Einzelgänger stellt mit Japan-Fonds Konkurrenz in den Schatten
Bloomberg Tokio – Anfang der 80er Jahre wollte Hideo Shiozumi seinen Job als Fondsmanager an den Nagel hängen, um ein japanisches Restaurant aufzumachen. Doch da rief George Soros an. Damit änderte sich Shiozumis Leben. Soros, von dem er vorher noch nie gehört hatte, flog ihn für ein Vorstellungsgespräch nach New York ein und überredete ihn, Aktien für den “Quantum Fund” auszuwählen. Inzwischen ist Shiozumi eine One-Man-Show und schlägt mit seinem Eine-Milliarde-Dollar-Fonds seine Konkurrenz über fast jeden Zeitraum. Sein “Japanese Equity Fund” brachte seit 1996 mehr als 400 % ein, während der Markt 15 % verlor. In diesem Jahr ist der Fonds besser als 98 % der Wettbewerber. Die schönste Zeit”Seit 45 Jahren bin ich als Fondsmanager ein Einzelkämpfer”, sagt der 72-Jährige im Interview in Tokio. In seinem zweifarbigen Jackett und offenem Hemd, mit Silberkette und braun gebrannt erscheint er jünger, als er ist. “Im Moment erlebe ich die schönste Zeit meines Lebens.”Shiozumi entwickelte seine Investmentphilosophie bereits in den 70er Jahren bei der britischen Handelsbank Robert Fleming. Er fährt einen traditionellen Stock-Picking-Ansatz: eine kleine Zahl von Unternehmen auswählen, die stetige Gewinnanstiege melden, und diese langfristig halten. Shiozumis in London gelisteter Investmentfonds, der “Legg Mason IF Japan Equity Fund”, hat 42 Werte im Portfolio, und die größten zehn Positionen machen mehr als die Hälfte des Portfolios aus. Totaler Unsinn”Man liest in der Zeitung von Managern, die 400 oder 500 Unternehmen besuchen, aber ich halte das für totalen Unsinn”, erklärt er. “Es ist wichtiger, dass man die Aktien, die man hält, verfolgt, als dass man neue aussucht.”Shiozumi hat seit 25 Jahren kein großes japanisches Exportunternehmen mehr gekauft. Deren Gewinne seien wegen der Schwankungen des Yen nicht stetig, und darum kämen sie für ihn nicht in Frage, erklärt er. Shiozumi bevorzugt das, was er Japans neue Industrien nennt: Biotechnologie, E-Commerce und Firmen, die vom demografischen Dilemma Japans profitieren. Und sie müssen inlandsfokussiert sein, zumindest am Anfang.Innerhalb dieses Rahmens trifft Shiozumi Investitionsentscheidungen nach Gefühl, sagt er. Manchmal folgt er Empfehlungen von Analysten, denen er vertraut, und er sucht nach Unternehmensgründern, die Leidenschaft für ihr Geschäft haben. Auch das hat er aus seiner Zeit in London mitgenommen.”Man hatte mir gesagt, ich solle die Zahlen und all das den Analysten überlassen”, sagt er. “Der Job eines Fondsmanagers ist, Manager zu durchschauen und das Potenzial einer Firma abzuschätzen.” Auf den Analysten gehörtSeine große Position Peptidream war ein Tipp eines Sell-Side-Analysten. Das Unternehmen hat ein neuartiges Medikamentenentdeckungssystem entwickelt und Lizenzen für seine Technologie an einige der weltgrößten Pharmaunternehmen vergeben. Shiozumi hörte auf den Analysten, der sagte, Biotech-Aktien würden steigen, und konnte einsteigen, bevor es die Konzerne taten. Mittlerweile hat sich Peptidream seit ihrem Start 2013 verelffacht.Sosei, Hersteller von Medikamenten gegen Krebs und Lungenkrankheiten, ist die größte Position von Shiozumi. Die Aktie ist so stark gestiegen, dass sie mittlerweile ein Gewicht von 17 % im Mothers Index für Small-Caps hat.Mit seiner zweitgrößten Position Nihon M & A Center konnte Shiozumi von der Tatsache profitieren, dass Japan die am schnellsten alternde Bevölkerung hat, und von den Problemen, die das für die Unternehmensnachfolge hat. Das Unternehmen dient als Vermittler für kleinere Betriebe, vor allem auf dem Land, wo die Chefs keine Nachfolger finden. Menschenkenntnis habe bei der Investmententscheidung eine Rolle gespielt, sagt er. Der Kurs der Aktie hat sich seit ihrer Erstnotiz 2006 mehr als verdreizehnfacht. “Mir gefiel, was der Präsident sagte, und ich mochte seinen Charakter”, sagt Shiozumi. “Wir waren der erste ausländische Investor, der in diese Aktie einstieg, und wir halten sie noch immer.”Das Muster ist auch bei vielen anderen Investmententscheidungen erkennbar. Er spielte Mah-Jongg mit dem Gründer von Don Quijote Holdings, einem Betreiber von Discountläden. Der Präsident von Start Today, einem Online-Modehändler, sei “sehr ernsthaft, auch wenn er wie ein Musiker aussieht”, sagt Shiozumi. Es gibt auch RisikenNatürlich kann es auch riskant sein, wenige Werte im Portfolio zu haben und sich auf sein Bauchgefühl zu verlassen. Cookpad ist ein Beispiel dafür. Shiozumi sagt, er habe die Aktien dieses Jahr verkauft, nachdem der Gründer versuchte, die übrige Führungsmannschaft abzusetzen.Die Strategie erwies sich auch 2006 und 2007 als weniger effektiv, als große Positionen wie die Bekleidungskette Adastria an Wert verloren und auch der Mothers-Index fiel. Doch heute zahlt sich der Inlandsfokus aus. Shiozumis auf Pfund lautender Fonds hat dieses Jahr 37 % Prozent eingebracht, während der Topix-Index in Pfund knapp 1 % abgegeben hat.