Ein chinesischer Bankenaufseher für die UBS
Von Norbert Hellmann, SchanghaiDie schweizerische Großbank UBS zeigt Ambitionen, ihr Banken- und Wertpapiergeschäft im großchinesischen Raum durch lokale Managementkräfte zu stärken. Wie aus einer internen Mitteilung des Geldhauses an die Belegschaft in China und der Sonderverwaltungszone Hongkong hervorgeht, ist mit Wang Wei (Alan Wang) ein gestandener chinesischer Bankenaufseher zur UBS-Mannschaft in Hongkong gestoßen.Dem Vernehmen nach soll er als Lead Manager die Verantwortung für die Integration der expansionsstarken diversen UBS-Geschäfte auf dem chinesischen Festland und in Hongkong übernehmen. Wie aus dem Memo weiter hervorgeht, wird Wang von Hongkong aus an den UBS-Präsidenten für die Asien-Pazifik-Region, Edmund Koh, berichten und eng mit dem UBS-Länderchef für China, David Chin, zusammenarbeiten.Das Interesse an Wang dürfte seitens der UBS auf dessen Expertise im Umgang mit der Beaufsichtigung von ausländischen Kreditinstituten und Wertpapierhäusern in China zusammenhängen. Bis vor kurzem war er als stellvertretender Direktor der Division für die Beaufsichtigung von ausländischen Finanzinstituten im Schanghaier Büro der chinesischen Aufsichtsbehörde China Banking and Insurance Regulatory Commission (CBIRC) tätig. Zuvor hatte Wang bereits eine Reihe anderer leitender Posten bei der CBIRC besetzt. Expertise und NetzwerkWie zahlreiche andere chinesische Finanzaufseher stand Wang im Laufe seiner Karriere auch in Diensten der Zentralbank. In den Jahren 2000 bis 2004 fungierte er als Chef der Division zur Überwachung von Auslandsbanken der People’s Bank of China (PBOC). In dem internen Rundschreiben der UBS kommt die Zuversicht zum Ausdruck, dass die Regulierungsexpertise von Wang und sein Netzwerk auf dem chinesischen Festland einen wertvollen Beitrag zur langfristigen strategische Entwicklung der UBS im großchinesischen Raum leisten würden.Der Wechsel eines hohen Funktionärs einer chinesischen Finanzregulierungsbehörde in die Dienste einer ausländischen Bank ist ein seltener Vorgang und steht ganz im Zeichen der in diesem Jahr weiter vorangetriebenen Öffnungsschritte des chinesischen Finanzdienstleistungsmarktes. Eine ganze Reihe westlicher Kreditinstitute, Investmentbanken und Versicherungsgesellschaften ist dabei, die neue Freizügigkeit auf dem chinesischen Markt zu nutzen, nachdem Beteiligungsgrenzen für ausländische Anbieter gelockert wurden. Diese haben nun die Chance, Mehrheitsbeteiligungen bei bislang als Gemeinschaftsunternehmen mit chinesischen Partnern aufgezogenen Dependancen einzugehen – bis hin zur Komplettübernahme.Die asienweit vor allem im Vermögensverwaltungsgeschäft stark aufgestellte UBS ist auf diesem Weg schon relativ weit fortgeschritten. Als erstes ausländisches Kreditinstitut erhielt die Schweizer Großbank bereits im November 2018 die Genehmigung, eine Kontrollmehrheit bei ihrem Joint Venture für Wertpapierhandel und Kapitalmarktgeschäft auf dem chinesischen Festland, UBS Securities, zu übernehmen. Bessere VerzahnungDarüber hinaus hat die UBS Dependancen aufgebaut im Private Banking für vermögende Kunden, im institutionellen Assetmanagement sowie im Futures-Geschäft auf dem chinesischen Festland. Überdies ist man im Fondsmanagementgeschäft für chinesische Klientel über das Joint Venture UBS SDIC Fund Management engagiert. Entsprechend dürfte die Berufung von Wang vor allem auch darauf abzielen, eine bessere Verzahnung der verschiedenen Bank- und Wertpapiereinheiten der UBS im großchinesischen Raum zu erreichen – und dabei auch insbesondere die Compliance-Aspekte im Auge zu behalten.