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Elke König hat noch Träume

Von Bernd Wittkowski, Frankfurt Börsen-Zeitung, 28.3.2015 Wenn die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) anlässlich eines Wechsels an ihrer Spitze zur Feierstunde einlädt, ist das Haus immer voll. So auch am Freitag. Die geballte...

Elke König hat noch Träume

Von Bernd Wittkowski, FrankfurtWenn die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) anlässlich eines Wechsels an ihrer Spitze zur Feierstunde einlädt, ist das Haus immer voll. So auch am Freitag. Die geballte Prominenz des Finanzplatzes erschien ziemlich vollzählig am Frankfurter Dienstsitz der Behörde: Vorstandsvorsitzende, Vorstandsmitglieder, Verbandspräsidenten aus der Kredit- und Versicherungswirtschaft, der Bundesbankpräsident, namhafte Repräsentanten der EZB wie auch der nationalen und der europäischen Politik und viele mehr. Der starke Zuspruch rührt aber nicht allein von der schönen musikalischen Einrahmung und vom ausgezeichneten Catering her. Die Beaufsichtigten bleiben halt gerne mit ihren Aufsehern im Gespräch – wie auch umgekehrt. Irgendwie sitzt man ja in einem Boot.Diesmal gab es gleich zwei Wechsel zu feiern: mit vierwöchiger Verzögerung den im Präsidentenamt von Elke König, die inzwischen ein “Start-up”, die europäische Bankenabwicklungsbehörde in Brüssel, aufbaut, zu Felix Hufeld. Und ein wenig verfrüht jenen von Karl-Burkhard Caspari zu Elisabeth Roegele, die Anfang Mai das Amt als Exekutivdirektorin der Wertpapieraufsicht übernimmt. Der 63-jährige Caspari geht in den Ruhestand. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, dessen Rechts- und Fachaufsicht die BaFin untersteht, würdigte in seiner Ansprache die seltene Mischung von Menschlichkeit, Durchsetzungsfähigkeit, Humor und politischem Instinkt, die Caspari verkörpere. Im Finanzministerium, in dem der Jurist vor seiner Zeit bei der BaFin mehr als zwei Jahrzehnte gearbeitet hat, genieße Caspari immer noch den Ruf unübertroffener Sachkompetenz. Die Latte für Roegele, die früher Vorstandsmitglied, so Schäuble, “nicht der größten, aber der schönsten Börse” (Stuttgart) gewesen sei, liege hoch.Dass König sich in Europa für die Aufgabe als Vorsitzende des Single Resolution Board durchgesetzt hat, sieht der Minister mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Aber nachdem König in ihren gut drei Jahren als BaFin-Präsidentin wesentlich dazu beigetragen habe, dass systemrelevante Institute künftig für ihr Handeln zu haften haben, “müssen wir Sie jetzt verabschieden”. Kein UnternehmensschreckKönig selbst hat sich der Herausforderung, die der Aufbau der zweiten Säule der europäischen Bankenunion bedeute, gerne gestellt, wie sie sagte. Ziel sei es, mit guter Abwicklungsplanung, mit konsequentem Arbeiten an der Beseitigung von Abwicklungshindernissen dafür zu sorgen, dass die hoffentlich wenigen Fälle der Abwicklung von Banken mit minimalen Kosten für die Allgemeinheit einhergingen. Rückblickend auf ihre Zeit in der “besonderen Behörde”, die die BaFin sei, konstatierte sie, dass Allfinanzaufsicht wohl ein wenig aus der Mode gekommen sei. Doch sei die Tatsache, dass die BaFin sowohl die Kredit- und Versicherungswirtschaft als auch den Finanzplatz im Auge habe, angesichts eng vernetzter Märkte ein besonderes Pfund, mit dem es zu wuchern gelte. Was die europäische Bankenaufsicht angeht, wäre aus Königs Sicht eine eigenständige Institution, also außerhalb der EZB, “die noch bessere Lösung”. “Man muss ja Träume haben”, fügte sie hinzu.Sosehr sich Aufseher und Beaufsichtigte gegenseitig schätzen, so gerne sie zusammen feiern und auch in Zukunft den Kontakt pflegen wollen: Übertreiben will man das Miteinander nicht. Denn König hofft, dass die in der BaFin versammelten Banker nicht zu ihren Kunden in Brüssel werden. Und der Cellospieler Hufeld unterhält sich mit ihr zwar gerne auch über Musik, möchte aber die beruflichen Kontakte lieber minimieren – “natürlich nur, um Ihnen möglichst wenig Arbeit zu bereiten”.Den hilfreichen und notwendigen Dialog mit den kontrollierten Akteuren und Verbänden der Finanzindustrie aber will Hufeld gerne fortsetzen. “Wir sind weder Lobbyisten, noch sind wir Unternehmensschreck. Wir sind Aufseher, die dem Gemeinwohl verpflichtet sind.” Die BaFin könne aufmerksam zuhören und, wenn erforderlich, auch entschiedene Antworten geben.