Ende des Höhenflugs
Seit Jahren steigen die Preise von Wohnimmobilien in den Metropolen rund um die Welt an. Die Pandemie wird dem Aufschwung vielerorts ein Ende setzen, wie die UBS warnt. München und Frankfurt stehen in der Warnliste oben – Zeit für Eigentümer, um über einen Verkauf nachzudenken, lautet die Empfehlung.jsc Frankfurt – Nach dem jahrelangen Anstieg der Wohnimmobilienpreise in Metropolen rund um die Welt verliert die Entwicklung nach Einschätzung der Schweizer Großbank UBS in der Coronakrise an Fahrt und könnte vielerorts in fallende Preise münden. “Wir denken, dass das Potenzial für weitere Aufwertungen komplett erschöpft ist”, erklärte Matthias Holzhey, Leiter der Immobiliensparte im globalen Wealth Management der Bank, am Mittwoch in einer Telefonkonferenz. In vielen Städten lohne es sich, einen Verkauf einer Wohnimmobilie zu prüfen, wie die Bank im “Bubble Index” zu 25 Großstädten weltweit festhält.Besonders groß sei die Gefahr einer Immobilienblase in München und Frankfurt, die im Warnindex der Bank mittlerweile an erster und zweiter Stelle stehen. In der Mainmetropole haben sich die Preise binnen eines Jahrzehnts verdoppelt, nun sei die Stadt “Opfer des eigenen Erfolgs”. Eine Wohnung kostet hier laut UBS etwa das 30-Fache einer jährlichen Miete, in München liegt der Wert mit dem 39-Fachen weltweit sogar an der Spitze, knapp vor Hongkong, Zürich und Paris. Die Analysten haben das Verhältnis der Preise zum Einkommen und zur Miete analysiert, die Preise in den Städten mit der jeweiligen nationalen Entwicklung verglichen sowie Bautätigkeit und Kreditvergabe berücksichtigt. Im Vergleich zum Vorjahr haben die Warnsignale für München und Frankfurt zugelegt. “Das ist wirklich ein Ausrufezeichen”, sagte Co-Autor Maciej Skoczek. Während München bereits im Vorjahr auf Rang 1 stand, zog Frankfurt seither an Amsterdam, Hongkong und Toronto vorbei. Das Zinsniveau floss allerdings nicht in den Index ein, so dass ein wichtiger Indikator fehlt. Corona-Folgen noch geringTrotz der Coronakrise ist die Anzahl der Städte, die einen Preisrückgang verzeichnet haben, im Vergleich zu früheren Jahren gering (siehe Grafik). Lediglich vier Metropolen, nämlich Hongkong, Dubai, San Francisco und Madrid, haben nach jüngsten Daten bis 2020 sinkende Preise verzeichnet. Umfassende Wirtschaftshilfen haben einen Preisrückgang in vielen anderen Städten bisher noch stabilisiert, wie die Autoren vermuten. Auch wurden vielerorts die Immobilienmärkte durch Ausnahmeregeln wie Kreditstundungen oder eine Pause für bestimmte Steuern gestärkt. Eine Abwärtsbewegung für die Preise wird nach Auffassung der UBS aber durch die Mieten vorweggenommen, die insgesamt auf Jahressicht bereits gesunken sind. Da sich Wachstumsraten der Immobilienpreise und der Mieten nach Erwartung der Analysten mittelfristig annähern, zeichnet sich somit eine Preismäßigung ab.Andere Städte haben eine Trendwende bereits hinter sich: In London sanken nach dem Brexit-Votum 2016 wiederholt die Preise, in Dubai haben die Werte nach einem Bauboom seit Ende 2014 um mehr als ein Drittel nachgegeben. Einen abrupten Kollaps erwartet die UBS gleichwohl auch in Städten oben auf der Warnliste nicht und verweist auf eine solide wirtschaftliche Entwicklung.Auch sind die Immobilien in München und Frankfurt für die Bürger noch nicht so schwer zu bezahlen wie in einigen anderen Hochpreisstädten: Während eine gut qualifizierte berufstätige Person in Frankfurt mit sieben und in München mit neun Jahresgehältern rechnen muss, um sich eine 60-Quadratmeter-Wohnung nahe dem Stadtzentrum leisten zu können, sind in London 14 Jahre, in Paris 17 Jahre und in Hongkong 20 Jahre notwendig. – Wertberichtigt Seite 6