DZ Bank arbeitet an der Kapitaldecke
Die DZ Bank bereitet sich auf die neuen Kapitalregeln mit einer neuen Anleihe vor. Vorstandschef Wolfgang Kirsch fordert von Volks- und Raiffeisenbanken mehr Tempo bei der Digitalisierung.sto Frankfurt – Nach einem sensationellen Jahresstart im ersten Quartal widmet sich die DZ Bank der Aufgabe, ihre Kapitaldecke für die künftigen Regeln wetterfest zu machen. Vorstandsvorsitzender Wolfgang Kirsch kündigte gestern bei der Hauptversammlung der Anteilseigner aus Volks-, Raiffeisen- und anderen genossenschaftlichen Banken an, dass bislang voll anrechenbare Kapitalbestandteile voraussichtlich im Herbst durch eine neue Anleihe ersetzt werden. Zuvor werden hierfür heute zwei platzierte Tier-1-Anleihen aus dem Jahre 2009 im Volumen von insgesamt 500 Mill. Euro gekündigt. Der Tausch ist nötig, damit die Bestandteile auch nach den neuen Baseler Vorgaben anrechenbar bleiben.Im 2014 genehmigten Genussrechtsrahmen will das genossenschafliche Spitzeninstitut dann voraussichtlich im Herbst eine AT1-Anleihe (Additional-Tier-1) emittieren. Über eine Größenordnung gab es keine Angaben. Die Emissionsbedingungen sehen derzeit vor, dass bei einem Unterschreiten bestimmter Kernkapitalquoten der Bank oder der Gruppe der Nennbetrag abgeschrieben wird. Die Platzierung soll vorrangig bei Genossenschaftsbanken im Depot A erfolgen. Bei der diesjährigen Hauptversammlung im Congress Center der Messe Frankfurt, bei der mehr als 99 % des Grundkapitals anwesend waren, holte sich die DZ Bank einen neuen Vorratsbeschluss für Genussrechte von bis zu 1 Mrd. Euro ein. Konkrete Pläne gebe es aber derzeit nicht, versicherte Kirsch.99,99 % der anwesenden Aktionäre winkten diesen Tagesordnungspunkt ebenso durch wie die weiteren sieben Punkte der Agenda inklusive Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat sowie Dividendenvorschlag von 15 Cent. Aufsichtsratsvorsitzender Helmut Gottschalk wertete dies als Beweis des “guten Zusammenhalts in der genossenschaftlichen Finanzgruppe”. Auch Bankchef Kirsch zeigte sich hoch erfreut über die jüngsten Beweise des Zusammenstehens in der Gruppe.Als Beispiel nannte er das einstimmige Votum zur Anpassung der eigenen Sicherungseinrichtung an die neuen EU-Vorgaben zum Einlagenschutz bei der Mitgliederversammlung zu Monatsbeginn – “eine Sternstunde unserer Organisation”. Erfolgreich im WettbewerbDie genossenschaftliche Gemeinschaft sei einer der ganz wesentlichen Gründe, warum die DZ Bank erfolgreicher unterwegs sei als manche Wettbewerber, so Kirsch. Er bestätigte frühere Angaben, dass sein Haus mit Schwung und weit über Plan ins neue Jahr gestartet ist, mehr als die Hälfte des geplanten Jahresgewinns ist schon erwirtschaftet (vgl BZ vom 6. Mai). Konkret erreichte das Vorsteuerergebnis 791 Mill. Euro nach Abzug der auf 143 Mill. Euro gestiegenen Bankenabgabe. Geplant sind für den laufenden Turnus 1,5 Mrd. Euro nach dem Rekordergebnis von 2,9 Mrd. Euro im Vorjahr.Für die überbordende Bankenregulierung brach Kirsch bei aller Kritik an verschiedenen Details eine Lanze. “Die Regulatorik der letzten Jahre zeigt – trotz berechtigter Kritik im Einzelnen – deutlich positive Folgen.” Durch mehr und hochwertigeres Eigenkapital sowie globale Liquiditätsstandards sei die Branche stabiler geworden. Und die einheitliche Bankenaufsicht durch die EZB sei eine “große Chance”, dass die vielen nationalen und supranationalen Vorhaben besser koordiniert und die Regulierung weniger komplex werden könnte.Trotzdem seien die Anforderungen anspruchsvoll, mit 50 davon muss sich die DZ Bank aktuell herumschlagen. Kirsch warnte in diesem Zusammenhang dezidiert davor, dass die Besonderheiten des Verbunds und die Zentralbankfunktion seines Institut nicht als Eigenhandel im Sinne der geplanten EU-Trennbankenverordnung gewertet werden dürften.In Sachen Herausforderung durch Digitalisierung richtete Kirsch warnende Worte an seine Gruppe. Im Vergleich etwa zu London hinkten die deutschen Banken zwei Jahre hinterher. “Wir müssen aufholen, und wir brauchen hier auch als genossenschaftliche Finanzgruppe eine ,Kultur der Dringlichkeit`.” Die zu beantwortende Frage sei, wie sich die Fähigkeiten der digitalen Generation in Form von Fintechs in wirklich sinnvolle Kundenangebote verwandeln ließen, ob über Beteiligungen oder interne Entwicklungsabteilungen. Ansonsten liefe die Branche Gefahr, von den Paypals dieser Welt ins Abseits gestellt zu werden.