Genossenschaftsbanken

Eigener Auftritt bevorzugt

Die Frankfurter Volksbank hofft auf Wachstumspotenzial durch den Modernisierungsbedarf ihrer Kunden für die Nachhaltigkeit und schafft dafür eine eigene Plattform. 2021 ging es im Kundengeschäft aufwärts, die Eigenanlagen profitierten vom Börsenboom.

Eigener Auftritt bevorzugt

sto Frankfurt

Die Frankfurter Volksbank beschenkt ihre 246000 Mitglieder zum 160. Geburtstag mit einer Rekorddividende von 7,6 (i.V. 6) % und baut ihre Aktivitäten jenseits des klassischen Bankgeschäfts forciert aus. Dabei geht die sechstgrößte Genossenschaftsbank (Stand 2020) weiterhin ihren Weg eigenständig und schafft lieber eigene Angebote, statt die gruppenweiten Aktivitäten der Genossen unter Federführung des BVR zu nutzen. So kündigte Vorstandschefin Eva Wunsch-Weber bei der Jahrespressekonferenz am Mittwoch an, dass es eine eigene Banking-App geben soll, die hinsichtlich Funktionalität und Individualisierung über das geplante Digitalangebot der Finanzgruppe hinausgehen soll. Zugleich geht das Institut das Thema Nachhaltigkeit als Wachstumsfeld auf mehreren Ebenen an.

„Wir wollen unseren Kunden einen Mehrwert bieten“, begründete Wunsch-Weber den eigenen Weg bei der Banking-App. Diese wird eigens für die Frankfurter und nach deren Vorstellungen von der genossenschaftlichen Rechenzentrale Atruvia aufgesetzt. Die neue App soll in den nächsten drei Monaten fertig sein. Es werde Aufgabe der im Januar berufenen Angelika Stallhofer als Generalbevollmächtigte und zukünftiges Vorstandsmitglied, als digitale Kundenmanagerin das Omnikanalbanking bei der Frankfurter Volksbank weiter auszubauen, so Wunsch-Weber (vgl. BZ vom 18. Januar).

Plattform gestartet

Schon seit einigen Jahren bauen die Frankfurter mit Töchtern zur Finanz- und Immobilienberatung und jüngst für die Kreditvermittlung ihr eigenes Universum auf und nutzen hierfür eben nicht die Angebote der Finanzgruppe etwa der DZ-Bank-Gruppe. Erstmals wird die Bank einen Konzernabschluss inklusive der aktuell fünf Töchter erstellen.

Darüber hinaus hat die Frankfurter Volksbank im November eine Plattform unter dem Schlagwort „#MehrBank“ gestartet. Zusammen mit Partnern wie der Beratungsgesellschaft Roland Berger oder dem Energieunternehmen Mainova geht es hier um Angebote und Informationen zum nachhaltigen Leben und Wirtschaften, konkret um E-Mobilität, energetisches Sanieren und nachhaltiges Money-Management. Gerade die letzten beiden Punkte sind für das Immobilienkreditgeschäft wie auch für die Wertpapiervermittlung der Frankfurter Volksbank große Hoffnungsträger für mehr Geschäft. „Die Erfolge und das Interesse nach wenigen Wochen übertreffen unsere ambitionierten Erwartungen und zeigen, dass wir mit der neuen Angebotswelt auf immense Nachfrage und großes Interesse treffen. Wir wollen und werden diese Zukunftsthemen weiter ausbauen und intensivieren“, zog die Vorstandschefin nach 100 Tagen eine erste Zwischenbilanz. Gestern startete der mit Roland Berger entwickelte Nachhaltigkeitskompass, mit dessen Hilfe Kunden den Stand der eigenen Nachhaltigkeit in verschiedenen Bereichen ermitteln können.

Auch die Umbauten von 16 Geschäftsstellen in „Filialen der Zukunft“ – ein Investitionsprogramm von 6 Mill. Euro – sind in drei Fällen schon beendet. Weitere 13 Standorte werden 2022 modernisiert.

Im zurückliegenden Jahr ging es für die Frankfurter Volksbank beim Kundengeschäft, getrieben durch die Immobilienkredite, gut voran. Die Eigenanlagen bekamen kräftigen Rückenwind vom Börsenboom. Die Einlagen stiegen um 6,5 % auf 11,7 Mrd. Euro, die Kredite um 6,2% auf 7,6 Mrd. Euro. Der Zinsüberschuss verbesserte sich um 0,9% auf 192,4 Mill. Euro. Wunsch-Weber lobte die Maßnahmen der EZB und der Regierung zur Stützung der Wirtschaft in Pandemiezeiten, wovon letztlich die Banken profitierten. Gleichwohl setzt und hofft sie auf einen ersten Zinsschritt noch in diesem Jahr.

Im Provisionsgeschäft machten sich die Erfolge bei der Wertpapier- und Immobilienvermittlung sowie der Vermögensverwaltung positiv bemerkbar, das Provisionsergebnis kletterte um 6,2% auf 89,6 Mill. Euro. Die Kosten fielen mit 185,9 Mill. Euro um 3,7% höher aus wegen der Kosten aus der Fusion mit der VR-Bank Alzenau oder IT-Investitionen. Das Bewertungsergebnis verbesserte sich von –7,8 Mill. Euro auf –2 Mill. Euro. Das Ergebnis nach Bewertung lag mit 91,9 Mill. Euro um ein Zehntel höher. Den von der Aufsicht aktivierten Kapitalpuffer für Immobilien eingerechnet lag die Eigenkapitalquote bei 14,2%. Derzeit laufen Gespräche für die 21. Fusion in drei Jahrzehnten mit der Rüsselsheimer Volksbank (vgl. BZ vom 9. Februar).

Wertberichtigt Seite 6

Frankfurter Volksbank
Kennzahlen nach HGB
in Mill. Euro20212020
Zinsüberschuss192,4190,7
Provisionsüberschuss89,684,4
Verwaltungsaufwand185,9179,2
Ergebnis vor Bewertung93,991,2
Bewertungsergebnis– 2,0– 7,8
Ergebnis nach Bew.91,983,4
Jahresüberschuss14,612,9
Aufw.-Ertr.-Rel. (%)67,867,9
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