Eine verbesserte Steuerung des operativen Risikos treibt Rendite
Von Bernd Neubacher, FrankfurtBanken auf der Suche nach Renditequellen empfiehlt Bain einen scharfen Blick auf die Steuerung ihrer operativen Risiken. Gemessen an den entsprechenden Belastungen in den vergangenen drei Jahren könnten die Institute ihre Gewinnmarge um rund 30 Basispunkte steigern, falls sie ihre Verluste aus nichtfinanziellen Risiken nur um ein Fünftel verminderten, heißt es in einer neuen Studie. Falscher Umgang mit KundenHufeld: “Der Stellenwert von Verhaltensregulierung und verhaltensbezogenem Risikomanagement ist meines Erachtens absolut gleichauf mit den Anforderungen prudenzieller Regulierung, die auf Kapital- oder Finanzkennzahlen abstellt. Meine Prognose ist: Wir haben das Ende dieser Art von Regulierung noch nicht erreicht.””Die Banken arbeiten hart daran, ihr Risikomanagement zu verbessern”, erklärt Bain-Partner Jan-Alexander Huber. Seit 2014 habe es in dieser Hinsicht bereits deutliche Fortschritte gegeben. Viele Institute aber konzentrierten sich unverändert auf eine bessere Steuerung der Finanzrisiken, obwohl Verluste aus nichtfinanziellen Risiken große Banken immer noch Gewinn kosteten. Inzwischen kosten operative Risiken die Banken allerdings nur noch einen Bruchteil des Anteils ihrer Erträge, verglichen mit dem Jahr 2011. Dies spricht dafür, dass sie aus den hohen Strafen im Zuge der Finanzkrise bereits Konsequenzen gezogen und das Management auch ihrer nichtfinanziellen Risiken deutlich verbessert haben. Vorreiter in der Branche arbeiteten bereits daran, die Effektivität ihres Risikomanagements zu verbessern und so ihre Profitabilität zu steigern, erklärt Bain. Dies bedeutet aber, dass der Großteil der im Management operativer Risiken zu holenden Verbesserung der Gewinnmarge bereits realisiert sein dürfte. Fehler im operativen Risikomanagement verursachen freilich aber nicht nur finanzielle Verluste, Rechtskosten und Strafzahlungen. Sie schädigen auch nachhaltig die Reputation und gefährden im Extremfall die Existenz einer Bank, wie Bain festhält. Mitarbeiter schulenHäuser, die ihre operative Risikosteuerung verbessern wollen, sollten nach Angaben der Berater ihr Augenmerk unter anderem auf die Mitarbeiter und deren Schulung legen. “Fort- und Ausbildung der Mitarbeiter sind der Schlüssel zum Erfolg”, erklärt Sebastian Fritz-Morgenthal, Expert Principal bei Bain. Jeder Einzelne müsse “lernen zu antizipieren, welche Fehler auftreten können und wie sie sich vermeiden lassen”. Das gelte insbesondere für Innovationen. So integriere eine europäische Großbank operationelle Risikomanager bereits auf ihrem Innovationscampus in die “agilen Entwicklerteams”. Als weitere Bereiche nennt Bain die IT, die organisatorischen Strukturen von Banken, die durch ihre Anreizsysteme Beschäftigte mitunter dazu ermutigten, unangemessene Risiken einzugehen, sowie die Regulierung.Seit der Finanzkrise hätten die Regulierer die Zahl und die Komplexität der Regeln erhöht, stellt Bain fest. Banken, die in mehreren Ländern tätig seien, könnten sich daher überlappenden, inkonsistenten und auch einander widersprechenden Regelwerken ausgesetzt sehen. Obwohl Banken sich um eine Eindämmung ihrer Kosten bemühten, müssten sie daher in Leute, Systeme und Prozesse investieren, welche die Compliance stärken. Virtuelle ErträgeDie Rendite solcher Investitionen dürfte freilich vornehmlich virtueller Natur sein, da sich der Aufwand in der Ergebnisrechnung kaum niederschlagen wird. Denn künftig dürfte es weniger darum gehen, wie stark eine Bank ihre Belastung infolge von Fehlern im Risikomanagement gegenüber den Vorjahren zurückgefahren hat, sondern eher darum, welche Schäden ihr in der Ära erhöhter Compliance-Anforderungen dank verbesserter System gar nicht erst entstanden sind.