Entspannungszeichen für Depotbanken

Eine Studie signalisiert das Ende des Preiskampfes unter den deutschen Anbietern

Entspannungszeichen für Depotbanken

Die Zeiten des harten Preiskampfes und des Verdrängungswettbewerbs unter den in Deutschland ansässigen Depotbanken scheinen sich dem Ende zu nähern. Der Druck auf die Preise lasse nach, teilweise wird im Markt sogar wieder mit anziehenden Preisen gerechnet, so das Resultat einer aktuellen Marktstudie von Steria Mummert Consulting. Doch ist damit, wie es die Branchenexperten suggerieren, der Umbruch bereits vorbei, bevor er angefangen hat?jur München – Druck auf die Preise, immer höhere regulatorische Anforderungen – die Wette auf eine heftige Konsolidierung unter den derzeit 48 in Deutschland aktiven Depotbanken galt lange Zeit als sicher. Doch der große Knall blieb bisher aus. Und die Berater aus dem Hause Steria Mummert gehen davon aus, dass sich an der aktuellen Marktstruktur vorerst wenig ändern wird. “Selbst vor dem Hintergrund der diesjährigen Einführung des Kapitalanlagegesetzbuchs (und damit der Umsetzung der AIFM-Richtlinie) erwarten wir eher eine Spezialisierung der Marktteilnehmer, eine Steigerung der Depotbankgebühren und wenig Konsolidierung”, resümiert Markus Gehwald, Leiter Asset & Wealth Management von Steria Mummert Consulting.Die Berater halten vielmehr das Geschäftsmodell der großen Global Custodians wie der kleinen Nischenanbieter für überlebensfähig. Sie schreiben in ihrer aktuellen Studie sogar von einem “stabilen Nebeneinander” in einem “attraktiven Marktumfeld” bei einem “im Grunde risikolosen Geschäft”. Allein den hohen Markteintrittsbarrieren sei es daher zuzuschreiben, dass sich neben der KAS Bank in den letzten Jahren nicht weitere neue Player auf den deutschen Markt gewagt haben. Preissenkung für AltkundenMit Blick auf die künftige Preisentwicklung geben sich die 25 im Rahmen der Studie befragten Depotbanken – sie haben zusammen mehr als 90 % Marktanteil gemessen an den Assets under Depotbank – sehr zuversichtlich. Fast ein Drittel der Befragten geht von wieder anziehenden Preisen aus, mehr als die Hälfte rechnet mit einer stabilen Situation und nur 13 % erwarten eine weitere Verschlechterung. “Zudem beziehen sich die fallenden Preise nicht in jedem Fall auch auf Neukunden, vielmehr wird teilweise ein insgesamt sinkendes Preisniveau eher den langjährigen Bestandskunden zugeschrieben”, heißt es in der Studie. Diese sind wohl nicht länger bereit, noch relativ hohe Preise zu bezahlen.Die Situation der Depotbanken wird jedoch undurchsichtiger, wenn man die Profitabilität betrachtet. Nur etwa ein Drittel der Befragten konnte oder wollte Angaben zur absoluten Höhe der Kosten, Erträge und Cost-Income-Ratio machen. Der höchste genannte Wert bei der Cost-Income-Ratio lag bei 80 %, sodass das Depotbankgeschäft durchaus noch als finanziell attraktiv gesehen werden könne, schlussfolgern die Branchenbeobachter. “Nur ein Hoffnungswert”Mit Blick auf Preisentwicklung und Konsolidierung gibt es aber auch deutlich kritischere Stimmen: “Die Aussage, dass der Preiskampf jetzt aufhört, würde ich eher als Hoffnungswert der Marktteilnehmer verbuchen”, sagt Alexander Reschke, Geschäftsführer des auf Depotbanken spezialisierten Beratungshauses Konsort. Wohl änderten sich mit der Einführung des neuen Kapitalanlagegesetzbuches, das für Depotbanken auch