DZ Bank kritisiert Sparkassen wegen Paydirekt
jsc Frankfurt – Die Kreditgenossen distanzieren sich von der Aussage des DSGV-Präsidenten Georg Fahrenschon, für die Verzögerungen der Sparkassen bei der Einführung des Online-Bezahlverfahrens Paydirekt seien vor allem Sicherheitsbedenken ausschlaggebend. “Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben”, sagte DZ Bank-Vorstandsmitglied Thomas Ullrich am Freitag auf einer Presseveranstaltung des Instituts und verwies damit auf den späten Einstieg der Sparkassen in das gemeinsame Projekt der Kreditwirtschaft.Während die genossenschaftlichen Banken bereits ab November Zahlungen über Paydirekt anbieten wollen, ist ein breiter Einstieg vor dem Weihnachtsgeschäft für die Sparkassen in weite Ferne gerückt. Zur Begründung hatte Fahrenschon am Mittwoch auf einer Branchenkonferenz erklärt, dass Sparkassen allergrößten Wert auf Sicherheit und Qualität legten, auch wenn dies Zeit koste. Gegen den naheliegenden Schluss, dass ein früherer Start des Verfahrens zulasten der Sicherheit gehe, wandte sich nun Ullrich. “Sie können davon ausgehen, dass wir ein sicheres Verfahren einführen werden”, sagte er. Mit seiner Aussage habe Fahrenschon in der Kreditwirtschaft für Diskussionen gesorgt. Allerdings wolle er es anderen überlassen, über die Aussage zu urteilen. Zugleich dämpfte Ullrich die Erwartung einer schnellen Umsetzung bei den Kreditgenossen. Eine flächendeckende Einführung von Paydirekt werde es nur Schritt für Schritt und nicht auf einen Schlag geben, erklärte er. “Wir werden keinen Big Bang sehen.”Mit dem Handel führt die Gruppe über die Institute DZ Bank und WGZ Bank bereits Preisverhandlungen, wie ein Vertreter des Handelskonzerns Metro auf der Veranstaltung deutlich machte. So werde das Düsseldorfer Unternehmen womöglich noch in diesem Jahr im Online-Handel das Zahlungssystem einsetzen, sagte Robert Herzig, der für die Metro den Zahlungsverkehr mit Kunden verantwortet. Ein Einstieg vor Weihnachten sei aber “nicht kriegsentscheidend”, wichtig sei vielmehr der Preis. Auch mit den anderen Akteuren der Kreditwirtschaft müsse die Metro verhandeln – etwa mit dem Sparkassenverband DSGV, der Deutschen Bank, Commerzbank, HypoVereinsbank und dem weitere private Institute vertretenden Bundesverband deutscher Banken. Zusatzprodukte anbietenZwischen den Banken werde es zu einem Wettbewerb kommen, über welches Institut die Kunden ihre Zahlungen abwickeln, sagte Ullrich. “Es ist ein Kampf ums Konto.” Die Zahl der online geführten Konten hätten die Kreditgenossen in den zurückliegenden Monaten deutlich erhöht. Auch das Bezahlen über das Handy (Mobile Payment) mit Paydirekt sei ein wichtiges Thema.Das neue System solle aber mehr sein als nur ein Konkurrent zum etablierten Zahlungsdienst Paypal, betonte er. Die neue Plattform sei flexibel und könne von den Banken um zusätzliche Produkte ergänzt werden. Wenn Kunden eine Zahlung via Paydirekt leisteten, könnte eine Bank etwa eine Ratenzahlung oder zugehörige Versicherungen anbieten, überlegte Ullrich. “Es gibt sehr viel Fantasie, wie man alles rund um den Bezahlvorgang mit verschiedensten Produkten anreichern kann.”Bereits jetzt habe Paydirekt “einen noch nie dagewesenen Schub” ausgelöst. Auf Veranstaltungen für Vertreter der 1 047 genossenschaftlichen Banken haben sich demnach mehr als 2 000 Vorstandsmitglieder und Marketingleiter angemeldet und damit mehr als von der DZ Bank erwartet. Ein Umdenken sieht auch Jürgen Bott, Professor an der Fachhochschule Kaiserslautern. Hätten Vertreter von Volks- und Raiffeisenbanken zuvor oft erklärt, für ein eigenes Online-Bezahlsystem sei es zu spät, greife nun der Optimismus um sich.