DWS stellt Ende der Absatzflaute in Aussicht
jsc Frankfurt – Die DWS hofft nach einem erneuten Negativabsatz im dritten Quartal von 2,7 Mrd. Euro auf eine Trendwende: Partnerschaften mit der französischen Investmentfirma Tikehau und dem italienischen Versicherer Generali, neu aufgelegte Fonds, eine Rückkehr institutioneller Investoren in den USA und eine Erholung im Massengeschäft mit privaten Sparern in Europa soll der Gesellschaft im kommenden Jahr einen Absatz von netto 3 bis 5 % pro Jahr gemessen am verwalteten Vermögen einbringen, wie die börsennotierte Fondstochter der Deutschen Bank am Mittwoch erklärte. Das Absatzziel hatte das Haus bereits vor dem Börsengang im März ausgerufen, für das laufende Jahr erscheint das Ziel mit einem Abfluss von bisher mehr als 15 Mrd. Euro aber außer Reichweite.Um das Absatzziel zu erreichen, müsste die DWS gemessen am verwalteten Vermögen von 692 Mrd. Euro per Ende September im Jahr netto mehr als 20 Mrd. Euro einsammeln, pro Quartal also mehr als 5 Mrd. Euro. Den anhaltend negativen Absatz erklärten Konzernchef Nicolas Moreau und Finanzchefin Claire Peel in einer Telefonkonferenz unter anderem mit der US-Steuerreform, die demnach Unternehmen veranlasst, Vermögenswerte in die USA zu verlagern und somit Fondsvermögen abzuziehen. Ohne diesen Effekt hätte die Gesellschaft im dritten Quartal ein positives Neugeschäft erzielt, erklärte Peel. Der Einfluss der Steuerreform auf den Absatz bestehe fort, schwäche sich allerdings ab.Die Flagschifffonds im Massengeschäft mit privaten Sparern nähern sich laut Peel einer Erholung: Der inklusive einer weiteren Produktvariante 21,1 Mrd. Euro schwere “Top Dividende” erziele nach einer Schwächephase wieder eine vorzeigbare Performance, der Absatz von auf Jahressicht minus 3,0 Mrd. Euro habe sich zuletzt wieder der Nullmarke von unten genähert. Auch der auf 6,4 Mrd. Euro taxierte Mischfonds “Concept Kaldemorgen”, benannt nach dem bekannten Fondsmanager Klaus Kaldemorgen, erhole sich. Nach Albrechts AbgangDie Entwicklung des “DWS Aktien Strategie Deutschland” und des “DWS Deutschland” steht nicht in der Präsentation. Die Fonds wurden neben anderen von dem ebenfalls bekannten Fondsmanager Tim Albrecht gesteuert, der vor wenigen Wochen seinen Wechsel zur Privatbank Berenberg bekannt gab und damit seinem Vorgänger Henning Gebhardt folgte. Von Jahresbeginn bis Ende August erzielte der “Aktien Strategie Deutschland” einen positiven Absatz von 670 Mill. Euro, während der “DWS Deutschland” einen Abfluss von 568 Mill. Euro verzeichnete, wie der Fondsverband BVI aufschlüsselt – der Effekt des Weggangs Albrechts im September ist also noch nicht enthalten. DWS-Chef Moreau erklärte, dass mit Albrecht im dritten Quartal nur ein Fondsmanager das Haus verlassen habe und das Team schlagkräftig bleibe. Wie sich der Absatz der zuvor von Albrecht verwalteten Fonds entwickelt hat, ließ die DWS auf Nachfrage offen.Die Gesellschaft vertreibt in Deutschland Fonds nicht nur über das Netz der Deutschen Bank, sondern auch über Finanzvertriebe wie DVAG sowie über fondsgebundene Versicherungen, etwa in Kooperation mit der Aachen Münchener, Zurich und Heidelberger. Über eine Partnerschaft mit dem italienischen Versicherer Generali will die Gesellschaft dem Segment Schwung verleihen, neben Deutschland etwa in Frankreich, Italien und der Schweiz. Einen Schub soll auch die Partnerschaft mit Tikehau bringen, der französischen Investmentfirma für alternative Anlagen, die einen Anteil von unter 3 % an der DWS hält. In der vergangenen Woche haben die Partner unter anderen angekündigt, im kommenden Jahr gemeinsam einen Fonds auf den Markt zu bringen. Weitere Neuauflagen, etwa im Segment grüner Anleihen, klimafreundlicher Techniken und künstlicher Intelligenz, sollen ebenfalls den Absatz beflügeln, sagte Peel.Auf eine solide Marktentwicklung und Nettomittelzuflüsse ist die DWS angewiesen, um die Kostenziele zu erreichen. Mittelfristig peilt das Haus eine Kosten-Ertrag-Quote von 65 % an, im dritten Quartal liegt der Wert bei 70,1 %. Die Erträge von 574 Mill. Euro im dritten Quartal hängen wie auch bei anderen Fondsadressen vor allem vom verwalteten Volumen ab. Die Marge an Managementgebühren beziffert die DWS auf 30,5 Basispunkte, also auf 30,50 Euro je 10 000 Euro investiertem Vermögen. Da für Gebührenerhöhungen wenig Spielraum bleibt, muss das Volumen steigen, um die Erträge zu erhöhen. Kostenblock belastet weiterAuf der Aufwandseite zeichnet sich auf Sicht keine Entspannung ab: Die angestrebten Kosteneffizienzen von 125 Mill. bis 150 Mill. Euro stehen zusätzliche Belastungen von jährlich 40 Mill. Euro für das EU-Regelwerk Mifid II, weitere 40 Mill. Euro für Steuern und “Dis-Synergien” und 90 Mill. Euro für Wachstumsprogramme gegenüber – insgesamt also 170 Mill. Euro pro Jahr. Im laufenden Turnus wird die erhoffte Kosteneffizienz nur zum Teil erzielt, während die zusätzlichen Belastungen bereits überwiegend durchschlagen, wie aus der Präsentation hervorgeht. Allerdings sanken die Kosten im dritten Quartal überraschend deutlich auf 403 Mill. Euro nach 434 Mill. Euro im zweiten Jahresviertel, weil die DWS weniger für Dienstleistungen und Funktionen der Mutter Deutsche Bank bezahlte. Dieser Effekt soll sich auch weiterhin bemerkbar machen. Auf Neunmonatssicht liegen die Kosten mit 1,26 Mrd. Euro nahezu exakt auf Niveau des Vorjahres, während die Erträge von 1,90 Mrd. auf 1,71 Mrd. Euro deutlich nachgaben.Unterm Strich erzielte die DWS im dritten Quartal 172 Mill. Euro vor Steuern und bestätigte die Ausschüttungsquote von 65 bis 75 %. An der Börse legte die Aktie bis Handelsschluss um plus 4,1 % auf 24,74 Euro zu. Größte Eignerin ist mit 77,75 % die Deutsche Bank, während 5,0 % zur japanischen Nippon Life zählen.