Ellwanger und Geiger startet durch
Das Bankhaus Ellwanger und Geiger verfolgt nach Abspaltung des Immobilienbereichs und Umwandlung in eine AG eine Wachstumsstrategie. In der Vermögensverwaltung will man um jährlich 10 % wachsen. Das Zinsergebnis soll insbesondere über die Zwischenfinanzierung von Bauvorhaben zulegen.Von Thomas Spengler, StuttgartWer derzeit trotz der Covid-19-Pandemie auf dem Stuttgarter Flughafen ankommt, für den ist das neue Logo des Bankhauses Ellwanger und Geiger nicht zu übersehen. Auf einer Länge von 30 Metern begrüßt das Institut mit einer Lichtwerbung die soeben gelandeten Passagiere. “Damit wollen wir unser Profil als Privatbank schärfen”, begründet Vorstandsmitglied Volker Gerstenmaier den Relaunch der Corporate Identity des 1912 gegründeten privaten Bankhauses.Hintergrund des neuen Auftritts ist die Abspaltung des Immobilienbereichs von der Bank (vgl. BZ vom 24.1.2018). Im Rahmen eines Management Buy-out verkaufte das Stuttgarter Institut 2018 drei Immobiliengesellschaften für einen hohen einstelligen Millionenbetrag an Mario Caroli, neben Gerstenmaier einer der beiden persönlich haftenden Gesellschafter, und zwei Geschäftsführer des Immobilienbereichs. Eigenkapital, das bis dahin für die Immobilientöchter vorgehalten werden musste, kann die Bank seitdem für eigenes Wachstum nutzen – was ein Potenzial von rund 10 % des Eigenkapitals von 15 Mill. Euro darstellt. Aus dem Schatten des Maklers Lange hatte der Name bevorzugt Assoziationen mit seiner Maklerrolle für gehobene Wohnimmobilien hervorgerufen, aber eben kaum mit Bankgeschäften. In der Branche sprach man deshalb auch gerne vom Immobilienmakler mit angeschlossener Bank. “Mit dem neuen Auftritt wollen wir aus dem Schatten des Immobilienmaklers heraustreten”, sagt Gerstenmaier. Dennoch bestehe eine Kooperationsvereinbarung mit dem Immobilienmakler.Nach einst insgesamt 110 Mitarbeitern zählen die beiden Belegschaften inzwischen jeweils rund 50 Köpfe. Ein weiterer Schritt für die Neuaufstellung war die Umwandlung von einer Kommandit- in eine Aktiengesellschaft. In diesem Zuge stockte die bisherige Kommanditistin Horus Ellwanger & Geiger Holding GmbH (jetzt: FS Ellwanger & Geiger Holding) 2018 ihren Anteil von 80 auf weit über 90 % auf. 2 % blieben bei Gerstenmaier. Hinter dem Mehrheitsgesellschafter steht der Arzt und Unternehmer Lutz Helmig, der mit dem Verkauf der Helios-Kliniken 2005 den Grundstein für sein Vermögen gelegt hatte. Die neue Rechtsform erschloss auch Freiräume für die Expansion. Da Kommanditisten ihre Anteile kündigen können, zählen sie nicht zum Kernkapital. Als AG aber zahlen die Anteile des Großaktionärs voll aufs Eigenkapital ein. “Damit haben wir uns neues Wachstumspotenzial geschaffen”, sagt Gerstenmaier.Zum Zeitpunkt der Umwandlung wurde Harald Brenner (55) als Nachfolger von Caroli in den Vorstand berufen. Seitdem verantwortet der Diplom-Ökonom die Ressorts Finanzen, Marktfolge, IT und Personal. Gerstenmaier (60) zeichnet für die Vermögens-, Anlage- und Finanzierungsberatung verantwortlich. Der Nimbus der reinen Privatbank mit persönlich haftenden Gesellschaftern ging mit dem Rechtsformwechsel zwar verloren, doch Gerstenmaier betont die Unabhängigkeit des Instituts: “Wir sind keinerlei Konzernen verpflichtet.” Dem Druck, eigene Wertpapiere oder solche von Kooperationspartnern einbinden zu müssen, unterliege man nicht. “Vielmehr konzentrieren wir uns darauf, globale Anlagetrends zu identifizieren und das Vermögen der Kunden strategisch erfolgreich auszurichten”, so der Vorstand. Der Hauptaktionär peile perspektivisch eine Eigenkapitalrendite von 10 % auf das Kernkapital von 15 Mill. Euro an. Im Geschäftsjahr 2019 stieg die Eigenkapitalrendite bereits von 6,2 auf 7,1%.Gerstenmaier und Brenner verfolgen eine Wachstumsstrategie, die Ellwanger und Geiger insbesondere in der Vermögensverwaltung neue Kunden bescheren soll. Dabei setzt der Vorstand auf Direktakquise und ein Baukastensystem aus Aktien- und Anleihefonds. Darüber hinaus stellt die Bank unter dem Namen “Family Office” aus der Vielzahl am Markt tätiger Vermögensverwalter ein Portfolio mit acht verschiedenen Managern in vier verschiedenen Risikoklassen zusammen. Entsprechend der Gesamtanlage der ausgewählten Topmanager könne die Aktienquote zwischen 25 bis 75 % “atmen”.Ende 2019 verwaltete Ellwanger und Geiger ein Vermögen von mehr als 800 Mill. Euro für rund 1 500 Kunden. Dass ein jährliches Wachstumsziel von 10 % kein Zuckerschlecken sein wird, ist Gerstenmaier klar: “Es ist die große Kunst, aus Erstkontakten eine dauerhafte Kundenbeziehung aufzubauen.” Verstetigung der ErgebnisseMit der Konzentration auf die überwiegend bestandsgetriebenen Ergebnisbeiträge sowohl in der Vermögensverwaltung wie auch im Kreditgeschäft soll eine Verstetigung der Ergebnisentwicklung erreicht werden. Im Vergleich dazu war die Gewinn-und-Verlust-Rechnung der Bank vor 2018 durch das stark konjunkturabhängige Immobiliengeschäft immer wieder großen Schwankungen unterworfen.Inzwischen plant der Vorstand mit einem wachsenden Zinsergebnis, das vor allem mit der Zwischenfinanzierung von Bauvorhaben eingespielt werden soll – “ein Nischenprodukt”, wie Brenner sagt. Mit diesem auf sechs bis zwölf Monate angelegten bundesweiten Angebot wolle man den Kreditbereich ausbauen – und das bei attraktiven Margen von um die 2,5 %. Kooperationspartner sind die Interhyp und verschiedene Großbanken. “Für uns ist das eine ideale Möglichkeit, unsere freie Liquidität aus der Vermögensverwaltung anzulegen”, so Brenner, der dem eigenen Haus für dieses risikoarme Geschäft ein großes Know-how insbesondere mit Blick auf die Abwicklungsprozesse attestiert. Vor diesem Hintergrund konnte 2019 das Zinsergebnis von 2,1 auf 2,3 Mill. Euro gesteigert werden. Dabei schwingt die Hoffnung mit, durch mehr Zwischenfinanzierungen nebenbei auch Anschlussgeschäft für die Vermögensverwaltung generieren zu können. Mit Letzterer baute Ellwanger und Geiger 2019 das Provisionsergebnis von 4,6 auf 5,0 Mill. Euro aus. Unterm Strich blieb im vergangenen Geschäftsjahr ein Nachsteuerergebnis von 1,1 Mill. Euro (Vorjahr: 0,9 Mill. Euro).