Erfolge bei Australiens Versicherern

Branche erwartet Abschwung - Starke Konkurrenz drückt auf die Margen

Erfolge bei Australiens Versicherern

Von Alexander Hofmann, SydneyAustraliens Versicherer haben erneut hervorragende Resultate vorgelegt. Die Zahlen für das vergangene Jahr respektive das vergangene Halbjahr liegen zum Teil mehr als 50 % über denen des Vorjahres. Dazu haben sowohl die deutlich gestiegenen Gewinnmargen als auch erhebliche Börsengewinne in Australien beigetragen. Dennoch gaben die Aktien der meisten Unternehmen an der Börse nach, weil die Gewinnerwartungen sogar noch höher gewesen waren und viele Experten der Meinung sind, dass ein zumindest milder Abschwung für die Versicherer nach mehreren guten Jahren bevorsteht, nicht zuletzt, weil die Konkurrenz schärfer geworden ist.Der Versicherer QBE Insurance Group schloss 2004 mit einem Gewinn nach Steuern von 820 Mill. austr. Dollar (+ 43 %). Die Gesellschaft unterscheidet sich von der Konkurrenz durch ihre starken globalen Aktivitäten. QBE ist in 36 Ländern tätig und erzielt mehr als die Hälfte des Umsatzes in Europa. Von Zukäufen profitiertDie Versicherungsmarge, bei der das versicherungstechnische Ergebnis und das Kapitalanlageergebnis ins Verhältnis zu den Prämieneinnahmen gesetzt werden, ist nach den Worten von Chief Executive Frank O’Halloran kräftig auf 13,4 (10,4) % gestiegen. Dabei hätten sich auch die Zukäufe positiv auf das Ergebnis ausgewirkt. Die hohen Schäden aus den Hurrikanen in Florida von 320 Mill. austr. Dollar – 2003 fielen lediglich 27 Mill. austr. Dollar für Naturkatastrophen an – konnten das Bild nicht trüben. Anders als die Konkurrenz hat QBE von dem starken Börsenaufschwung in Australien nicht profitiert, weil das Unternehmen sein Kapital größtenteils außerhalb Australiens angelegt hat. O’Halloran, dessen Unternehmen 7 300 Mitarbeiter beschäftigt, erklärte, QBE wolle auch in Zukunft weiter akquirieren. Vor allem in Asien sehe er Wachstumschancen, aber auch in Europa und Lateinamerika. DividendenerhöhungFür das laufende Jahr erwartet QBE einen weiteren Gewinnzuwachs von 10 %. Dabei würden aber die Prämien voraussichtlich sinken, weil sich die geringeren Schadensaufwendungen niederschlagen müssten. QBE schüttete eine Dividende von 32 Cent für das vergangene Halbjahr aus, was die Jahresdividende auf 54 (42) Cent steigen lässt. Die QBE-Aktie, die bei Bekanntgabe der Ergebnisse am Donnerstag 30 Cent auf 14,55 austr. Dollar verlor, erholte sich am Freitag wieder und schloss bei 14,97 austr. Dollar. Das entspricht einer Marktkapitalisierung von 11,2 Mrd. austr. Dollar. Die Insurance Australia Group (IAG) steigerte in der ersten Hälfte des australischen Finanzjahres (1. Juli bis 30. Juni) ihren Gewinn sogar um 48 % auf 446 Mill. austr. Dollar. Chief Executive Michael Hawker räumte aber ein, dass es in absehbarer Zeit wohl kaum so gute Bedingungen für sein Unternehmen geben werde wie in der zweiten Hälfte des Kalenderjahres 2004. Die Versicherungsmarge stieg auf 16,7 (11,8) %. Für das gesamte Geschäftsjahr 2004/2005 erwartet Hawker eine Marge von 15 %, 1,5 Prozentpunkte mehr als ursprünglich geplant. Mittelfristig werde die Marge sich aber wieder bei 9 bis 12 % einpendeln, so Hawker. IAG schüttete eine Zwischendividende von 12 (8) Cent aus. Asien im VisierIAG sucht ebenfalls nach Expansionsmöglichkeiten in Asien, nicht zuletzt weil die Gesellschaft, die rund 50 % des heimischen Kraftfahrzeug- und Immobilienmarktes beherrscht, aus kartellrechtlichen Gründen zu Hause kaum noch wachsen kann. Hawker befindet sich derzeit in Gesprächen mit Chinas drittgrößtem Versicherer, China Pacific Insurance Co. Sollten sich keine sinnvollen Anlagechancen finden, würden Sonderausschüttungen an die Aktionäre ins Auge gefasst, so der Vorstand. Am härtesten von Kursabschlägen trotz guter Ergebnisse war die Promina Group betroffen. Deren Aktien sanken nach Bekanntgabe der Ergebnisse Mitte der Woche um 7 % und konnten bis Wochenende den Verlust nur zur Hälfte wieder wettmachen. Promina, die erst im Mai 2003 von der britischen Royal & Sun Alliance an die Börse gebracht worden war, hatte einen Rekordgewinn von 458 Mill. austr. Dollar nach Steuern vorgelegt und damit den Vorjahreswert um 53,7 % übertroffen, obwohl die Schadenreserven für Asbestschäden überraschend um 60 Mill. austr. Dollar aufgestockt wurden. Gefahr einer PreisspiraleAnalysten kritisieren, dass das stark gestiegene Ergebnis fast ausschließlich aus Investmentgewinnen stammt, während das Versicherungsgeschäft nur leicht zugelegt hat. Vorstandschef Mike Wilkins erklärt dies mit teilweise ruinösem Preiswettbewerb, ein Vorwurf, der von Fachleuten geteilt wird. Eine Warnung für die Branche vor einer neuen nach unten laufenden Preisspirale sollte die wegen zu niedrig kalkulierter Prämien Mitte 2001 in Konkurs gegangene HIH Insurance sein. Als letzter der großen Versicherer legte am Freitag Suncorp-Metway ein um 47 % auf 413 Mill. austr. Dollar erhöhtes Nachsteuerergebnis für das erste Geschäftshalbjahr vor. Dazu trugen alle drei Geschäftsbereiche – Versicherung, Bank und Vermögensverwaltung – bei. Die Aktien des in Queensland beheimateten Unternehmens konnten als einzige am Tag der Ergebnisveröffentlichung zulegen: Sie gewannen am Freitag 1,1 % auf 18,66 austr. Dollar. Damit sind die Titel binnen Jahresfrist um fast 6 Dollar gestiegen. Das Unternehmen hat einen Marktwert von über 10 Mrd. austr. Dollar.