Eine Antwort auf fast jede Marktentwicklung

Einsatz von ETF wird vielfältiger - Fokus liegt auf großen europäischen Benchmark-Aktienindizes - Neue Anbieter und Produkte erwartet

Eine Antwort auf fast jede Marktentwicklung

Vor 22 Jahren hat der US-Finanzdienstleister State Street ein börsennotiertes Finanzprodukt mit dem Namen Exchange Traded Funds (ETF) aufgelegt, das den S & P 500-Aktienindex abbildet. Wegen seines Tickercodes SPDR wurde das Produkt bald von den Marktteilnehmern als Spider bezeichnet. Zwar war drei Jahre zuvor in Toronto bereits der erste Fonds notiert worden, der einem Index eins zu eins folgte. Trotzdem wurde aber der SPDR-Fonds schnell ein Vorbild für die Branche, die aktuell rund 2,1 Bill. Euro an Vermögenswerten verwaltet. Das ist fast so viel wie die gesamte Hedgefondsbranche. Noch nie zuvor war die Beliebtheit von ETF und anderen Passivprodukten (Exchange Traded Products, ETP) so groß wie 2014. Umgerechnet mehr als 286 Mrd. Euro an Neugeldern sammelten die Anbieter im vergangenen Jahr weltweit ein, die höchsten Nettozuflüsse in der mehr als 20-jährigen Geschichte. In Europa waren es rund 53 Mrd. Euro, die Anleger 2014 in die börsengehandelten Passivprodukte investierten. Die Fondsgesellschaften verwalten hier nun ein Vermögen von 357,3 Mrd. Euro. Sehr erfolgreiche InnovationDie ETF sind eine der erfolgreichsten Finanzinnovationen in den zurückliegenden Jahrzehnten. Der Erfolg hat mehrere Gründe: Transparenz, einfache Konstruktion, hohe Handelsqualität und niedrige Kosten. So liegen die Gesamtkosten für einen ETF auf den deutschen Leitindex Dax im besten Fall bei lediglich 0,09 % jährlich. Ein Indexfonds, der den amerikanischen S & P 500 abbildet, kostet lediglich 0,05 %. Das erlaubt den Anlegern, Renditen zu erzielen, die sehr nahe an denen des Marktes liegen. Im Vergleich dazu fallen bei aktiv gemanagten Publikumsfonds deutlich höhere Gebühren an. Da die Kosten eines Fonds als wesentlicher Faktor für die relative Performance in der Zukunft gelten, haben die Indexfonds bei den Anlegern in den vergangenen Jahren deutlich an Beliebtheit gewonnen.Zu den Kosten gehören aber auch die Transaktionsgebühren beim Kauf oder auch Verkauf von ETF. Sie sind ebenso wichtig wie Verwaltungsgebühren und die Qualität der Indexabbildung. Die Transaktionskosten werden vom Spread, also der Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis, und der Liquidität beeinflusst. Je kleiner diese Spanne, umso größer ist der mögliche Gewinn für den Anleger. Der Spread wird in der Regel von der Liquidität des abgebildeten Marktes, der Handelsaktivität und der Qualität des Market Making bestimmt. Auch die Zahl der Market Maker kann die Handelsqualität beeinflussen. Am Börsenplatz Xetra unterstützen 20 Designated Sponsors den ETF-Handel laufend mit verbindlichen An- und Verkaufskursen und stellen dem Markt dadurch permanent Liquidität zur Verfügung. Und das auch in turbulenten Marktphasen.Um die Transaktionsgebühren zu ermitteln, hat die Deutsche Börse das Xetra-Liquiditätsmaß entwickelt. Die auch als XLM in Basispunkten (Bps) angegebene Kennzahl gibt an, welchen Einfluss ein zeitgleicher Kauf und Verkauf einer Position bei einer Auftragsgröße von 100 000 Euro hätte. Ein möglichst kleiner XLM-Wert zeigt, dass die Transaktion liquide und preiswert ist.Am Börsenplatz Xetra sind