Endlich mehr Zeit für den Effzeh
Von Detlef Fechtner, FrankfurtAls jüngst beim Retail-Bankentag das Gespräch auf die Bundesliga kam und sich wieder mal fast alles nur um die Bayern drehte, stellte Bernd Geilen umgehend klar, für wen sein Herz schlage: den 1.FC Köln. Das dürfte niemand überraschen, denn dass Geilen Rheinländer ist, zeigt sich nicht allein an seinem leichten Dialekt, sondern auch an seiner rheinischen Frohnatur. Mit ihm kommt man schnell ins Gespräch, Geilen ist offen, heiter und meinungsstark – und er strahlt, wie man es Rheinländern zuschreibt, Zuversicht aus.Die Offenheit gilt übrigens nicht allein in Bezug auf seine Gesprächspartner, sondern auch für neue Geschäftsideen und die Anpassung von Geschäftsmodellen an sich ändernde Kundeninteressen. In seinen 17 Jahren in Diensten der ING in Deutschland hat der studierte Volkswirt und Kaufmann, der sein Studium natürlich an der Universität Köln – wo sonst? – abschloss, eine ganze Reihe von Initiativen angeschoben, die heute noch für die Bank Bedeutung haben. Das gilt zum einen für das Wertpapiergeschäft, in dem er im Zuge der Übernahme seines früheren Arbeitgebers Entrium Direct Bankers durch die ING gleich zu Beginn seiner Tätigkeit für die Deutschland-Tochter des niederländischen Finanzkonzerns Akzente setzte. Das gilt zum anderen für das Geschäft mit Konsumentenkrediten, das lange Zeit von der ING vergleichsweise leidenschaftslos betrieben wurde, bevor Geilen es forcierte.Auch in jüngster Vergangenheit hat er mit dafür gesorgt, dass sich die ING verstärkt neuen Geschäften widmet – sei es durch sein Engagement bei der Kreditvergabe an den Mittelstand nach der Übernahme des digitalen Kreditvermittlers Lendico. Sei es durch sein Engagement für nachhaltige Finanzierungen und Green Finance, etwa durch seine Unterschrift unter die Klima-Selbstverpflichtung der Bankenbranche.Nachhaltig ist in den vergangenen Jahren aber vor allem sein Wirken in seinem zentralen Bereich Risikomanagement gewesen. Anders als andere Landesgesellschaften blieb die ING Deutschland von Strafen und sehr hohen Wertberichtigungen verschont, weil Geilen die nichtfinanziellen wie auch die finanziellen Risiken solide gemanagt hat. Zu Recht stand daher in Anspielung an das Wappentier im ING-Logo viele Jahre an seiner Bürotür: “Et löwt” – es läuft.Am heutigen Mittwoch verabschiedet sich Geilen aus der ING. Dann hat er endlich mehr freie Zeit – auch für den Effzeh. Was er jetzt vorhat? Erst einmal drei Monate gar keine Termine, lautet seine Antwort.