Elf Lebensversicherer brauchen noch Zeit

Studie: Solvenzquote der Branche bei 344 Prozent - Riesige Unterschiede - Mehr Informationen nötig

Elf Lebensversicherer brauchen noch Zeit

ak Düsseldorf – Die Anfang der Woche veröffentlichten Solvenzquoten der Versicherer weisen riesige Unterschiede auf. Die Bandbreite bei den besonders im Fokus stehenden Lebensversicherern reicht laut einer Studie der Commerzbank, die alle 85 deutschen Anbieter analysiert hat, bei den berichteten Werten von 117 % bei der HanseMerkur24 bis 1 391 % bei der Sparkassen-Versicherung Sachsen und 3 571 % bei der Run-off-Plattform Frankfurter Leben. Allein diese enorme Spanne lässt nach Meinung von Analysten Zweifel an der Interpretierbarkeit der Daten aufkommen. Auch wiesen die Solvenzberichte selbst, die zwischen 50 und gut 100 Seiten lang sind, erhebliche qualitative Unterschiede auf, merkt Lars Heermann von der Ratingagentur Assekurata an.Die Solvenzquote der Branche insgesamt liegt nach Berechnung der Commerzbank bei 344 %. Ohne die Übergangsmaßnahmen (Rückstellungs-Transitional) beläuft sie sich auf 207 %.Elf Lebensversicherer weisen ohne die Einbeziehung der 16-jährigen Übergangsfrist eine Solvenzquote von unter 100 % aus. Unter den 30 größten Anbietern gehören dazu die Debeka Leben (87 %), die HDI Leben (93 %) und die ebenfalls zur Talanx gehörende PB Leben (69 %). Das Gros findet sich jedoch in der nach Beitragseinnahmen hinteren Hälfte der Branche.Mit der Rheinland Leben, der Süddeutschen Leben sowie der Landeslebenshilfe geben drei kleine Versicherer ohne Übergangsmaßnahmen eine Solvenzquote von 0 % an. Die Öffentliche Leben Oldenburg, die Bayerische Beamtenversicherung, Familienfürsorge, Arag und Athene Leben liegen zwischen 22 % und 56 %.Insgesamt aber findet Commerzbank-Analyst Michael Haid die berichteten Solvenzquoten “überraschend hoch”. Mit mehreren Instrumenten könne die Quote “gemanagt” werden: Dazu zählten neben operativen Einflüssen wie Kosteneinsparungen, geringer Beteiligung von Versicherten an Überschüssen sowie konservativer Asset-Allokation auch Rückversicherungsverträge. Außerdem gebe es noch die Ermessenspielräume, die auch das Standardmodell bei Solvency II biete.”Die Frage ist: Kann ein Unternehmen mit einer gesunden Solvenzquote insolvent werden? Die Antwort muss ja lauten”, konstatiert Haid in seiner Studie. Die Analyse der Solvenzquoten reiche bei weitem nicht aus. Mehr Informationen seien nötig. “Die ultimative Wahrheit steckt in den HGB-Zahlen”, erklärt der Commerzbank-Analyst.Ähnlich argumentiert auch Assekurata. Analyst Heermann weist darauf hin, dass seiner Ansicht nach nicht die Eigenmittelausstattung, sondern die fehlende Ertragskraft die größere unmittelbare Bedrohung für die Lebensversicherer darstelle. Denn die Frage stelle sich, ob alle Unternehmen auf Dauer ausreichende Erträge generierten, um die gesetzlich vorgeschriebene Zinszusatzreserve für die hohen Garantieverpflichtungen der Vergangenheit zu stellen: “Wer die Zinszusatzreserve auf Dauer nicht stellen kann, ist irgendwann handelsrechtlich überschuldet.” Und Schwierigkeiten bei diesem Thema drohten einigen Anbietern schon viel früher als im Jahr 2031, wenn die Übergangsfrist von Solvency II für die Lebensversicherer endet.