IM GESPRÄCH: AXEL SCHWARZER, VONTOBEL ASSET MANAGEMENT

"Ein Assetmanager braucht Profil"

Echte aktive Steuerung statt Grauzone - Flexiblen Gebührenmodellen gehört die Zukunft

"Ein Assetmanager braucht Profil"

Mit einer Spezialisierung auf ausgewählte Produkte und einem Multi-Boutiquen-Modell sieht sich Vontobel Asset Management gut für künftiges Wachstum aufgestellt. Die Gesellschaft wolle mit “echtem aktivem Management” überzeugen und damit die Grauzone derjenigen Adressen, die alles anböten, meiden, sagt Axel Schwarzer, der das Fondsgeschäft der Schweizer leitet.Von Werner Rüppel, FrankfurtIn den vergangenen Jahren ist Vontobel im Assetmanagement kräftig gewachsen. Hatte der Schweizer Vermögensverwalter Ende 2008 gerade einmal Gelder über 32,6 Mrd. sfr verwaltet, so waren es Ende Juni 2018 bereits 124 Mrd. sfr Assets under Administration. Nicht an Benchmark kleben Doch was steckt hinter diesem Zuwachs? “Wir haben unser Geschäft globalisiert mit einer breiten Diversifizierung bei Aktien und Anleihen”, erläutert Axel Schwarzer, der viele Jahre für die DWS gearbeitet hat und seit 2011 das Assetmanagement von Vontobel leitet, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. “Dabei haben wir uns auf ausgewählte Produkte spezialisiert und ein Multi-Boutiquen-Modell aufgebaut.” Von der Qualität her müssten die Vontobel-Produkte institutionellen Standards genügen.Nur, wie können sich im Vergleich zu Branchenriesen wie BlackRock doch relativ kleine Vermögensverwalter behaupten? Und dies in einem Umfeld, in dem immer mehr Gelder passiv angelegt werden?”Ein Assetmanager braucht Profil, er muss für etwas stehen”, sagt Schwarzer. “Vontobel steht für ,High Conviction` und echtes aktives Management.” In der Fondsindustrie gebe es eine Grauzone von Adressen, die alles machten, aber kaum etwas wirklich gut. Diese gelte es zu meiden. Aktive Manager, die nur an der Benchmark klebten, hätten ihren Job nicht erfüllt.Schwarzer geht davon aus, dass die passiven Produkte weiter deutlich zulegen werden. Aber selbst wenn die Hälfte der Gelder weltweit passiv angelegt werde, sei noch genügend Platz für aktive Manager zu wachsen, zumal die Fondsindustrie auch immer größer werde. Dabei dürften vor allem denjenigen Adressen neue Gelder zufließen, die mit aktiven Produkten überzeugten. Für Vontobel sieht Schwarzer reichlich Wachstumspotenzial.Ziel von Vontobel sei es, qualitativ hochwertige Produkte anzubieten, die sich gut entwickeln. Möglichst viele Fonds sollen eine Top-Bewertung von vier oder fünf Sternen bei Morningstar erreichen. Dies sei auch gelungen. Denn solche Top-Fonds würden die höchsten Nettozuflüsse verzeichnen, so die langjährige Branchenerfahrung. Darüber hinaus seien die Produkte so ausgerichtet, dass sie unterschiedliche Marktzyklen abdecken können. “Wir legen Wert auf eine ausgewogene Produktpalette”, sagt Schwarzer.Vontobel biete auch nicht alle Assetklassen in aktiven Fonds an. Wichtig sei, dass man in der Lage sei, in einer Assetklasse mit aktivem Management Mehrwert zu schaffen. Dies sei zum Beispiel bei Emerging-Markets-Aktien und -Renten der Fall. Fonds auf deutsche Aktien biete man zum Beispiel dagegen nicht an, dafür gebe es hervorragende Adressen in Deutschland. Auch im Bereich Multi-Asset habe man Investmentkompetenz aufgebaut.Zur Vermögensverwaltung von Vontobel zählen auch zwei spezielle Boutiquen. Twentyfour Asset Management sei verantwortlich für aktive Fixed-Income-Produkte mit möglichst hohen risikobereinigten Renditen und starkem Fokus auf Kapitalerhalt.Hingegen kümmere sich die 1988 im Umfeld der Universität St. Gallen gegründete Vescore um quantitative Anlagelösungen. “Das Faktorinvesting von Vescore ist ein goldener Mittelweg zwischen aktiv und passiv”, sagt Schwarzer. Vescore verfüge über eine Datenhistorie von mehr als 20 Jahren, was die Basis für die selbst entwickelten quantitativen Strategien darstelle.Regional gesehen konzentriere sich Vontobel weltweit auf mehrere Zielmärkte. In Europa sind das neben der Schweiz vor allem Deutschland, Italien, UK und Spanien. In Übersee kommen vor allem Japan, Australien und Amerika hinzu. Der Vertrieb sei spezialisiert aufgestellt. “Unsere Vertriebsleute sind direkt Boutiquen zugeordnet”, erläutert Schwarzer. Dies stelle sicher, dass Kunden eine passende Beratung für das jeweilige Produkt erhielten. Institutionelle im FokusAuch in Deutschland wachse man und wolle dies weiter tun. Vor allem im institutionellen Geschäft mit Stiftungen, Family Offices, Banken und Versicherungen lege man zu. Bei der fondsgebundenen Lebensversicherung arbeite man mit dem Versicherer Helvetia zusammen.Auch im Retailgeschäft wolle man zulegen, jedoch müsse man dabei stets auch den Marketingaufwand berücksichtigen. Für einen stärkeren Verkauf der Vontobel-Fonds über die großen Direktbanken sei es vielleicht noch zu früh, hier seien besonders auch große Namen gefragt. Offensichtlich fällt es den Schweizern in diesem Geschäft schwer, gegenüber Marken wie DWS, Allianz oder BlackRock zu bestehen.Bei den Managementgebühren gehöre flexiblen Modellen die Zukunft, meint Schwarzer. Auch Fixpreise hätten im Übrigen ihre Vorteile, denn eine variable Bezahlung könne Manager dazu verleiten, höhere Risiken einzugehen. “Im institutionellen Geschäft versuchen wir den Kunden als Auswahl fixe und variable Lösungen anzubieten”, erläutert Schwarzer. Dann könne der Kunde entscheiden, was ihm am liebsten ist. Selbst in Fonds investieren”Insgesamt wollen wir im Assetmanagement bis 2020 mit einem Nettogeldzufluss von 4 bis 6 % im Jahr wachsen”, sagt Schwarzer. “Diese Rate haben wir zuletzt deutlich übertroffen.”Alle aktiven Fondsmanager seien bei Vontobel gehalten, selbst – über einen Teil ihrer Kompensation – in die von ihnen gesteuerten Produkte zu investieren. Schwarzer erläutert: “Das haben auch alle sofort akzeptiert.”