Versicherungen

Eine Lanze für die Lebensversicherung

Die SV Sparkassenversicherung spürt wie viele Konkurrenten auch die Flaute in der Lebensparte. Finanzvorstand Roland Oppermann verteidigt das Modell als Bestandteil der Altersvorsorge. Der neue Pensionsfonds läuft derweil gut an. Auch fondsgebundene Versicherungen der SV kommen vom Fleck.

Eine Lanze für die Lebensversicherung

Von Thomas Spengler, Stuttgart

Vor allem organisatorisch hat die Pandemie der SV Sparkassenversicherung in Stuttgart einiges abverlangt. Doch dank eines guten Krisenmanagements, einer großen Flexibilität der Beschäftigten sowie eines hohen Maßes an Digitalisierung seien Innen- und Außendienst durchweg arbeitsfähig gewesen, sagt Roland Oppermann im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Trotz der Einschränkungen in persönlichen Kundenkontakten konnte die SV die Beiträge des selbst abgeschlossenen Geschäfts (saG) dabei konstant halten. „Unterm Strich ist der Schaden- und Unfallversicherer dabei deutlich stärker gewachsen als der Markt“, sagt der SV-Finanzvorstand. So legten in diesem Bereich die gebuchten Bruttobeiträge im saG um 3,7% auf 1,69 Mrd. Euro zu, was von einem „sehr guten Jahr“ zeuge. Beigetragen hat hierzu ein solides Neugeschäft, das um 2,0% auf 107,6 Mill. Euro gesteigert werden konnte.

Dass die SV damit trotz der Be­schränkungen im persönlichen Kundenkontakt das bisher beste Neugeschäftsergebnis der SV Gebäudeversicherung erreichen konnte, mache deutlich, dass die Gesellschaft mit ihrem regionalen Geschäftsmodell sowohl Kundennähe vor Ort als auch digitale Wege zum Kunden zu bieten habe. „Wir treffen den Bedarf der zunehmend hybriden Kunden“, zeigt sich Oppermann sicher. Bei einer Schaden-Kostenquote von nahezu unverändert 84,3% kam die SV Gebäudeversicherung damit auf einen Jahresüberschuss in Höhe von 83,1 Mill. Euro gegenüber 82,8 Mill. Euro im Vorjahr. Ohnehin würden sich die Kunden während des Lockdowns intensiver als sonst mit existenziellen Themen befassen, so der SV-Finanzchef. „Und dazu gehören eben auch Fragen nach der richtigen Versicherung“, sagt Oppermann.

Nettoverzinsung unter Druck

Einen Rückgang von 6,6% auf 1,73 Mrd. Euro der gebuchten Bruttobeiträge musste die SV dagegen bei ihrem Lebensversicherer verbuchen, was Oppermann auf geringere Einmalbeträge zurückführt. Ohnehin bricht der 54-Jährige gerne eine Lanze für die Lebensversicherung. Auch wenn das Produkt seit zehn Jahren immer wieder totgesagt werde, bleibe die Lebensversicherung attraktiv, sagt Oppermann mit Verweis auf eine – allerdings rückläufige – Nettoverzinsung von 2,9% (Vorjahr: 3,4%) verbunden mit der guten Bonität des eigenen Instituts. „Wo finden Sie ein derartiges Chance-Risikoprofil?“, fragt er rhetorisch.

Die Zahlen zeigten eindeutig, dass für die Kunden die Lebensversicherung nach wie vor ein unverzichtbarer Bestandteil der privaten und betrieblichen Altersvorsorge sei und auch in Zukunft bleiben werde. Das Neugeschäft nach Beitragssumme gegen laufenden Beitrag bezifferte er auf 2,15 Mrd. Euro gegenüber 2,24 Mrd. Euro im Vorjahr – der damals zweithöchste Wert, der letztmalig 2012 übertroffen worden sei. Die stillen Reserven der SV Lebensversicherung stiegen 2020 den Angaben zufolge auf 4,17 Mrd. Euro, was einer Reservequote von 18,8% (Vorjahr: 16,6%) entspricht. Die SV Gebäudeversicherung kam bei stillen Reserven von 665,5 Mill. Euro auf eine Reservequote von 19,4% (19,3%). Unterm Strich verzeichnete die SV 2020 ein Gewinnwachstum des Konzernergebnisses nach Steuern von 12,1% auf 60,1 Mill. Euro,

