KMU-Kredite

EIB übernimmt Kreditrisiken von Berenberg

Die Europäische Investitionsbank will mit Berenberg die KMU-Finanzierungslücke schließen – eine Studie beziffert diese auf rund 15 Mrd. Euro und fordert Alternativen zum Bankkredit.

EIB übernimmt Kreditrisiken von Berenberg

EIB übernimmt Kreditrisiken von Berenberg

Europäische Investitionsbank will KMU-Finanzierungslücke schließen – Eine Studie beziffert diese auf 15 Mrd. Euro

phh Frankfurt

Die Europäische Investitionsbank (EIB) möchte die Kreditvergabe an mittelgroße Unternehmern erleichtern. Dazu übernimmt sie über Darlehensgarantien bis zur Hälfte des Kreditrisikos eines bis zu 300 Mill. Euro großen Kreditportfolios von Berenberg, wie die Privatbank am Dienstag mitteilte. Dadurch könne Berenberg mittelgroßen Unternehmen mit weniger als 3.000 Mitarbeitern besseren Zugang zur Betriebsmittelförderung gewähren.

KMU-Finanzierungslücke über 15 Mrd. Euro

Aufgrund des makroökonomisch weiterhin schwierigen Umfelds bleibe der Finanzierungszugang für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) weiterhin erschwert. “Europäische Banken zögern immer mehr, den steigenden Betriebsmittelbedarf der Unternehmen zu finanzieren”, sagt Lars Hagemann, Leiter Structured Finance bei Berenberg. Aufgrund der Kapitalentlastung durch die EIB könne Berenberg das Portfolio an revolvierenden Kreditfazilitäten in Europa ausweiten.

Für kleine und mittelgroße Unternehmen wird es zunehmend schwer, eine Finanzierung zu erhalten. Eine Studie der Unternehmensberatung PwC Strategy& beziffert die Finanzierungslücke derzeit auf rund 15 Mrd. Euro. Die Studie untersucht Unternehmen mit bis zu 250 Mitarbeitern und maximal 50 Mill. Euro Umsatz, die grundsätzlich für einen Bankkredit in Frage kämen (“financially viable”), diesen aber entweder nicht bewilligt oder ihn selbst aufgrund unvorteilhafter Konditionen abgelehnt haben.

Kredite rechnen sich nicht

Zur Berechnung der Finanzierungslücke unterstellt die Studie ein durchschnittliches Kreditvolumen von 190.000 Euro, das von KMU benötigt wird, durch Banken aber nicht bedient werden kann. Die Studie merkt an, dass sich die Finanzierungslücke in den vergangenen fünf Jahren etwas reduziert hat: 2018 hatte die EIB die Lücke noch auf schätzungsweise 20 Mrd. Euro beziffert. Das grundsätzliche Problem besteht jedoch weiter: Jedes vierte KMU in Europa meldet der Studie zufolge inzwischen erhebliche Schwierigkeiten beim Zugang zu Finanzmitteln.

“Bei KMU-Krediten sind die Stückkosten für den einzelnen Kredit relativ gesehen hoch. Das macht kleinere Finanzierungstickets für größere Banken weniger attraktiv”, sagt Sebastian Marek, Partner bei PwC Strategy&. Deshalb seien kleinere Finanzierungstickets für größere Banken weniger attraktiv. “Hinzu kommt, dass KMU auch aus der Risikoperspektive oft nicht in das Profil größerer Banken passen.“ Alternative Kreditgeber wie beispielsweise Debt Funds kämen weniger in Frage, da sie sich in der Regel auf größere Unternehmen und Akquisitionsfinanzierungen konzentrieren und deshalb für Betriebsmittellinien oder Working-Capital-Lösungen zwischen 100.000 und 200.000 Euro nicht interessieren.

Es braucht alternative Finanzierungsformen wie Embedded Finance, um die Finanzierungslücke zu schließen.

Sebastian Marek, PwC Strategy&

Förderbanken wie die EIB versuchen zwar, über Garantien die Bilanzen der Banken zu entlasten. “Wir glauben aber, dass es auch alternative Finanzierungsformen wie Embedded Finance braucht, um die Finanzierungslücke zu schließen”, so Marek. Grundsätzlich bedeutet “Embedded Finance”, dass Finanzdienstleistungen von Nichtbanken in die Kundenreise (Customer Journey) integriert werden. Im Business-to-Business-Kontext können diese Finanzdienstleistungen in Plattformen von Nichtfinanzdienstleistern integriert werden, beispielsweise in ERP-Systeme, Buchhaltungssoftware oder elektronische Einkaufssysteme (E-Procurement).

Um dabei zu helfen, die Finanzierungslücke zu schließen, nennt die Studie zwei konkrete Beispiele: das sogenannte Embedded Factoring und die Embedded Trade Credit Insurance, also den integrierten Forderungsverkauf und die integrierte Exportkreditversicherung. Beide Finanzierungslösungen würden aktuelle Schmerzpunkte adressieren – steigende Ausfallraten und zunehmender Working-Capital-Bedarf bei KMU.

Liquidität auf Knopfdruck

Die Factoring-Lösung ermöglicht KMU der Studie zufolge schnelle Liquidität, indem sich ein Finanzdienstleister direkt in das ERP- oder Rechnungssystem des Unternehmens einklinkt. Dieser kann dann entscheiden, ob er unter Berücksichtigung eines Abschlags einzelne oder ein Bündel von Forderungen des KMU ankauft, und muss folglich nicht die Bonität eines ganzen Unternehmens, sondern nur von einzelnen Vermögenswerten einschätzen. Die integrierte Versicherungslösung ermögliche es, einzelne Rechnungen oder ein Portfolio von Rechnungen zu versichern – mit einem Klick, zum Zeitpunkt der Transaktion.

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