Eine stärkere Kapitalstruktur für kleine und mittelgroße Stiftungen

Bei fehlenden Ressourcen kann externe Expertise sinnvoll sein

Eine stärkere Kapitalstruktur für kleine und mittelgroße Stiftungen

Dirk C. SchochLeiter Stiftungskontor bei der Sutor BankKarsten LorenzBerater für Stiftungsvermögen bei der Sutor BankUm ihren Satzungszweck erfüllen zu können, sind Stiftungen zu einer Gewinn bringenden Anlage verpflichtet. Zusätzlich ist das Gründungskapital ungeschmälert zu erhalten. Dies stellt vor allem kleinere und mittelgroße Stiftungen vor große Probleme, wenn sie mit einem geringen Kapitaleinsatz gleichzeitig konservativ und dennoch renditeorientiert anlegen müssen. Studien belegen, dass kleinere Stiftungen vor allem auf vermeintlich als sicher geltendes Bar- und Termingeld setzen. Dass sie dabei weniger diversifizieren und damit ein hohes Einzelrisiko eingehen, übersehen viele Stiftungen. Im Extremfall haften die Stiftungsorgane gesamtschuldnerisch für den Schaden durch entstandene Verluste.Die Möglichkeiten, sich als Stiftung finanziell gut aufzustellen, sind vielfältiger als häufig angenommen. Zunächst ist es wichtig, die intern vorhandenen Ressourcen zu klären. Bei Stiftungsvorständen und Gremienmitgliedern sollten Kompetenzen und Kapazitäten geprüft werden, die für eine professionelle Stiftungsarbeit nötig sind. Sollten weder Zeit noch Wissen in ausreichendem Maß vorhanden sein, ist es angeraten zu prüfen, inwieweit externe Expertise genutzt werden kann. Mit Blick auf das Anlagevermögen kann eine Vermögensberatung oder auch ein Vermögensverwaltungsmandat dem Stiftungsvorstand viel Arbeit abnehmen. Dies ist – anders als von vielen Stiftungen angenommen – bereits mit kleinem Vermögen möglich. Bindeglied zwischen Vermögensverwalter und Stiftung sind die gemeinsam entwickelten Anlagerichtlinien. Oft scheuen kleine und mittelgroße Stiftungen jedoch den Aufwand zur Erstellung solcher Arbeitsgrundlagen und verlassen sich bei ihrem Portfolio auf ertragsschwache Anleihen.Mangels konkreter gesetzlicher Regelungen sollte in den Anlagerichtlinien zunächst beschrieben werden, welche grundsätzlichen Ziele und Grundsätze die Stiftung mit ihrer Anlage verfolgt. Dabei können von vornherein bestimmte Anlageklassen ausgeschlossen werden, die beispielsweise nicht für regelmäßige Erträge sorgen und somit die Erfüllung des Stiftungszwecks gefährden könnten. Während die in einer Satzung festgeschriebenen Regelungen eher starr sind, bieten eigenständige Anlagerichtlinien eine höhere Flexibilität. Vorteil ist, dass diese dynamisch angepasst werden können, ohne dass eine Änderung der Richtlinien das Genehmigungsverfahren der Stiftungsaufsicht durchlaufen muss. Als zweite Stufe einer Anlagerichtlinie ist die Beschäftigung mit den unterschiedlichen Risiken sinnvoll. Viele bereits länger existierende Depots bestehen häufig aus nur wenigen Einzeltiteln, vor allem älteren Staatsanleihen. Um dem vorzubeugen, kann beispielsweise beschrieben werden, dass eine einzelne Anlage nicht mehr als 5 % ausmachen darf. Allein diese Regelung führt schon zu mindestens 20 verschiedenen Vermögenspositionen, was zu einer breiteren Diversifikation des Vermögens beiträgt. Dabei kann auch innerhalb einzelner Asset-Klassen stärker ausdifferenziert werden, beispielsweise bei Aktien in Aktien weltweit, Aktien Emerging Markets oder Aktien Deutschland. Festlegungen zur Volatilität müssen in den stark schwankenden Kapitalmärkten gut abgewogen werden. Ebenso kann die einseitige Fokussierung auf gute Bonität zu einer sehr reduzierten Auswahl von Finanzprodukten führen. Ein unterschätztes Bonitätsrisiko bei einer Anleihe kann durch deren Totalausfall schwerer wiegen als ein zeitweiliger Kursrückgang bei einer Aktie. Ein dritter möglicher Baustein für Anlagerichtlinien sind ethische Kriterien und Betrachtungen zur Nachhaltigkeit, die auch in Abhängigkeit zur Ausrichtung der Stiftung stehen. So werden insbesondere kirchennahe Stiftungen eine Vermögensanlage mit Nähe zur Rüstungsindustrie ausschließen wollen.Die Dokumentation der Anlageentscheidungen und deren Umsetzung sollten ebenso ernst genommen werden wie die regelmäßigen Berichte und die Performance-Messung. Neben den Quartals- und Jahresberichten sind Finanz- oder Wirtschaftspläne für die Folgejahre hilfreiche Instrumente. Gerade bei kleineren Stiftungen mit geringem Anlagevermögen stellt sich die Frage, welche mit einer Vermögensanlage unmittelbar verbundenen Kosten sinnvoll sind und welche nicht. Hierbei ist zu unterscheiden zwischen den Produktkosten und den Beratungs- sowie Verwaltungskosten. Häufig versuchen Stiftungen Beratungskosten zu sparen, setzen dafür jedoch auf Anlageinstrumente, die mit hohen Provisionen und Management- oder Performance-Gebühren einhergehen. Insbesondere wenn eigenes Finanz-Know-how nicht ausreichend vorhanden ist, ist es ratsam, fachliche Expertise hinzuzuziehen. Denkbar ist eine Vermögensverwaltung, die es nicht nur für große Vermögen gibt und die auch kostengünstigere passive Investments berücksichtigt. Inzwischen sind auch kleinere Lösungen am Markt, die sich mit der vergleichbaren Mischung von Aktien und Anleihen zu profitablen Alternativen entwickelt haben und in Zeiten von Niedrigzinsen vernünftige Erträge abwerfen. Es gibt jedoch weitere Stellschrauben im Stiftungsmanagement, die die finanzielle Situation einer Stiftung stärken können. Dazu zählt der Abbau von Bürokratie. Hier sind Verwaltungsabläufe zu überprüfen und bestehende Prozesse zu verschlanken oder gegebenenfalls auszulagern. Auf der Projektebene sind Kooperationen mit anderen Stiftungen, Unternehmen oder Partnern zu nennen. Die Durchleuchtung der eigenen Prozesse hilft oft zu klären, ob eine Stiftung entweder als Fördererstiftung auftritt oder operativ tätig ist. Oftmals bindet eine Vermischung von beidem viel Zeit und Kraft.Der Hauptfokus liegt für Stiftungen auf der Verwaltung des Vermögens und der Umsetzung des Stiftungszwecks durch den Vorstand. Aufgrund der steigenden Anforderungen sowohl in der Verwaltung als auch beim Vermögensmanagement sind alle Aspekte regelmäßig zu überprüfen. Gerade für kleine und mittelgroße Stiftungen gibt es noch viel Potenzial, sich für diese Anforderungen professionell aufzustellen.