EIOPA-Chef will Aufsicht zentralisieren
Reuters Frankfurt
Der oberste EU-Versicherungsaufseher fordert direkten Zugriff seiner Behörde auf die internationalen Versicherungskonzerne und will die nationalen Aufsichtsbehörden entmachten. Gabriel Bernardino, der Ende März aus dem Amt scheidende Präsident der Frankfurter EU-Behörde EIOPA, schlug gestern eine tiefgreifende Reform der Aufsicht nach dem Vorbild des Bankensektors vor. Die nationalen Aufsichtsbehörden setzten die einheitlichen EU-Vorschriften zu unterschiedlich um, sagte er in einer Rede zum zehnjährigen Bestehen der EIOPA. „Wir brauchen einen einheitlichen Aufsichtsmechanismus für die Versicherung, und dass es ihn nicht gibt, spürt man am meisten in Krisen wie der, in der wir leben.“
Die nationalen Aufseher hatten der EIOPA in der Coronakrise die Grenzen aufgezeigt. Obwohl Bernardino wegen der drohenden Schäden und Marktverwerfungen eine Aussetzung von Dividenden und Aktienrückkäufen verlangt hatte, genehmigte die BaFin Allianz und Münchener Rück großzügige Ausschüttungen. Bei den Banken war die Aufsicht über die Großbanken der Eurozone nach der Finanzkrise dem Einheitlichen Aufsichtsmechanismus (SSM) unter Führung der EZB unterstellt worden. In einer Pressekonferenz präzisierte Bernardino, es gehe ihm um die großen, internationalen Versicherungskonzerne. „Es ist nicht so, dass alles zentralisiert werden muss“, betonte er. „Aber in der gegenwärtigen Struktur ist ein optimales Ergebnis nicht erreichbar.“