Einlagenboom macht EZB-Geld für deutsche Banken teuer
ssc Frankfurt – Deutsche Banken denken über eine vorzeitige Rückgabe der Mittel aus den beiden Dreijahrestendern der Europäischen Zentralbank (EZB) nach. Hintergrund ist, dass Einlagen und andere Refinanzierungsinstrumente zunehmend günstig zu haben sind, während die Furcht vor einem Auseinanderbrechen der Eurozone nachlässt. Die Commerzbank hat bereits avisiert, die 10 Mrd. Euro zurückzugeben, die sie im Dezember 2011 für ihre Tochter Eurohypo aufgenommen hatte. Auch andere Institute prüfen nach Recherchen der Börsen-Zeitung einen solchen Schritt.Ein wichtiges Motiv ist der Boom der privaten Einlagen. Während die deutschen Institute im Durchschnitt für Neugelder mit über zweijähriger Laufzeit zuletzt noch 2,2 % zahlten, 0,5 Prozentpunkte weniger als vor Jahresfrist (siehe Grafik), profitieren große, bekannte Häuser von ihrem Image als “sichere Häfen”. Sie bieten auf Festgelder inzwischen Konditionen, die teils deutlich unter denen der EZB liegen. Die Postbank etwa offeriert für dreijähriges Festgeld bei einer Mindestanlagesumme von 50 000 Euro nur noch Zinsen von 0,35 %, 1,1 Prozentpunkte weniger als vor Jahresfrist. Die Zinsen auf das dreijährige EZB-Geld, die sich an den Hauptrefinanzierungssätzen der Notenbank orientieren, betragen 0,75 %, 0,25 Prozentpunkte weniger als vor Jahresfrist. Ein Postbank-Sprecher wollte sich zu der Frage, ob das Institut EZB-Gelder vorzeitig zurückerstatten könnte, allerdings nicht äußern. Laut Medienberichten nahm die Postbank Ende 2011 einen dreistelligen Millionenbetrag bei der EZB auf.Ein weiteres Institut, für das die EZB-Konditionen relativ an Attraktivität verloren haben, ist die Volkswagen (VW) Bank, die sich im Februar 2012 beim zweiten Tender 2 Mrd. Euro beschafft hatte. Für Festgeld mit 18 bis 24 Monaten Laufzeit gibt es dort heute 1 %, 0,8 Prozentpunkte weniger als vor Jahresfrist. Ob die EZB-Gelder vorzeitig zurückgezahlt werden könnten, wollte ein Sprecher nicht sagen. Ebenso wie die VW Bank hat die Deutsche Bank noch Zeit, über den Umgang mit den EZB-Mitteln zu entscheiden. Über ihre Töchter in Italien und Spanien hatte sie beim zweiten Tender 9 Mrd. Euro aufgenommen, um ihre dortigen Refinanzierungslücken zu reduzieren. In Deutschland zahlt sie indes auf zwölfmonatige Neuanlagen von Privatkunden nur noch 1 %, halb so viel wie im Frühjahr 2012.Auch für die staatlich gestützte Commerzbank ist das Geld von Privatkunden inzwischen deutlich billiger als das der EZB: Nach Angaben eines Sprechers werden auf dreijähriges Festgeld ab 1 000 Euro gerade einmal 0,2 % gewährt. Vor einem Jahr konnten Commerzbank-Kunden bei einer Mindestanlagesumme von 5 000 Euro für dreijährige Festgelder immerhin noch jährliche Zinsen von 1 % vereinnahmen.—– Bericht Seite 4