Deutsche Bank

Ende einer Hängepartie

Der nächste Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, Alexander Wynaendts, dürfte eine weniger turbulente Amtszeit haben als sein Vorgänger. Zugleich birgt die Personalie die Gefahr einer neuen Unwucht.

Ende einer Hängepartie

Mit der Berufung von Alexander Wynaendts in den Aufsichtsrat hat die Deutsche Bank der Hängepartie um die Nachfolge von Aufsichtsratschef Paul Achleitner endlich ein Ende gesetzt. Wie die Personalie belegt, hat es der Aufsichtsrat unter Achleitners Vorsitz nicht vermocht, beizeiten in den eigenen Reihen einen Kandidaten oder eine Kandidatin für die Nachfolge aufzubauen. Sicher: Dies mag schon einmal ein paar Jahre dauern. Andererseits: Achleitner hat, wenn er im Mai den Vorsitz niederlegt, das Gremium zehn Jahre lang geleitet. Wer nach den Absagen der zu Wunschkandidaten auserkorenen Aufsichtsräte Theodor Weimer und Norbert Winkeljohann geglaubt hatte, die Bank ziehe noch ein Ass aus dem Ärmel, wird eines Besseren belehrt. Plan B hat es nie gegeben, allenfalls eine Art Exit-Plan. Mayree Clark, Mitglied des Nominierungsausschusses, dem dessen Vorsitzender Achleitner die Nachfolgeregelung überantwortet hatte, benötigte die Headhunter Russel Reynolds und Egon Zehnder, um extern fündig zu werden.

Dies heißt nicht, dass Wynaendts, der wie 2017 schon James von Moltke, mit dem die Bank als Finanzvorstand gut gefahren ist, von Citigroup wechselt, kein guter Mann wäre. So verfahren, wie die Lage im Kontrollgremium in der Nachfolgefrage zuletzt gewesen ist, kann eine Lösung jenseits des Erwarteten der Bank nur guttun.

Noch mangelt es dem 61-Jährigen aber an politischer Vernetzung, ohne die ein Aufsichtsratschef der Deutschen Bank nicht weit kommt. Und viel Zeit, um sich in Berlin, aber auch in den blauen Konzern einzuarbeiten, bleibt ihm bis zur Hauptversammlung im Mai nicht. Zyniker werden sagen, die werde sich Wynaendts an der Spitze des Kontrollgremiums noch reichlich nehmen können. Denn wenn der Niederländer den Österreicher ablöst, sind die Weichen fürs Erste gestellt: Die auf vier Jahre angelegte Restrukturierung biegt dann auf die Zielgerade ein, und im März wird das Haus noch die Strategie für die kommenden Jahre vorlegen.

Einiges spricht somit dafür, dass Wynaendts eine deutlich weniger turbulente Amtszeit als sein Vorgänger haben wird, was alle Stakeholder nur begrüßen können. Auf Sicht birgt diese Konstellation indes die Gefahr einer neuen Unwucht: Nach Jahren, in denen der Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef öffentlich weitaus präsenter war, als es sich viele Beobachter wünschten, und mehrfach die Führung austauschte, könnte Wynaendts Risiko darin bestehen, von einem starken Konzernchef und Bankenpräsidenten Sewing an den Rand gedrängt zu werden.

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