BANKENVERBAND

Eine überzeugende Wahl

Hat der Mann nichts anderes zu tun? Die Frage mögen manche stellen angesichts der Tatsache, dass Commerzbank-Chef Martin Zielke 2020 Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) werden soll und nicht gänzlich abgeneigt scheint, die...

Eine überzeugende Wahl

Hat der Mann nichts anderes zu tun? Die Frage mögen manche stellen angesichts der Tatsache, dass Commerzbank-Chef Martin Zielke 2020 Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) werden soll und nicht gänzlich abgeneigt scheint, die ehrenvolle Aufgabe zu übernehmen. “Werden soll” heißt: Der amtierende Präsident Hans-Walter Peters hat Zielke die Kandidatur angetragen und sich zuvor der Unterstützung des Vorschlags durch maßgebliche Kräfte im Verbandsvorstand versichert. “Werden soll” heißt formal: Im November wird man in den Gremien ein wohlvorbereitetes Meinungsbild erstellen, um dann im April die “Wahl” durch den neu formierten, aber der heutigen Zusammensetzung sicher sehr ähnlichen Vorstand zu vollziehen. Kampfkandidaturen sind da eher unbekannt.Ja, Zielke hat als CEO einer im mühsamen Wandel zum Technologiehaus steckenden Bank einen Knochenjob, der durch Überregulierung und die – neben anderen Kollateralschäden – in Europa auch wettbewerbsverzerrend wirkende Geldpolitik zum branchenweiten Himmelfahrtskommando auszuarten droht. Warum wäre er dennoch ein exzellenter Präsident und seine Wahl überzeugend? Er hat den notwendigen universalen fachlichen und einen weiten politischen Horizont, ist in deutschen wie europäischen, politischen wie regulatorischen Instanzen gut vernetzt, trifft in aller Regel den richtigen Ton, ist ein auch jenseits des Geschäftlichen angenehmer Zeitgenosse und könnte wohl noch lernen, die anderen Säulen als faire Wettbewerber zu akzeptieren und die Gemeinsamkeiten mit ihnen zu pflegen. Nicht zuletzt könnte er sich auf die geballte Power der Stäbe einer Großbank verlassen.Gemäß dem Rotationsprinzip des BdB wäre nach Berenberg-Chef Peters wieder ein Regionalbanker als Präsident dran. Doch abgesehen davon, dass die Abgrenzung nicht stringent ist – so sind die deutsche HSBC und ING unter “Regionalbanken” einsortiert: Der Vorsitzende eines kleineren Hauses, so kompetent und passioniert er, wie Peters und viele vor ihm, sein mag, wird in der neuen Zeitrechnung des Banking mehr und mehr an Grenzen stoßen. Für einen hauptamtlichen Präsidenten, der laut Satzung möglich wäre, ist die Mitgliedschaft des BdB wohl doch zu heterogen. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing, gewiss ein respektabler Kandidat, hat im Vergleich zu Zielke noch größere Sorgen. Und anders als manche durchaus präsidiable Alternative im Verbandsvorstand dürfte sich Zielke weithin ungeteilter Akzeptanz erfreuen. Also alles klar, oder?