Einheitlicher Datenpool bietet den perfekten Werkzeugkasten
Jochen MeyersHead of Sales and Relationship Management Société Générale Securities ServicesPensionskassen stehen unter Druck. Die Nullzinspolitik der Notenbanken macht es ihnen fast unmöglich, ausreichende Erträge zu erwirtschaften, um ihren Verpflichtungen nachzukommen – eine Problematik, die sich durch die allgemein steigende Lebenserwartung noch verschärft. Nach Auswertung des letzten Stresstests stellte die europäische Aufsichtsbehörde EIOPA fest, dass in den betrieblichen Pensionskassen europaweit eine Finanzierungslücke von fast 430 Mill. Euro klafft. Allein in Deutschland droht ein Loch von 15 Mill. Euro aufzureißen. Gleichzeitig steigen die Ansprüche an das Reporting der Pensionskassen, und zwar unabhängig davon, ob es sich um bilanztechnische oder aufsichtsrechtliche Berichte oder das Performance-Risiko-Reporting handelt.Diese Herausforderungen stehen nicht isoliert, sondern haben auch Wechselwirkungen untereinander. Das zeigt das Beispiel Anleihemarkt: Derzeit machen Direktanlagen einen großen Anteil in den Portfolios der Pensionskassen aus. Diese Direktanlagen wiederum sind in der Regel in hohem Maße in Staatstiteln angelegt, denn Maßstab ist eine sichere und konservative Anlagepolitik. In der Vergangenheit ließ sich dieses Ziel mit langlaufenden Rentenpapieren von Emittenten hoher Bonität am besten umsetzen.Viele langlaufende Anleihen, die vor 10 oder 20 Jahren gekauft wurden, erreichen nun ihre Fälligkeit. Für Pensionskassen stellt sich die Frage der Wiederanlage ihres Kapitals. Da sich Anleihen hoher Bonität aufgrund der extrem niedrigen Renditen nicht mehr lohnen, investieren institutionelle Anleger zunehmend in andere Anleihebereiche, wie Corporate Bonds aus dem Investment-Grade-Bereich oder Rentenpapiere außerhalb des Euroraums. Das hat Folgen für den Direktbestand, den Anleger jetzt aktiv(er) managen oder als Fonds von externen Managern steuern lassen müssen.Zugleich nimmt die Notwendigkeit einer gesamthaften Betrachtung aller Kapitalanlagen zu. Dahinter steht die Erkenntnis, dass es immer wichtiger wird, Direktbestände und Fonds gemeinsam zu steuern. Dieses führt zu einem zentralen Datenhaushalt, in dem zumindest sämtliche liquiden Wertpapiere zusammengefasst sind. Auch die Ansprüche an das Reporting erfordern einen immer schnelleren Zugriff auf die jeweils benötigten Daten. So müssen für die Finanzbuchhaltung alle nötigen Daten schnell und qualifiziert aufbereitet zur Verfügung stehen, während für ein Performance-Risiko-Reporting, dem im aktuell volatilen Kapitalmarktumfeld eine immer größere Bedeutung zukommt, konsolidierte Daten aus den Direktbeständen und den gehaltenen Fonds jederzeit und rasch greifbar sein sollten.Bei vielen Pensionskassen ist diese Struktur jedoch noch nicht gegeben. Häufig liegen die Daten, die für eine Gesamtbetrachtung der Anlage oder für die Erstellung der verschiedenen Berichte notwendig sind, in unterschiedlichen Formaten vor oder müssen aus verschiedenen Quellen zusammengetragen werden, um sie dann unter Umständen manuell aufzubereiten. Oft stellt sich auch die Frage, ob die technischen Voraussetzungen der eigenen IT-Systeme diesen Anforderungen tatsächlich genügen. In manchen Fällen muss der Report bereits wenige Tage nach Monatsende zur Verfügung stehen. Mit den derzeit bestehenden Systemen nimmt die Bereitstellung der notwendigen Zahlen aber oft sehr viel mehr Zeit in Anspruch und ist dadurch zudem sehr kosten- und personalintensiv. Immer mehr Pensionskassen suchen deshalb nach neuen technischen Lösungen, um auf diese vielfältigen Herausforderungen zu reagieren. Kernelement dabei ist der einheitliche Datenpool, in dem sich sämtliche Daten der klassischen liquiden Wertpapieranlage zusammenführen lassen. Auf dieser Basis ist auch eine Darstellung der gesamten Kapitalanlagen über Fonds und Direktbestände hinweg in einem konsolidierten Reporting möglich – alles auf einen Blick. Daraus wiederum kann das komplette Reporting mit einer einheitlichen Datenbasis für Bestandsführung, Performancemessung, Performance Attribution, Risikoanalyse sowie aufsichtsrechtliches Berichtswesen aufgebaut werden. Bei Vehikeln der betrieblichen Altersvorsorge kann es dabei zusätzlich um Aspekte wie die Anwendung der Abschreibungsmethodik, der korrekten Bewertungsmethodik, aber auch um die Einordnung von Derivaten oder die Festlegung der Vermögensart gehen. Ein Datenpool ermöglicht es, die individuell nötigen Parameter im System zu hinterlegen, und zwar sowohl nach dem deutschen als auch nach den vorherrschenden internationalen Rechnungslegungsstandards IFRS.Auch das Performance- und Risiko-Reporting lässt sich aus einem solchen Datenhaushalt über Fonds und Direktbestände hinweg bedienen. So werden die Bestände der Fonds wie üblich über die Fondsbuchhaltung erfasst. Diese können mit den Daten aus der Direktanlage zusammengeführt werden. Wer noch einen Schritt weiter geht und dies um eine Performance-Attributions-Analyse oder eine fortschrittliche Risikomessung ergänzt, der hat einen perfekten Werkzeugkasten, um den gesamten Kapitalanlagenbestand korrekt einschätzen zu können. Die Pensionskasse kann somit feststellen, wie hoch das Risiko ihrer Investitionen ist und ob sie es zurückfahren sollte oder sogar erhöhen kann.Organisatorisch lässt sich dieses Ziel durch ein leistungsfähiges Front-Office-System zum professionellen Management der Direktanlagen erreichen, das dem Investor von Portfolioanalysen über Simulationen bis hin zu Cash Forecasts alle nötigen Funktionalitäten zur Verfügung stellt. Die Stammdatenhaltung und erforderliche Parametrisierung individueller Anlagegrenzen übernimmt ein externer Partner. Ergebnis ist eine höhere Datenkonsistenz, ein leistungsfähigeres System und letztlich effizientere und damit kostensparende Arbeitsabläufe. Mit den Mitteln der Vermögensadministration lösen sich Negativzinsen, mangelnde Anlagealternativen und hohe gesetzliche und regulatorische Anforderungen zwar nicht in Luft auf. Sie bietet Anlegern jedoch einen Baustein, um mit dem schwierigen Umfeld und anspruchsvollen Verpflichtungen umgehen zu können.