Einige Transferwise-Aktionäre machen Kasse

Seed-Anteilseigner versilbern Papiere in Umplatzierung an neue Equity-Holder zu einer Bewertung von 3,5 Mrd. Dollar

Einige Transferwise-Aktionäre machen Kasse

Transferwise zählt zu den wertvollsten Fintechs in Europa. Das untermauert die jüngste Umplatzierung von Altaktionären, die von neuen und zum Teil auch Anteilseignern der ersten Stunde zu einer Bewertung von 3,5 Mrd. Dollar gezeichnet wurde. Frisches Kapital ist vorerst aber gar nicht notwendig. Von Björn Godenrath, Frankfurt Das Londoner Fintech Transferwise hat im Rahmen einer Secondary-Finanzierungsrunde eine Bewertung von 3,5 Mrd. Dollar erhalten. Dabei trennten sich Altaktionäre aus der frühen Phase der Unternehmensgründung (Seed) vor acht Jahren von Anteilen im Wert von 292 Mill. Dollar. Keiner der Altaktionäre steigt vollständig aus, niemand reicht mehr als 20 % seines Bestandes an neue Investoren weiter, die zu einer deutlich höheren Bewertung gegenüber der Serie-E-Runde von vor zwei Jahren zeichneten. Damals wurde das auf den internationalen Zahlungsverkehr spezialisierte Start-up unbestätigten Angaben zufolge mit 1,6 Mrd. Dollar bewertet. BlackRock neu dabeiDamit gehört Transferwise zu den Top-Fintechs in Europa, die ihr Geschäft global ausrollen. Angeführt wurde die jüngste Runde von den auf Wachstumskapital spezialisierten Investoren Lead Edge Capital, Lone Pine Capital und Vitruvian Partners. Andreessen Horowitz und Baillie Gifford haben ihre bereits bestehenden Anteile an Transferwise erweitert. Vom Unternehmen BlackRock verwaltete Fonds haben sich ebenfalls beteiligt.Dabei gehört Transferwise zu den Fintechs, die bereits profitabel sind. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurde bei Erlösen von 117 Mill. Pfund (+77 %) ein Gewinn nach Steuern in Höhe von 6,2 Mill. Pfund erzielt. Transferwise wird eigenen Angaben zufolge weltweit von mehr als 5 Millionen Menschen genutzt, die monatlich mehr als 4 Mrd. Euro versenden. Jährlich werden dem Unternehmen zufolge so rund 1 Mrd. Euro an Gebühren gespart. Vorteil Notenbank-ZugangDass Transferwise so effizient arbeiten kann, verdankt das Start-up auch der Tatsache, dass es im Zahlungsverkehr bei der Bank of England Zugang zu Notenbanken-Konten hat und damit ein direktes Settlement vornehmen kann. Deshalb können die Londoner bereits mehr als 20 % aller Überweisungen, die über die eigene Infrastruktur durchgeführt werden, in Echtzeit vornehmen; sie erreichen den Empfänger in weniger als 20 Sekunden. Zum Leistungsportfolio gehören derzeit 49 Währungen auf 1 600 Währungsrouten, um Geld zu versenden. Transferwise hat heute 1 600 Mitarbeiter, die an zwölf Standorten weltweit für das Fintech tätig sind. Es sollen in den kommenden zwölf Monaten rund 750 neue Mitarbeiter hinzukommen. Brüsseler LizenzDen europäischen Markt bedient man seit März auch über eine Brüsseler Lizenz, die sich die Londoner wegen des drohenden Brexits besorgt hatten. Neben der britischen besteht auch bei der litauischen Notenbank Zugang zum Echtzeit-Brutto-Settlement-System (RTGS). Sollten weitere Notenbanken Transferwise Zugang zu dieser vereinfachten Abwicklung gewähren, könnte das Fintech noch schneller Volumen im Zahlungsverkehr an sich ziehen. Die EU hatte 2018 im Rahmen der Verordnung in Bezug auf Entgelte für grenzüberschreitende Zahlungen Beschränkungen für sogenannte verdeckte Aufschläge bei internationalen Zahlungen verabschiedet. Ein Großteil des Marktes, in den europäische Fintechs seit einigen Jahren vorstoßen, ist explizit von der EU mit entsprechender Regulierung wie der PSD II für den Wettbewerb geöffnet worden. Damit sollen bessere und günstigere Bankdienstleistungen für Kunden entstehen sowie allgemein im geostrategischen Wettbewerb die Innovationskraft Europas gestärkt werden. Komfortabel ausgestattetDiese Opportunität nutzt das von Taavet Hinrikus und Kristo Käärmann 2011 gegründete Fintech,das bislang 689 Mill. Dollar an Equity- und Secondary-Kapital verbucht hat. Die letzte Finanzierungsrunde (Serie E) belief sich (inklusive Umplatzierungen) auf 280 Mill. Dollar. Daran beteiligten sich Investoren wie Old Mutual und IVP. Hinrikus zufolge ist Transferwise so komfortabel ausgestattet, dass es auf absehbare Zeit keinen Börsengang braucht.