COMMERZBANK STARTET MIT VERLUST

Ein mageres Jahr steht an

Commerzbank rückt vom Ziel eines Gewinns 2020 ab - Institut forciert Einsparungen

Ein mageres Jahr steht an

Den Aktionären der Commerzbank steht ein mageres Jahr bevor. Nach einem Verlust im Startquartal rückt das Management angesichts der Corona-Pandemie vom Ziel eines Gewinns 2020 ab und forciert die Einsparungen. Im Lichte der Krise dürften weitere Einschnitte ins Filialnetz anstehen.Von Bernd Neubacher, FrankfurtDie Commerzbank bereitet ihre Aktionäre nach einem Verlust im Startquartal auf weiter magere Zeiten vor. Vom Ziel eines Gewinns im laufenden Jahr rückt sie angesichts der Coronakrise ab, auf eine Dividende für 2020 lässt sie sich nicht festlegen. Unterdessen stehen weitere Restrukturierungskosten an.Die Pandemie hat den Druck erhöht, die erst im September vergangenen Jahres angekündigte Mehrjahresstrategie des Konzerns zu überarbeiten, wie Commerzbank-Chef Martin Zielke auf der Hauptversammlung am Mittwoch erkennen ließ. “Wir haben bereits im Februar angekündigt, dass wir unsere Strategie weiterentwickeln werden”, erklärte er auf dem ersten virtuellen Aktionärstreffen: “In diesem sich nochmals verschärfenden und dynamisch entwickelnden Umfeld tun wir es einmal mehr. Denn diese Krise ist eine tiefe Zäsur.”Absehbar ist schon jetzt, dass die Bank ihre Einschnitte ins Filialnetz vertiefen dürfte, nachdem sie im September zunächst die Schließung von 200 Filialen angekündigt hatte. Der digitale Schub durch die Pandemie werde auch nach der Coronakrise nicht abbrechen, erklärte Zielke den Aktionären.An vielen Stellen seien Berührungsängste überwunden worden. “Daher werden sich das Nutzungsverhalten und die Wünsche der Kunden noch schneller als bisher erwartet wandeln. Wir sind gefordert, unsere digitalen Produkte und Angebote auszubauen.” In den vergangenen Wochen haben die Nutzerzahlen bei digitalen Angeboten nach Angaben der Bank Höchstwerte erreicht.Das Filialnetz bleibe auch künftig eine wichtige Säule, betonte Finanzvorständin Bettina Orlopp auf der Hauptversammlung. In einer Telefonkonferenz zum Ergebnis im Startquartal hatte sie wenige Stunden zuvor indes darauf verwiesen, dass die Mitarbeiter in rund 600 von 1 000 Filialen der Bank momentan am Telefon arbeiten und ihre Filialen nur selektiv öffnen.Solche Erfahrungen aus der Krise würden sich in der Art widerspiegeln, wie die Bank mit dem Filialnetz verfahren werde. Über weitere Einsparungen will sie im August bei Publikation von Zahlen fürs zweite Quartal informieren.Im Zuge ihres Umbaus hat die Bank schon im Schlussquartal einen Restrukturierungsaufwand von rund 100 Mill. Euro gebucht. Laut Strategieplan vom vergangenen September dürften noch rund 750 Mill. Euro hinzukommen. Inwieweit dieser Aufwand noch in diesem Jahr oder erst 2021 verbucht wird, ist noch offen. Im Spätsommer stehen Verhandlungen mit dem Betriebsrat an, wie Orlopp erklärte.Zugleich hat das Haus seine Kostendisziplin bereits intensiviert und strebt für 2020 wie bisher einen Aufwand auf Vorjahresniveau an, nun aber einschließlich IT-Investitionen von rund 200 Mill. Euro, wie angekündigt wurde. Man sei mit hoher Disziplin ins Jahr gestartet und merke bereits erste kostendämpfende Effekte von Corona, was etwa Reisen und Veranstaltungen angehe, sagte die Managerin.Im Zuge der Krise plant das Management für 2020 mit Risikokosten von 1 Mrd. bis 1,4 Mrd. Euro. In Abhängigkeit von den Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretern würden zudem Rückstellungen für Restrukturierungen das Ergebnis belasten, teilt die Bank im Zwischenbericht mit. “Sehr ambitioniert””Unser Ziel, für das Gesamtjahr 2020 einen Gewinn ausweisen zu können, halten wir vor diesem Hintergrund sowie mit Blick auf die Entwicklung im ersten Quartal 2020 für sehr ambitioniert”, heißt es. Auf der Bilanzpressekonferenz im Februar hatte Orlopp ein nach Restrukturierungskosten positives Ergebnis in Aussicht gestellt, das im Falle eines Verkaufs der MBank deutlich positiv ausfallen sollte.Diese Transaktion hat das Management am Montag abgeblasen. Ein erneuter Anlauf ist vorerst nicht geplant, wie Orlopp ausführte. Auf den Verkaufserlös sei die Bank nicht angewiesen. So habe allein die von der Bankenaufsicht eröffnete Option, einen Teil der Kapitalanforderungen durch weichere Kapitalbestandteile zu erfüllen, die Anforderung an die Bank um 55 Basispunkte reduziert.Mit einer harten Kernkapitalquote von 13,2 % liegt das Institut derzeit 2,4 Prozentpunkte über der aufsichtlichen Mindestanforderung. Das eigene Ziel für die harte Kernkapitalquote in diesem Jahr hat das Management von 12,75 % auf 12,5 % reduziert, um eigenen Angaben zufolge zusätzliche Geschäftschancen zu nutzen. “Unsere Kapitalisierung gibt es auf jeden Fall her, dass wir unseren Kunden die Liquidität zur Verfügung stellen, die sie brauchen”, erklärte Orlopp.Ob die Aktionäre vor diesem Hintergrund im kommenden Jahr eine Dividende für 2020 erwarten können, ließ Orlopp am Mittwoch in ihrer Telefonkonferenz offen. Da die Entscheidung über die Dividende 2020 auf der Hauptversammlung 2021 fallen werde, bleibe noch ein Jahr Zeit. Ende März hatte die Bank erklärt, sie folge der Empfehlung der Aufsicht und werde bis mindestens Oktober keine Dividende ausschütten.