Eher Durchwurschteln als Grexit

Deutschlandchef von Morgan Stanley warnt vor Altersarmut durch Nullzinsen

Eher Durchwurschteln als Grexit

ski Frankfurt – In der Griechenlandkrise sei die “Wahrscheinlichkeit für ein weiteres Durchwurschteln” noch immer etwas höher als die für drastische Entscheidungen, “für deren mögliche Folgen ja niemand gerne die Verantwortung tragen möchte”. Das sagte Oliver Behrens, seit Januar Vorstandsvorsitzender der Morgan Stanley Bank, im Interview der Börsen-Zeitung auf die Frage, ob er mit dem Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone (“Grexit”) rechne. Er fügte hinzu: “Andererseits ist unserer Bevölkerung nicht ohne Weiteres zu vermitteln, dass die Griechen gefühlt permanent das Geld abheben, und wir füllen immer wieder den Automaten auf. Da läuft man Gefahr, über die Zeit die Bevölkerung zu verlieren.” Von dem Punkt sei man nicht mehr so weit entfernt.Mit Blick auf die Situation an den Märkten sagte der aus dem Vorstand der DekaBank zu Morgan Stanley gewechselte Deutschlandchef der US-Bank, er könne sich nicht vorstellen, “dass die doch ziemlich rasante Gegenbewegung, die wir in den vergangenen Wochen an den Anleihemärkten gesehen haben, schon die Zinswende markiert”. Um die Entwicklung richtig zu deuten, sollte man sich sämtliche Konsequenzen ausmalen, die es hätte, wenn es wirklich die Zinswende gewesen wäre. “Wir dürfen nicht vergessen: Südeuropa kennt die Festzinshypothek eher nicht.” Behrens warnte zugleich davor, dass mit anhaltenden Niedrig- und Nullzinsen das Risiko von Altersarmut auf breiter Front zunehme. “Wir haben Pensionssysteme, die im Risiko stehen, und Lebensversicherer, die zunehmend Probleme bekommen, die Garantiezinsen zu zahlen, wir haben Bausparkassen und andere, die auf der Kapitalanlageseite in die Bredouille geraten.”In Sachen Regulierung setzt Behrens auf die Bereitschaft der Politik zum Dialog und zur Korrektur von Übertreibungen. Äußerungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel, man müsse schauen, ob an der einen oder anderen Stelle zu viel des Guten getan wurde, seien ein sehr positives Signal in diesem Sinne.—– Interview Seite 5