DSGV stimmt Institute auf schlechtere Zeiten ein

Sparkassen stocken Vorsorgereserve um 4,4 Mrd. Euro auf und begegnen Niedrigzins mit Kostensenkungen und Gebührenerhöhungen

DSGV stimmt Institute auf schlechtere Zeiten ein

fir Frankfurt – Die deutschen Sparkassen haben die Effekte des Niedrigzinses im vergangenen Jahr deutlich zu spüren bekommen. Sie konnten diese nur teilweise kompensieren, wie Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), auf der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt ausführte. So stand einem um 840 Mill. Euro auf 22,2 Mrd. Euro verminderten Zinsüberschuss ein um 213 Mill. Euro höherer Provisionsüberschuss gegenüber (siehe Tabelle). Die Verwaltungskosten sanken um 157 Mill. Euro, vor allem, weil durch Fluktuation und Vorruhestandsregelungen die Zahl der Mitarbeiter um das Äquivalent von 5 600 Vollzeitstellen sank. Dass die Bankenabgabe mit 131 Mill. Euro zu Buche schlug und damit 31 Mill. Euro mehr ausmachte als 2015, veranlasste Fahrenschon zu der Bemerkung: “Die Kosten steigen – und das ist das Ärgerliche – in Bereichen, die die Sparkassen nicht beeinflussen können.” Die Aufwand-Ertrags-Quote erhöhte sich auf 65,0 (i.V. 64,2) %. Fahrenschon warnt davor, dass sie in den nächsten fünf Jahren im Durchschnitt auf bis zu 75 % wachsen könnte, falls nicht weiter entschlossen gegengesteuert werde. Vor Steuern sank das Ergebnis um 100 Mill. auf 4,8 Mrd. Euro.Zugute kam den gut 400 öffentlich-rechtlichen Instituten die günstige Konjunktur, so dass weder im Kredit- noch im Wertpapiergeschäft Wertberichtigungen anfielen. Weil diese komfortable Situation nicht von Dauer sein dürfte, stocken die Sparkassen die Vorsorgereserven erneut auf. Sie wachsen um 4,4 Mrd. Euro und damit um 600 Mill. Euro mehr als 2015. “Wir sehen weitere Zinseinbußen und mögliche höhere Wertberichtigungen in den nächsten Jahren”, prognostizierte Fahrenschon. “Es ist deshalb notwendig und richtig, jetzt noch aus eigener Kraft Reserven zu bilden.”Sowohl das Einlagen- als auch das Kreditgeschäft haben nach den bereits hohen Zuwächsen der vergangenen Jahre 2016 erneut deutlich zugelegt (siehe Grafik). Höhere Einlagen, die Fahrenschon zufolge auf ein gestiegenes Sicherheitsbedürfnis der Kunden zurückzuführen sind, wertet er einerseits zwar als Vertrauensbeweis. Andererseits belasten mehr Einlagen die Institute aber auch, müssen sie doch für bei der Europäischen Zentralbank (EZB) hinterlegte Gelder 0,4 % Negativzins berappen. Die Expansion hat GrenzenDie Bestände der Unternehmenskredite schwollen um 4,6 % auf 378 Mrd. Euro an, das Kreditvolumen an Privatkunden nahm um 2,7 % auf knapp 331 Mrd. Euro zu. “Wir sind über dem Markt gewachsen und haben dieses Wachstum nicht mit einem höheren Risikoniveau erkauft”, kommentierte Fahrenschon die Expansion. Die stößt allerdings mittlerweile an ihre Grenzen, schließlich decken sich Kunden bereits seit Jahren mit niedrig verzinsten Darlehen ein.Den Sättigungseffekt macht der DSGV etwa am Kreditneugeschäft mit Privatkunden fest, das um 7,5 % zurückgegangen ist. Ursächlich dafür sei jedoch auch die umstrittene Wohnimmobilienkreditrichtlinie, hieß es. Unsicherheit über ihre Auslegung hatte im zweiten und dritten Quartal zu einer spürbaren Verringerung der Kreditvergabe geführt, bevor sie im vierten Quartal wieder anzog – was auf die Ankündigung einer Entschärfung der Richtlinie seitens der Bundesregierung mit dem Finanzaufsichtsrechtergänzungsgesetz Ende des Jahres zurückzuführen sein dürfte.Die Zinslage bezeichnete Fahrenschon als nach wie vor “größte Herausforderung, mit der wir uns auseinanderzusetzen haben”. Den in den nächsten Jahren zu erwartenden weiteren “Einschlägen beim Zinsergebnis” wollen die Sparkassen unter anderem mit Gebührenerhöhungen sowie stärkerem Wachstum im Auslandsgeschäft und Private Banking begegnen, wie DSGV-Präsident Fahrenschon berichtete.Obwohl das Potenzial bei der Kreditvergabe bereits weitgehend ausgereizt sei, werde auch hier noch Wachstum angepeilt. Zudem kündigte er wie bereits bei anderen Gelegenheiten die stärkere Bepreisung von Leistungen an, sofern noch nicht geschehen. Negativzinsen für Sparer erteilte der Verbandschef jedoch eine Absage, obschon dies zulasten der eigenen Ertragslage gehe.