Heiko Beck

DWP Bank stemmt Spitzenlast in Coronakrise

Nach einer Pannenserie Anfang 2020 lief das Geschäft der Wertpapierdepot-Anbieterin DWP Bank geräuschlos. Der Börsen-Boom lässt die Einnahmen steigen, Bankchef Heiko Beck zeigt sich optimistisch.

DWP Bank stemmt Spitzenlast in Coronakrise

Von Jan Schrader, Frankfurt

Die Börsenlust hat die privaten Anleger von Banken und Sparkassen gepackt – und dem zentralen Wertpapierdepot-Anbieter der deutschen Kreditwirtschaft reichlich Geschäft beschert. Die Zahl der Transaktionen stieg im Coronajahr um annähernd zwei Drittel auf 45,5 Millionen, das verwahrte Wertpapiervermögen legte ebenfalls zu und passierte im laufenden Jahr die Marke von 2 Bill. Euro, die Zahl der Depots der Anleger stieg nach langem Schrumpfkurs zum zweiten Mal in Folge an und steht bei 4,9 Millionen, wie die Deutsche Wertpapierservice Bank (DWP Bank) berichtet. Das belebt das Geschäft: Das Provisionsergebnis, das sich aus den Gebühren der 1210 angeschlossenen Banken und Sparkassen speist, stieg im vergangenen Jahr um 27% auf 311 Mill. Euro, wie die Bank im Geschäftsbericht ausführt, der am heutigen Donnerstag erscheint.

Für Bankchef Heiko Beck handelt es sich um ein „außerordentliches“ Jahr, das gleichwohl auf einer „nachhaltigen“ Entwicklung basiert. In der Coronakrise verbrachten die Nutzer mehr denn je Zeit im Internet und riefen ihre Depots regelmäßig auf. Das münde sehr leicht auch in Transaktionen, sagt er. Die Niedrigzinsen und der enorme Einlagenüberhang der Banken und Sparkassen befeuerten ebenfalls das Geschäft: „Das Geld ist da.“ Zugleich steige das Volumen der Fondssparpläne. Die zuletzt rund 700000 Verträge sollen sich bis Jahresende der Marke von 1 Million nähern. 200 bis 300 Euro pro Nase und Monat seien bei den Wertpapierdepots üblich, sagt Beck. Nach 6,5 Millionen Sparplan-Transaktionen im vergangenen Jahr peilt die Bank im laufenden Turnus 10,4 Millionen an. Im Mai soll das Angebot um einen Aktiensparplan erweitert werden.

Probleme abgearbeitet

Für das Frankfurter Unternehmen war das vergangene Jahr aber zunächst schmerzhaft: Im Januar war die Saldo-Anzeige der Wertpapierdepots gestört, was etwa auch die DKB betraf, eine Tochter der BayernLB. Dann versagte während der Börsenturbulenzen zu Beginn der Coronakrise im März 2020 die Ordererfassung zeitweise, weil die vielen Aufträge nicht mehr auf verschiedene Server verteilt werden konnten. Insgesamt zählt die Bank fünf ernsthafte IT-Störungen im ersten Quartal. Im weiteren Jahresverlauf habe sich das System aber als stabil erweisen, hält der Geschäftsbericht fest.

Beck verweist darauf, dass die Bank weitere Spitzen im Handel gemeistert habe, etwa nach dem Kollaps von Wirecard, dem Durchbruch bei der Impfstoffentwicklung von Biontech und während des Massenkaufs der Gamestop-Aktie. Die letzte Spitze verzeichnete die Bank kurz nach Ostern am 6. April, als der Dax mit 15309 Punkten ein neues Zwischenhoch erreichte. Laut Beck verzeichnete die Bank da eine halbe Million Transaktionen, das sind etwa dreimal so viel wie im Durchschnitt des Vorjahres. „So einen Tag notiert man sich“, sagt Beck.

Damit die Technik mit den Anforderungen Schritt hält, ist die Bank zu Investitionen verdammt, wie er deutlich macht. 72 Mill. Euro nahm die Bank seinen Angaben zufolge 2020 in die Hand, nachdem in den Vorjahren ein Niveau von 50 bis 60 Mill. Euro üblich gewesen war. Allein für Regulierung und Vorgaben zur Marktinfrastruktur machte die Bank 23,5 Mill. Euro locker, wie der Geschäftsbericht aufführt. Die IT-Pannen zu Jahresbeginn zogen das Programm „Refresh Kundeneingangsschnittstelle“ nach sich, das verbunden mit weitereren „Maßnahmen zugunsten erhöhter Stabilität und Qualität“ 14,2 Mill. Euro auf die Waage brachte. Die laufende Umstellung des alten Systems WP2 auf die Neuentwicklung WP3, die bis 2024 schrittweise vollzogen werden soll, schlug allein 2020 mit 14,4 Mill. Euro zu Buche und soll auf Sicht von mehreren Jahren gut 100 Mill. Euro kosten. Auch für bestimmte Kundenwünsche muss der Wertpapierdienstleister investieren. Dazu zählt die laufende Einbindung der Hamburger Sparkasse (Haspa).

Angebunden hat die Bank fast alle Genossenschaftsbanken, die meisten Sparkassen sowie die Landesbanken BayernLB, Helaba, Nord/LB und SaarLB. Darüber hinaus sind 24 Privat- und Geschäftsbanken dabei, darunter auch die Postbank, obwohl die Konzernmutter Deutsche Bank nicht zur Kundschaft zählt. Da die Deutsche Bank die Systeme der Postbank integrieren will, könnte die DWP Bank sie bald als Kundin verlieren. Einige Hunderttausend Depots fielen damit weg. Im vergangenen Jahr hatte sich die genossenschaftliche Apo-Bank verabschiedet.

Der auf 47 Mill. Euro verdreifachte Jahresüberschuss der Bank fließt überwiegend in die Gewinnrücklage. Ob die Adresse, die sich im Eigentum wesentlicher Akteure der Kreditwirtschaft befindet, Gebühren für die Kundschaft aus Banken und Sparkassen senken könnte, lässt Beck auf Nachfrage offen. Ein Sprecher erklärt, die Gesellschaft prüfe grundsätzlich etwaigen Spielraum und stehe im Kontakt mit den Eignern.