Basel III

Drastischer Anstieg der Kapitalanforderungen droht

Deutschen Banken droht im Zuge der Umsetzung der Basel-III-Reform ein drastischer Anstieg der Kernkapitalanforderungen.

Drastischer Anstieg der Kapitalanforderungen droht

fir Frankfurt

Deutschen Banken droht im Zuge der Umsetzung der Basel-III-Reform ein drastischer Anstieg der Kernkapitalanforderungen. Geht die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) in einer im Dezember vorgestellten Auswirkungsstudie zu Basel III von einem zusätzlichen Bedarf von 35% aus, so erwartet der Verband der deutschen Pfandbriefbanken (VDP) noch höhere Werte, wie VDP-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt am Montag in einem Pressegespräch erörterte. Der europäische Durchschnitt liegt laut EBA bei 18%, der Anstieg für Immobilienfinanzierer bei 23%. Darüber hinaus seien aber noch weitere Kapitalbelastungen zu erwarten, welche die Pandemie mit sich bringe, so der VDP.

Den wegen der Covid-Auswirkungen von der EBA veranschlagten Kapitalfehlbetrag der Banken in der EU von 52 Mrd. Euro hält der Verband dabei für nicht sehr aussagekräftig – zu pauschal, ohne auskömmliche Begründung komme der Betrag daher, hieß es. Zudem dürfte der tatsächliche Wert um einiges höher liegen, da die EBA von einem Minimalniveau ausgehe. Mit weiteren 52 Mrd. Euro rechnet die EBA wegen der Basel-Reform. Jeder einzelne der beiden Effekte entspräche einem Rückgang der harten Kernkapitalquote von 2,3 bis 3,8 Prozentpunkten.

Besonders stark wirkt sich Tolck­mitt zufolge der Output Floor aus, der bei deutschen Instituten mehr als die Hälfte des Anstiegs ausmache. Der Output Floor begrenzt die Möglichkeiten von Banken, die mittels interner Modelle ihre Kapitalanforderungen berechnen. In der Vergangenheit hatte sich gezeigt, dass so Kapitalunterlegungen kleingerechnet werden bzw. es an Transparenz und Vergleichbarkeit mit anderen Instituten mangelt.

Laut Basel-III-Reform wird von 2023 an der nach internen Modellen berechnete Kapitalbedarf sukzessive erhöht, bis er 2028 mindestens 72,50% des nach dem Standardansatz berechneten Werts erreicht. Damit erhöhten sich die Kapitalanforderungen jener Banken, die interne Risikomodelle nutzen, stark – insbesondere im risikoarmen Geschäft wie etwa der Immobilienfinanzierung. Nicht nur Institute in Deutschland, sondern auch in Frankreich, Schweden und Dänemark seien von höheren Kapitalbelastungen besonders betroffen, so der VDP. Im Gegensatz zu ihren Wettbewerbern in südeuropäischen Staaten würden Banken dort in stärkerem Maße auf interne Modelle zurückgreifen.

„Übererfüllung“ unerwünscht

Der Verband betonte, sich nicht gegen die Basel-III-Reform zu stemmen und auch nicht gegen den Output Floor von 72,50% generell zu sein. „Wir wissen den Wert guter Regulierung zu schätzen“, erklärte Tolckmitt. Ihm stößt aber sauer auf, dass die EBA die Baseler Vorgaben in der europäischen Umsetzung „übererfüllen“ wolle und Maximalforderungen an den Kapitalbedarf stelle, die nicht nötig seien und die europäischen Institute gegenüber etwa US-amerikanischen benachteiligten. „Die EBA kommt auf relativ dramatische Kapitalmehrbelastungen, zieht daraus aber nicht die richtigen Schlüsse, sondern hält an ihrer schon im August 2019 vorgeschlagenen Maximalumsetzung des Output Floors fest“, beklagte Tolckmitt. Diese bestehe darin, dass sämtliche Kapitalbestandteile der Säule 1, also Mindesteigenkapitalanforderungen, und der Säule 2, also Anforderungen aus der qualitativen Bankenaufsicht, dem Output Floor unterworfen werden sollen, wohingegen die Basel-III-Reform nur von einer Berücksichtigung der Säule 1 ausgehe.

„Es war das erklärte Ziel von Politikern und Aufsehern bei der Reform von Basel III, die Eigenkapitalanforderungen insgesamt für die Kreditwirtschaft nicht signifikant zu erhöhen. Das allgemeine Verständnis dessen, was nicht signifikant ist, liegt bei etwa bis 10%“, führte der Verbandschef aus. Er schlägt vor, sich auf die ursprünglichen Basel-Vorgaben zu besinnen, statt wie die EBA „Gold Plating“ zu betreiben. Dann würde der Mindestkapitalanstieg von 18% auf 13% sinken, was zwar signifikant, aber vertretbar sei. Er zeigte sich leicht optimistisch, dass es angesichts der unterschiedlichen Meinungen in den EU-Mitgliedstaaten und der EU-Kommission eine Chance gibt, vom EBA-Umsetzungsvorschlag abzukommen. Hier sei aktuell einiges im Fluss, berichtete Tolckmitt.