Düstere Zukunft für Lebensversicherer

Sinkende Einnahmen und Zinslasten - Moody's geht von stabiler Ertragslage bei Schadenversicherern aus

Düstere Zukunft für Lebensversicherer

ak Köln – Moody’s blickt pessimistisch in die Zukunft der deutschen Lebensversicherer und bezeichnet den Ausblick auf das kommende Jahr als negativ. Hauptgrund ist das Zinstief. Die Renditen der Kapitalanlagen seien schon seit Jahren unter Druck, erläuterte Senior-Analyst Christian Badorff bei der Vorstellung seiner Branchen-Analyse. “Diese Dynamik wird durch den coronabedingten Konjunkturrückgang zusätzlich verstärkt.” Anders als noch im vergangenen Jahr werde auf absehbare Zeit auch nicht mehr mit einem Zinsanstieg gerechnet.Bei einem unveränderten Zinsniveau hält auch der Druck, Garantien aus der Vergangenheit mit zusätzlichen Puffern abzusichern, an. Die Zinszusatzreserve (ZZR), die seit 2011 gebildet werden muss, würde sich in diesem Szenario bis 2030 noch einmal verdoppeln, hat Moody’s berechnet. Die ZZR der gesamten Branche würde sich dann auf rund 150 Mrd. Euro belaufen.Was die Marktentwicklung angeht, rechnet Moody’s in den kommenden beiden Jahren bei den Lebensversicherern mit Einbußen. Die niedrigen Zinsen wirkten sich negativ auf die Attraktivität der Produkte aus, sagte Badorff. Die Ratingagentur prognostiziert für 2020 und für 2021 sinkende Beitragseinnahmen insgesamt sowie ein rückläufiges Neugeschäft. Badorff glaubt, dass die Wettbewerber der Allianz in Sachen Beitragsgarantien folgen – sofern sie es nicht schon zuvor getan haben. Die Marktführerin hatte vor kurzem angekündigt, von kommendem Jahr an in den Hauptprodukten in der Lebensversicherung keine 100 % Beitragsgarantie mehr zu geben, um bei der Kapitalanlage flexibler agieren zu können. Moody’s-Analyst Badorff bezeichnete den Schritt als “ökonomisch sinnvoll”.Entspannter sieht das Bild bei den deutschen Schaden- und Unfallversicherern aus. Bei ihnen treten zwar durch die Pandemie Schadenfälle vor allem in der Betriebsschließungsversicherung auf. Doch das werde durch die sinkende Zahl von Autounfällen mehr als aufgefangen. Der Rückgang der Schäden werde auf 9 bis 13 % geschätzt, sagte Badorff. Zwar würden auch die Kapitalanlageergebnisse der Unternehmen sinken, doch insgesamt sagt Moody’s ein stabiles Ergebnisniveau der Schaden- und Unfallversicherer für 2020 voraus. Preise sinkenAllerdings dürfte sich das in den vergangenen Jahren beobachtete Beitragswachstum abschwächen. Nicht zuletzt in der größten Sparte Autoversicherung wird mit eher sinkenden Preisen gerechnet, da die Versicherer angesichts der geringen Schadenzahlen keine Argumente für Beitragserhöhungen haben. Lediglich in der Industrieversicherung steigen die Preise zum Teil steil.