ETF auf den Dax gelistet, die XLM-Faktoren von lediglich 3 Bps aufweisen. Ein Vergleich mit den Blue Chips im Dax zeigt, dass die einzelnen Aktien im Index in der Regel einen höheren XLM aufweisen. Die Rangliste bei den Dax-Werten führte zuletzt Daimler mit einem XLM-Wert von 3,6 Bps vor BASF mit einem Wert von 3,9 Bps an. Stetig wachsendes AngebotNeben den niedrigen Kosten sorgt die kontinuierlich wachsende Produktpalette für eine wachsende Attraktivität der börsengehandelten Indexfonds. Das Produktangebot im XTF-Segment der Deutschen Börse umfasst mittlerweile insgesamt 1 044 Exchange Traded Funds von 18 Anbietern. An keiner anderen Börse in Europa findet der Anleger ein größeres Angebot: 704 Indexfonds, 227 Anleihen-ETF sowie 109 Indexfonds, die Rohstoffe abbilden, Hedgefondsstrategien verfolgen oder Spekulationen auf fallende Kurse ermöglichen. Das Wachstum des Angebots hält an. Allein im Januar wurden 16 neue Listings der Passivfonds vorgenommen. Darunter befanden sich Produktinnovationen wie der erste ETF auf die neue Branche “Robotics & Automation”. Jüngst feierte der weltweit erste Indexfonds auf kurzlaufende europäische Hochzins-Unternehmensanleihen ebenso ein Debüt wie ein ETF, der die inverse Partizipation an der Wertentwicklung europäischer Hochzins-Unternehmensanleihen abbildet. Neu ist auch ein ETF auf Unternehmen mit Aktienrückkaufprogrammen. Darüber hinaus wurde in den vergangenen Monaten der Handel in einer Reihe von Smart-Beta-ETF aufgenommen, die einen Fokus auf Fundamentalfaktoren von Aktienunternehmen wie Größe, Wert, Dynamik, Qualität und niedriges Beta legen. Die wachsende Produktpalette an der Deutschen Börse ermöglicht den Anlegern, mittlerweile auf fast jede Marktentwicklung eine Antwort zu finden.Im Gegenzug wurden zu Anfang des Jahres 20 Indexfonds delistet. Das zeigt, dass die Fondsgesellschaften das Produktangebot straffen, wenn die Produkte kein Interesse bei den Anlegern hervorrufen und das verwaltete Volumen zu klein ist. Eine ganz natürliche Entwicklung, die zu begrüßen ist: Qualität statt Quantität. 25 Prozent Zuwachs 2014Die ETF-Anbieter an der Deutschen Börse verwalteten Ende Dezember 2014 ein Vermögen von 286 Mrd. Euro. Das lag um 25 % über dem des Vorjahres. ETF werden nicht mehr nur als Buy-and-Hold-Produkte wahrgenommen, sondern verstärkt im Rahmen eines taktischen Einsatzes auch kurzfristig genutzt. Als Beispiel seien hier Short- oder Hebel-ETF genannt. Indexfonds werden auch zunehmend als komplementäres Produkt zu Indexderivaten im Rahmen von Handels- und Absicherungsstrategien eingesetzt. Entsprechend stiegen die Handelsumsätze im vergangenen Jahr um 18 % auf 135,7 Mrd. Euro.Mit einem Marktanteil von 33 % nimmt die Deutsche Börse dabei die führende Rolle unter den europäischen Börsen ein. Aktienindexfonds erreichten 2014 ein Volumen von 117,7 Mrd. Euro, was einen Anteil von fast 87 % am Gesamtumsatz bedeutet.Der Fokus der Anlegeraktivität lag auf großen europäischen Benchmark-Aktienindizes wie EuroStoxx 50 und Dax. Renten-ETF kamen auf einen Umsatz von 16,7 Mrd. Euro und einen Marktanteil von 12,3 %. Die wachsende Beliebtheit dürfte nicht nur die Umsätze von börsengehandelten Indexfonds mittelfristig ansteigen lassen, sondern auch neue ETF-Anbieter mit weiteren Produkten anziehen.—Martin Reck, Leiter des Kassamarktes der Deutschen Börse