und zum Verband – ein Projekt, bei dem sich Schneider von Anfang an für die große Lösung eines 100-Millionen-Neubaus starkgemacht hat. 

Eigenes Wirtshaus

Auch ein Wirtshaus namens „Kreuz“ im heimischen Riedlingen nennt der scheidende Sparkassenpräsident sein Eigen – dort, wo er sich auch schon mal vertraulich mit dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten trifft. Schneider, der gerne auf die Pirsch geht, sieht sich nicht als Intellektueller, sondern ist einer, der versucht, komplexe Dinge in ihrem Kern zu erfassen. Um Begriffe wie Kreditersatzgeschäft oder Ähnliches begreifbar zu machen, fragt er gerne, wie es ein Bauer denn sagen würde.

Resignation bei Regulierung

Wenn die Rede auf die europäische Bankenaufsicht kommt, resigniert allerdings auch ein Kämpferherz wie Schneider. Jahrelang hat er gegen, wie er meint, unsinnige, überbordende Regulierung angekämpft.

Davon sei die Institutsvergütungsordnung, die pauschal allen Banken übergestülpt wird, nur ein Beispiel. Den Kreditinstituten werde die Freiheit, zwischen Chancen und Risiken selbst abzuwägen, zunehmend genommen, klagt er. Allein bei der LBS Süd sind es dauerhaft um die 40 Mitarbeiter, die dauerhaft damit beschäftigt sind, die Regularien seitens der EZB abzuarbeiten. „In Sachen Regulatorik hätte ich mich zunehmend zum Don Quijote machen müssen, der vergeblich gegen Windmühlen ankämpft“, sagt er mit Blick auf die Zukunft.

Schneider geht als einer, der die Sparkassen nicht nur durch Krisen geführt hat, sondern aktiv Strukturpolitik betrieben hat – mit dem Ergebnis, dass am Finanzplatz Stuttgart ein bärenstarker Standort der Sparkassenorganisation herangewachsen ist. Es sei noch erwähnt, dass im Schneider`schen Wirtshaus zu Riedlingen keine Kartenzahlung möglich ist, was die Liebe seines Besitzers zum Bargeld widerspiegelt. Bares ist eben Wahres, sagt dazu Schneider augenzwinkernd.

Peter Schneider sagt Sparkassen in Baden-Württemberg Ade

Regionalpräsident übergibt nach 18 Jahren Amtsgeschäfte

spe Stuttgart
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