Eine Hürde weniger
Mit deutlich steigenden Kursen hat die Aktie der Deutschen Börse auf die Mitteilung der Intercontinental Exchange (ICE) reagiert, dass sie kein Gebot für die London Stock Exchange (LSE) abgeben will. Zumindest zu diesem frühen Zeitpunkt überrascht der Rückzug. Schließlich hätte die ICE, die im Jahr 2013 die Nyse Euronext übernommen hat, noch eine Weile Sand ins Getriebe der Fusionsvorbereitungen streuen können.Aus Sicht der Anteilseigner der Deutschen Börse, die am kommenden Mittwoch ihre Hauptversammlung abhält, kann die Timing-Frage egal sein. Sie müssen nun wahrscheinlich nicht mehr befürchten, dass der Frankfurter Marktbetreiber gezwungen werden könnte, tief in die Tasche zu greifen, wenn er nicht zum dritten Mal im Werben um die LSE den Kürzeren ziehen will. Anders sieht dies für die Aktionäre der Londoner Börse aus. Da nun kaum noch Aussichten auf einen Bieterkampf bestehen, sackte die LSE-Aktie kräftig ab.Damit ist die möglicherweise größte potenzielle Hürde für den Zusammenschluss aus dem Weg geräumt. Der Rückzug der ICE wird dafür sorgen, dass sich Vorbehalte der Anteilseigner der LSE, die den Zusammenschluss in einer Hauptversammlung absegnen müssen, nun wohl definitiv in Grenzen halten werden.In trockenen Tüchern ist der Zusammenschluss damit aber noch längst nicht. Es besteht immer noch die Möglichkeit eines Gebots aus den USA. Kommen könnte es vom Chicagoer Derivateriesen CME Group. Wie ihr Erzrivale ICE hat sie ein Auge auf den europäischen Derivate- und Clearingmarkt geworfen und im Übrigen auch schon einmal bei der Deutschen Börse im Hinblick auf eine Fusion angeklopft. Anders als die ICE hat sie aber bislang keine Andeutungen bezüglich eines Gebots für die LSE gemacht. Zudem würden die Brexit-Risiken, die möglicherweise die ICE abgeschreckt haben, auch für sie gelten.Zudem müssen noch die EU-Kartellwächter und die hessische Börsenaufsicht das Vorhaben durchwinken. Es ist wenig wahrscheinlich, dass die Börsenaufsicht zu dem Schluss kommen wird, dass die von der Deutschen Börse und der LSE gebildete Holding nicht in der Lage oder willens wäre, den ordentlichen Börsenbetrieb in Frankfurt zu gewährleisten, so dass die Fusion zu untersagen wäre. Die EU-Kommission könnte allerdings Bedenken wegen der Zusammenlegung der zwei führenden europäischen Clearinghäuser Eurex Clearing und LCH.Clearnet haben.