Eigentümer feuert Chef der Fidor Bank
sck – Nach hohen Verlusten und einem Streit über die Neuausrichtung der geschwächten Fidor Bank hat der Gründer und Vorstandssprecher des Start-up-Kreditinstituts, Matthias Kröner, das Münchner Geldhaus mit sofortiger Wirkung verlassen. Er gehe “in beiderseitigem Einvernehmen”, teilte das seit 2016 zur französischen Bankengruppe Banque Populaire et Caisse d’Epargne (BPCE) gehörende Unternehmen mit. Als Grund gab Fidor “strategische Differenzen über die zukünftige Ausrichtung” an. Der Abgang des 53-jährigen Managers gleicht faktisch einem Rausschmiss. Die Pariser Großbank der französischen Volksbanken und Sparkassen installierte den Fidor-Risikochef Pascal Cirelli als Nachfolger, wie aus der Internetseite des Instituts hervorgeht.BPCE erwarb Fidor vor drei Jahren in der Hoffnung, mit diesem Schritt in den deutschen Markt einzusteigen. Doch für die Franzosen stellte sich das als Fehlentscheidung heraus. Kröner verzockte sich mit einem zuvor gekauften Ratenkreditportfolio in Großbritannien. Diese Expansion außerhalb ihres Kerngeschäftsfelds, dem Vertrieb von Bankprodukten übers Internet und soziale Medien, kam der Bank teuer zu stehen. Die Folge waren hohe Fehlbeträge, die BPCE decken musste, um zu verhindern, dass Fidor in eine Schieflage gerät.Kröner war gezwungen, die erworbenen faulen Kredite zur Finanzierung von Gebrauchtwagenkäufen abzuwickeln. Der Schaden war für das relativ kleine Institut mit seinen rund 80 Mitarbeitern immens. Dem erst Ende Februar veröffentlichten Geschäftsbericht 2017 zufolge verbuchte die Bank einen Vorsteuerverlust gemäß HGB von 110 Mill. Euro nach einem Defizit von 35 Mill. Euro ein Jahr zuvor (vgl. BZ vom 26. Februar). Mit einem Garantieschirm und Rekapitalisierungen musste BPCE aushelfen. Die Franzosen versenkten geschätzt über 300 Mill. Euro inklusive Übernahmepreis. Die Expansion nach Deutschland erwies sich für BPCE als Desaster. Das Zerwürfnis war nur noch eine Frage der Zeit. Kröner sprach im September von einem “Kulturkonflikt”. Verkauf geplant Seit Sommer 2018 sucht die Konzernmutter eine Lösung für ihre deutsche Tochter. Ein kompletter Verkauf ist eine Option. Bisher erzielte BPCE aber kein Resultat.Der gelernte Hotelfachmann und studierte Betriebswirt ist ein Vertriebsprofi. Vor zehn Jahren gründete er Fidor. Der Verkauf des Hauses an BPCE erwies sich für ihn im Nachhinein als geschickter Schachzug. Ohne die Hilfe der Franzosen wäre Fidor aufgrund der Fehler ihres CEO längst pleite.Einige Jahre vor dem Start von Fidor führte Kröner noch die von ihm 1994 gegründete Direktbank DAB Bank. Nach einer teuren Expansion der DAB in Frankreich und hohen Verlusten setzte ihn die damalige Eigentümerin HypoVereinsbank vor die Tür.