Wertpapierpanne

DWP Bank arbeitet Handelsfehler auf

Bei der DWP Bank gibt es absehbar keine personal- oder strafrechtlichen Konsequenzen nach der Handelspanne, die den Wertpapierdienstleister 61 Mill. Euro gekostet hat. Derzeit werden aber die Kontrollmechanismen optimiert.

DWP Bank arbeitet Handelsfehler auf

DWP Bank arbeitet Handelsfehler auf

Optimierte Kontrollmechanismen – Keine personellen Konsequenzen

Bloomberg Frankfurt

Der 61 Mill. Euro teure Handelsfehler bei der Deutschen Wertpapier Service Bank zieht in dem Institut wohl keine personal- oder strafrechtlichen Konsequenzen nach sich. Das erklärte Vorstandschef Heiko Beck nach dem Abschluss mehrerer Untersuchungen im Interview mit Bloomberg. Die DWP gehört Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Laut Beck hatte es Untersuchungen durch die BaFin, die interne Revision der DWP und die Beratungsgesellschaft Deloitte gegeben. Letztere war von Vorstand und Aufsichtsrat beauftragt worden, um den Ursachen des außergewöhnlichen Vorfalls auf den Grund zu gehen.

„Alle Berichte kommen zu dem Ergebnis, dass das fehlerhafte Börsengeschäft aufgrund einer untypischen Konstellation mehrerer ungünstiger externer Faktoren zustande gekommen ist”, erklärte Beck. „Es gibt keinen Anlass für personalrechtliche oder strafrechtliche Maßnahmen in der DWP Bank, da mitverursachende Gründe vor allem auf Prozess- und Kontrollebene lagen.“

Das heiße aber nicht, dass es bei der Bank kein Verbesserungspotenzial gebe. So sei die DWP Bank etwa dabei, die Kontrollmechanismen zu optimieren. „Wir haben einen Maßnahmenplan erstellt, den wir mit der Aufsicht abgestimmt haben und nun abarbeiten”, sagte Beck. Die BaFin lehnte es auf Anfrage von Bloomberg News ab, eine Stellungnahme zu dem Thema abzugeben.

Komplextes Zertifikate-Geschäft löste Problem aus

Hintergrund für den Handelsfehler war ein komplexes Zertifikate-Geschäft eines privaten Depotkunden. Die DWP Bank hatte eine große Anzahl eines Zertifikats zum aktuellen Marktpreis auf eigene Rechnung einkaufen müssen. Das führte zu Einbußen von rund 61 Mill. Euro für die Bank. Zum Zeitpunkt von Kauf und Verkauf der Zertifikate sei die Anzahl der Wertpapiere vom Emittenten über einen Reverse Split sehr stark reduziert worden, so die DWP Bank. Der private Depotkunde habe viele Zertifikate zum alten Preis kaufen und die meisten davon zum neuen, viel höheren Preis verkaufen können.

„Im vorliegenden Fall ging es um ein Wertpapier eines irischen Emittenten, bei dem – anders als bei deutschen Wertpapieren – bei einer Kapitalmaßnahme wie einem Reverse Split nicht automatisch eine neue ISIN-Wertpapierkennnummer vergeben wurde”, erklärte Beck. Die Vergabe einer neuen Kennnummer hätte seinen Worten zufolge den Vorfall verhindern können. Inzwischen sei die Praxis auf internationaler Ebene geändert worden, auch auf Bestreben der DWP. „Wir haben viel Zeit und Ressourcen in die Aufarbeitung des Vorfalls gesteckt und aus unserer Sicht alles Mögliche getan, damit sich so ein Vorfall nicht noch einmal wiederholt.”

Mehrere Verursacher

Derzeit untersucht die Bank noch, ob sie sich Kosten aus dem Vorfall von anderer Stelle zurückholen kann. Es habe in der “Prozesskette mehrere beteiligte Unternehmen gegeben, die jeweils einen Verursachungsbeitrag geleistet haben”, sagte Beck. “Wir prüfen derzeit rechtliche Schritte, wollten aber erst den Ausgang der Untersuchungen abwarten.“

Die DWP tritt selbst nicht im Endkundengeschäft auf, sondern ist Dienstleister im Hintergrund. Viele Banken haben ihre Wertpapierprozesse an sie ausgelagert, etwa die DZ Bank samt Genossenschaftsbanken, 331 Sparkassen, Landesbanken wie Helaba und Nord/LB sowie Privatbanken. Gesellschafter der DWP Bank sind DekaBank, BayernLB, Helaba, der Rheinische Sparkassen- und Giroverband und der Sparkassenverband Westfalen-Lippe als Vertreter der Sparkassen-Finanzgruppe mit zusammen 50% und die genossenschaftliche DZ Bank mit 50%.