eine gewisse Haftung vorsieht, die sich im Eigenkapital widerspiegeln werde, für die Marktteilnehmer das Geschäftsmodell sowie die Kostenstruktur, so der Branchenexperte. “Zwar habe ich das Gefühl, dass es auf Investorenseite durchaus Verständnis dafür gibt”, sagt Reschke. Er will jedoch keine Prognose wagen, ob es in der Folge angesichts des starken Wettbewerbs wirklich zu Preiserhöhungen kommt.In Sachen Konsolidierung geht Steria Mummert auf Basis der Studiendaten davon aus, dass sich am Markt auch weiterhin nicht viel bewegt. Zwar hätten sich große und offensiv aufgestellte Depotbanken in den letzten beiden Jahren etwas besser entwickelt als kleinere und defensive Institute. Der Effekt sei jedoch nicht stark genug, um angesichts der Uneinheitlichkeit der Entwicklung die These einer tiefgreifenden Marktkonsolidierung zu stützen. “Im Gegenteil hat die Volatilität bei den Gewinnen und Verlusten von Marktanteilen stark abgenommen, was eher für eine Beruhigung des Depotbankenmarktes spricht”, heißt es in der Studie. Martin Drees, Depotbank-Experte von Steria Mummert, ergänzt dazu: “Die reine Größe einer Depotbank entscheidet weder über ihre operative Effizienz noch darüber, ob sie weitere Marktanteile gewinnen kann.”Konsort-Experte Reschke hingegen sieht über die letzten Jahre eine deutliche Tendenz zur Marktkonzentration: “Der Marktanteil der Großen ist deutlich gewachsen, vor allem zulasten weniger gut aufgestellter Depotbanken.”So haben Institute mit einem Fondsvolumen von über 100 Mrd. Euro zwischen 2010 und 2012 weiter zugelegt (siehe Grafik). Nachdem das Fondsvolumen von State Street zwischenzeitlich eingebrochen war, ist der Marktführer zuletzt wieder gewachsen. Besonders stark kletterte das Fondsvolumen des Anbieters BNY Mellon. Das Institut hat das Verwahrgeschäft der BHF-Bank übernommen und konnte so seinen Marktanteil deutlich ausbauen. Probleme für kleine AnbieterKleinere Anbieter könnten hingegen in Schwierigkeiten geraten, vermutet Reschke. Zwar gebe es bisher noch keine Marktaustritte, doch “es gibt durchaus kleine Depotbanken, die sagen: ,Noch ein Gesetz schaffen wir nicht mehr.”`Dabei ist es keinesfalls so, dass die Regulierung den Depotbanken nur neue Lasten aufbürdet. Chancen etwa bietet die EU-Richtlinie für alternative Manager, AIFM, die auch für geschlossene Fonds eine Verwahrstelle vorsieht. Diese Wachstumsmöglichkeiten würden 72 % der offensiv orientierten Depotbanken prüfen, so Steria Mummert. Doch allenfalls diejenigen Depotbanken, die heute bereits offene Immobilienfonds verwalten, würden ohne größere Investitionen auch Angebote für geschlossene Fonds machen können, so die Berater. Alternative AngeboteIm Markt positionieren sich bereits die ersten Depotbanken aber auch als alternative Verwahrstellen (vgl. BZ vom 29.12.2012) mit entsprechenden Angeboten. Bei den beiden großen Emissionshäusern etwa, der Real IS sowie der KGAL, hat bereits Sal. Oppenheim den Zuschlag bekommen. Und auch mit Blick auf Marktanteilsverschiebungen könnten sich schon bald wieder Bewegungen unter den Depotbanken ergeben. Schließlich hat die Commerzbank ihr Custody-Geschäft ins Schaufenster gestellt, die Gespräche laufen. Und falls das Geschäft vielleicht doch nicht in den Händen von Depotbanken aus Übersee landet, wird man wieder neu über die Konsolidierungsfantasien im deutschen Depotbank-Markt nachdenken müssen.