Der Wertpapierhandel in Europa lässt trotz der Bemühungen der EU-Gesetzgeber, etwa im Zuge der novellierten EU-Marktrichtlinie (Mifid II), in puncto Transparenz noch viel Spielraum nach oben. Umso wichtiger ist die Fortentwicklung von Finanzstandards – und die Einrichtung eines einheitlichen Datentickers in der Europäischen Union. Das ist eine der Feststellungen, für die es unter den Experten bei der 18. International Financial Standards Conference in Frankfurt breite Zustimmung gab. Ausgerichtet wurde die Konferenz auch in diesem Jahr vom WM Datenservice, der – wie die Börsen-Zeitung – zur WM Gruppe gehört.

Der Einheitliche Datenticker, das „Consolidated Tape“, gewinnt zusehends an Konturen. Das zeigte der CEO von ETrading Software, Sassan Danesh, anhand des Fahrplans für die Klärung der entscheidenden Einzelheiten des künftigen Datentickers (CT Input/Output Standards) auf. Unmittelbar vor Jahresende wird der Abschlussbericht über die Ergebnisse der im Frühjahr gestarteten Konsultation erwartet.

Im Anschluss daran wird die EU-Wertpapieraufsichtsbehörde ESMA damit beginnen, technische Standards zu formulieren, deren Veröffentlichung im März erwartet wird. Bis Dezember läuft dann die Umsetzungsphase, bevor voraussichtlich im April 2026 der – zunächst auf den Anleihemarkt konzentrierte – Einheitliche Datenticker operativ in Betrieb gehen wird.

Entscheidend für die Funktionsfähigkeit und Effizienz des Consolidated Tapes ist eine einheitliche Sprache in der internationalen Finanzbranche. Dominique Tanner, zuständig für Produkt-Referenzdaten beim Schweizer Börsenkonzern SIX und zugleich verantwortlich für Referenzdaten für Finanzdienste bei der Internationalen Organisation für Normung (ISO), machte anhand von Beispielen deutlich, dass etwa bei grenzüberschreitenden Wertpapiergeschäften nach wie vor wesentliche Angaben übersetzt werden müssen: „Jeder spricht noch eine andere Sprache.“

Zwar hat sich in Europa die ISIN als führender Identifier mittlerweile etabliert, sodass die Bedeutung von französischer SICOVAM oder britischer SEDOL gesunken ist. In den USA ist jedoch vornehmlich die CUSIP im Einsatz. Und dieses Nebeneinander unterschiedlicher Kennungen erschwere noch immer den Wertpapierverkehr. Das gelte übrigens ebenso für die Währungseinheiten, der Dollar habe in einem nationalen System die Kennung „US$“, im anderen „DL“ oder „333“. Seit der Finanzkrise seien erhebliche Fortschritte der Internationalisierung beziehungsweise der Vernetzung von Kennziffern erzielt worden, etwa bei der Identifizierung der beteiligten Marktteilnehmer durch den Legal Entity Identifier (LEI).

Emma Kalliomaki, Geschäftsführerin der Association of National Numbering Agencies und des Derivatives Service Bureau, veranschaulichte diese Fortschritte anhand der Produktkennungen für außerbörslich gehandelte Derivate durch OTC ISIN und Unique Product Identifier (UPI). Der ISO-Standard für den UPI wurde im Jahr 2021 veröffentlicht. Mittlerweile werde er von mehr als 400 Nutzern angewendet. Dabei ist bemerkenswert, dass er ein echter globaler Identifier ist: 40% der Nutzer sind aus der Europäischen Union, 15% aus dem Vereinigten Königreich, 24% aus den USA und bereits jetzt 11% aus Asien, obwohl der UPI beispielsweise in Japan oder Hongkong erst noch regulatorisch ausgerollt wird.