Ein Brandherd mehr
Die Großrazzia der Staatsanwaltschaft Frankfurt bei der Deutschen Bank wegen Geldwäsche-Vorwürfen stellt für das angeschlagene Institut einen neuen Brandherd dar. Nicht neu sind dagegen die Probleme des Hauses in Sachen Geldwäscheprävention. Die Liste entsprechender Vorfälle wird länger und länger.Von Bernd Neubacher, FrankfurtSeit dem gestrigen Donnerstag hat die Deutsche Bank ein wesentliches Problem mehr. Die Großrazzia der Staatsanwaltschaft Frankfurt und des Bundeskriminalamts sind ein vorläufiger Höhepunkt in einer losen Folge von Ereignissen, die allmählich grundsätzliche Zweifel an der Compliance-Fähigkeit des Instituts nähren und die Frage aufwerfen könnten, ob das Haus den erforderlichen Apparat hat, um seinen Geschäften ohne steten Ärger mit Behörden und Justiz nachzugehen. Die Liste wird längerAllein mit Blick auf Geldwäscheprävention und Kundenidentifikation wird die Liste der peinlichen Vorkommnisse länger. Die Bank steht auch im Fokus wegen ihrer Rolle als Korrespondenzbank der Danske Bank, über deren estnische Filiale verdächtige Zahlungen von umgerechnet 200 Mrd. Euro flossen.Im September hatte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) in einem bislang beispiellosen Vorgang einen Sonderbeauftragten für Geldwäsche im Haus installiert, um dort eine Verbesserung der Geldwäschevorkehrungen voranzutreiben. “Wir stimmen mit der BaFin darin überein, dass wir diese Prozesse in der Unternehmens- und Investmentbank weiter verbessern müssen”, erklärte die Deutsche Bank damals. Matherat unter DruckAnfang vergangenen Jahres hatte sich das Institut von Vorwürfen der Geldwäsche in Russland freigekauft, indem es rund 630 Mill. Dollar an die New Yorker Finanzaufsichtsbehörde DFS sowie an die britische FCA gezahlt hatte – Kunden der Bank hatten den Behörden zufolge über Moskau, New York und London rund 10 Mrd. Dollar an Rubel-Schwarzgeld aus Russland gewaschen.Chief Regulatory Officer Sylvie Matherat, deren Stuhl in der Deutschen Bank schon vor der gestrigen Razzia wackelte, dürfte jedenfalls keine Zukunft im Institut mehr haben. Waren die als verdächtig geltenden Geldströme der Danske Bank größtenteils noch vor ihrem Eintritt ins Institut geflossen, so gibt die Staatsanwaltschaft Frankfurt im Falle ihrer Ermittlungen zu Offshore Leaks und Panama Papers den Tatzeitraum nun mit den Jahren 2013 bis 2018 an.Vor dem Hintergrund eines von der Bank jahrelang propagierten Kulturwandels und des seit neuestem postulierten “positiven Beitrags” hat der jüngste Geldwäscheverdacht nicht nur denkbar negative Wirkung auf die Reputation des Hauses. Beim Versuch, den eigenen Apparat gegen künftige Vorwürfe und Verfahren zu immunisieren, dürfte das Management zudem einen ansehnlichen Aktionsradius zeigen müssen. Denn die bisher publik gewordenen Probleme verteilen sich querbeet über die gesamte Bank: In Russland gingen die dubiosen Geschäfte von einem Firmenkunden aus. Mit der Installation eines Sonderbeauftragten ahndete die BaFin die Zustände im Investment Banking. Die Geschäftsbeziehung zur Danske Bank und das Korrespondenz-Banking betreffen wiederum die Transaktionsbank des Hauses. Die nun geahndeten Geschäfte von für Kunden eingerichteten Offshore-Konstruktionen wiederum haben sich im internationalen Wealth Management des Hauses abgespielt.”Wir haben in den vergangenen Jahren stets bewiesen, dass wir mit den Behörden vollumfassend kooperieren. Und das werden wir auch weiter so halten”, teilte die Deutsche Bank am Donnerstag mit.Vom wirtschafts- und finanzpolitischen Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament, Sven Giegold, kam unterdessen Gegenwind nicht nur für die Bank, sondern auch für die BaFin. Die Behörde hatte im Mai mit Blick auf die Panama Papers berichtet, bei elf näher untersuchten Instituten mit etwaigen Geschäftsbeziehungen nach Panama seien keine erheblichen Verstöße gegen geldwäscherechtliche Vorschriften festgestellt worden.Giegold: “Offensichtlich hat auch die Bankenaufsicht versagt. Es sollten nun auch alle anderen Banken, die in den Panama Papers vorkamen, überprüft werden.”