"Einige" Milliarden zu viel Kapital

HypoVereinsbank-Chef: Mittelverschiebungen zur Bank Austria unzulässig - Einsparungen wirken

"Einige" Milliarden zu viel Kapital

Die auf einem Berg von überschüssigem Kapital sitzende HypoVereinsbank (HVB) lässt noch offen, inwiefern sie dem mit einer dünnen Kapitaldecke kämpfenden Mutterkonzern Unicredit helfen könnte. Vorstandschef Theodor Weimer signalisierte, dass Sonderdividenden ein Weg sein könnten. Davon machte die italienische Großbank bereits vor drei Jahren Gebrauch.sck München – Die wegen der Sanierung des Mutterkonzerns Unicredit wieder stärker als mögliche Stützungshilfe in den Fokus geratene HVB präsentierte sich bei Vorlage der Halbjahreszahlen kerngesund. In einer Telefonkonferenz mit Journalisten bezifferte Vorstandschef Theodor Weimer auf Anfrage das überschüssige Kapital des Münchner Kreditinstituts auf “einige” Milliarden Euro.Er stellte klar, dass die Entscheidung, inwiefern die HVB bei der Gesundung der italienischen Großbank herangezogen werden könnte, beim neuen Unicredit-CEO Jean-Pierre Mustier liege. Weimer bezog sich damit auf Spekulationen, Unicredit könnte die HVB an die Börse führen oder überschüssiges Kapital von München nach Mailand abziehen.Der HVB-Chef wies darauf hin, dass Kapitalverschiebungen innerhalb der Bankengruppe keine höhere Kernkapitalquote des Gesamtkonzerns nach IFRS-Rechnungslegung bewirken. Zugleich seien direkte Transfers von der HVB zur österreichischen Schwesterbank Bank Austria unzulässig. Das müsste über die Muttergesellschaft abgewickelt werden, betonte Weimer. Zuletzt kamen in Wien Gerüchte hoch, die Münchner könnten der österreichischen Unicredit-Tochter finanziell helfen. 19 Mrd. Euro KernkapitalBeim Thema Sonderdividenden äußerte sich der HVB-CEO offener. “Am Ende ist das eine Frage der Größenordnung.” Vor drei Jahren überwies die HVB an den Mutterkonzern 2,5 Mrd. Euro. Weimer wollte den dicken Scheck seinerzeit als Ausnahmefall verstanden wissen. “Es sollte kein Einstieg in einen permanenten Kapitalabzug sein”, bekräftigte er.Der Anfang Juli als Nachfolger des geschassten Federico Ghizzoni angetretene Mustier will seinen Plan zur Sanierung von Unicredit im Herbst präsentieren. Derzeit versucht er, die dünne Kapitaldecke mit Verkäufen aufzubessern. Dadurch stieg die Kernkapitalquote des Konzerns auf aktuell pro forma 10,65 % nach berichteten 10,33 % Ende Juni (vgl. BZ vom 4. August). Die Anleger schreckt ab, dass Mustier höchstwahrscheinlich nach wenigen Jahren eine abermalige Kapitalerhöhung in Milliardenhöhe durchführen muss, um Italiens größte Geschäftsbank aufzupäppeln. Die HVB verfügte Ende Juni auf Basis eines harten Kernkapitals von 19,1 (Ende 2015: 19,6) Mrd. Euro über eine Kernkapitalquote (Tier 1, fully loaded) von 22,1 (24,7) %. Die Münchner übertrafen damit deutlich die künftig strengeren Anforderungen der Aufsicht. Das Institut führte den Rückgang auf sehr hohem Niveau auf gestiegene Risikoaktiva infolge des gewachsenen Geschäftsvolumens (erweiterte Bilanz) zurück. Zugleich schwächte sich das Kernkapital etwas ab.Im zweiten Quartal trug die HVB zum unerwartet hohen Gewinnsprung der Unicredit-Gruppe bei, über die Mustier bereits einen Tag zuvor berichtete. In den Monaten April bis Juni steigerte die HVB trotz des schwierigen Umfelds (Zinstief) den Nettogewinn um fast ein Fünftel auf 233 Mill. Euro. Nach sechs Monaten erwirtschaftete das Institut 371 (i.V. 326) Mill. Euro. Weimer bekräftigte das Ziel, im Gesamtjahr einen Gewinnzuwachs vor Steuern zu erreichen. Im zweiten Quartal profitierte die HVB von rückläufigen Verwaltungskosten (Filialabbau und Stellenstreichungen) und einem gesteigerten Provisionsergebnis. Kostenabbau “Dauerbrenner”Damit konnte die Bank die vor allem wegen Schiffskrediten auf 101 (48) Mill. Euro aufgestockte Risikovorsorge mehr als ausgleichen. Das weiß-blaue Geldhaus erhöhte den Vorsteuergewinn im zweiten Dreimonatsabschnitt auf 358 (293) Mill. Euro. Nach sechs Monaten verzeichnete die HVB 568 (490) Mill. Euro.Im Zinstief sind Kostensenkungen für Weimer ein “Dauerbrenner”. Die Bank müsse “weiter rigide Kosten senken”. Derzeit kappt die HVB die Aufwendungen in der Zentrale. Das ist ein Teil des noch Ende 2015 von Ghizzoni beschlossenen Sparprogramms für den gesamten Unicredit-Konzern. Die Filialstruktur werde “nicht neu angepasst”.