Insbesondere das Sturmtief „Sabine“ im Februar 2020 hat bei der SV Gebäudeversicherung für leicht erhöhte Schadensaufwendungen von 1,14 Mrd. Euro (1,12 Mrd. Euro) gesorgt. Dabei zählte der Versicherer 47000 Schadenfälle, die einen Aufwand von 74 Mill. Euro nach sich zogen. „Damit steht ‚Sabine‘ in einer Reihe großer Unwetterereignisse, die in den letzten Jahren immer mehr zunehmen“, sagt Oppermann.

Das Schadenmanagement erfolgt indessen mit immer mehr digitalen Helfern. Dabei kommt bei der Schadenkalkulation ein selbst entwickeltes Regulierungstool zum Einsatz, damit die Kunden bereits beim Termin vor Ort wissen, welche Kosten übernommen werden. „Per App werden die Schäden erfasst und kalkuliert und auch die Schadenauszahlung erfolgt mit der App direkt auf das Konto des Kunden“, sagt der SV-Vor­stand. Über einen Dienstleisterservice könne die SV die Schadensbehebung wie etwa die Trocknung eines Leitungswasserschadens durch einen qualifizierten Betrieb sofort anstoßen. Und mit Hilfe des „Schadentrackings“ werden die Kunden automatisch per E-Mail über den aktuellen Stand der Schadenbearbeitung informiert. „2020 haben sich unsere digitalen Services und Helfer besonders bewährt und sowohl Kundennutzen als auch Effizienzsteigerungen“, sagt Oppermann.

Mit der im April 2020 gründeten SV Pensionsfonds AG hat sein Institut eine Lücke in seiner Produktpalette geschlossen. Weil in den kommenden Jahren der Zins zur bilanziellen Bewertung von Pensionsverpflichtungen deutlich sinken werde, führe dies bei vielen Unternehmen zu hohen Aufwänden und bilanziellen Belastungen. „Mit der Übertragung der Pensionsverpflichtungen auf einen Pensionsfonds aber kann diesem Problem begegnet werden“, sagt Oppermann. Mit der SV Pensionsfonds biete der Versicherer den Verbundunternehmen der Sparkassen-Finanzgruppe und weiteren Kunden ein Angebot zur sicheren und nachhaltigen Anlage und Verwaltung der Pensionen. Bei ihrer Kapitalanlage nutzt die SV Pensionsfonds die Kompetenz der Kapitalanlagegesellschaften der Sparkassen-Finanzgruppe. „Wir erwarten uns hier einen weiteren Schub für das Geschäftsfeld der betrieblichen Altersvorsorge“, so Oppermann. Der Pensionsfonds trug bereits in den ersten Monaten seines Geschäftsbetriebs mit 56,3 Mill. Euro zu den gesamten Beitragseinnahmen der Gesellschaft bei.

Kooperation mit der Deka

Als erfreulich kennzeichnet der Vorstand die Entwicklung bei den fondsgebundenen Versicherungen im Jahr 2020, das die SV weiter ausbauen will. Aktuell stehen 54 Fonds zur Auswahl, die in Zusammenarbeit mit der DekaBank entwickelt werden. Insbesondere das Thema Nachhaltigkeit habe für die SV eine große Bedeutung – sowohl bei den eigenen Kapitalanlagen als auch bei den Angeboten für die Kunden. Daher sollen gemeinsam mit dem Wertpapierhaus der Sparkassen im laufenden Jahr weitere Angebote folgen. Das Neugeschäft nach Beitragssumme bewegt sich bei den fondsgebun­denen Versicherungen zwar mit 348,0 Mill. Euro noch auf relativ niedrigem Niveau. Der Umstand, dass sich dieser Wert aber binnen eines Jahres mehr als verdoppelt hat, zeigt, welches Potenzial in den Fondspolicen noch schlummern mag.