ZERTIFIKATE

Erfolgreiche Strategien

Anleger haben mit ausgewählten Zertifikaten eine überdurchschnittlich hohe Performance erzielt. Die Auswahlkriterien reichen von Dividenden über Minimum-Varianz bis zu Industrie 4.0. Von Werner Rüppel Wer erfolgreich Schach spielt, hat, auch wenn...

Erfolgreiche Strategien

Anleger haben mit ausgewählten Zertifikaten eine überdurchschnittlich hohe Performance erzielt. Die Auswahlkriterien reichen von Dividenden über Minimum-Varianz bis zu Industrie 4.0.Von Werner RüppelWer erfolgreich Schach spielt, hat, auch wenn er vielleicht ruhig und behäbig am Brett sitzt, die nächsten Züge bereits im Kopf. Sprich: Er verfolgt – eine häufig vielfach erprobte – Strategie, die dann mitunter nach einer gewissen Zeit aufgeht. Als Lohn winkt dann eine gewonnene Partie.Auch an der Börse hat in der Regel nur der Erfolg, der nicht einfach blind kauft, sondern eine erprobte und mehrfach durchgerechnete Strategie verfolgt. Am Zertifikatemarkt finden sich zahlreiche interessante Strategien, die als strukturierte Produkte verpackt sind. Dabei haben “ausgewählte Strategiezertifikate auf den Dax in der Vergangenheit hohe Überrenditen erzielt”, erläutert Kemal Bagci, Zertifikatexeperte bei BNP Paribas. Aber auch andere Produkte konnten zuletzt mit einer hohen Performance aufwarten. Nur auf Dividenden setzenEinen Hinweis aber vorneweg: Die zuletzt deutlichen Wertzuwächse einiger Strategiezertifikate (vergleiche Tabelle Seite 24) sind der jüngsten Party an den Aktienmärkten geschuldet und können daher nicht einfach in die Zukunft exptrapoliert werden. Sollten Dax & Co. wieder nach Süden tendieren, dürften auch einige der aufgezeigten Produkte deutliche Einbußen erleiden. Ein relativ risikoarmes Strategiezertifikat bietet HSBC Trinkaus mit ihrem Produkt auf Dividendenzahlungen an. Investiert wird dabei nur in die Dividendensumme des Euro Stoxx 50, die Kursentwicklung spielt keinerlei Rolle. Bei dem zugrunde liegenden Index werden die Ausschüttungen der Unternehmen in sogenannte Dividendenpunkte (DVP) umgerechnet. Derzeit notiert das Partizipationszertifikat für die Dividenden in 2019 (DE000TB9C368) bei 122 Euro. Sollten die Ausschüttungen entsprechend dem Analystenkonsens ausfallen, sind etwa 10 % Gewinn bis zum Laufzeitende am 30.12.2019 drin. Verluste würden sich bis dahin nur dann einstellen, wenn die Firmen erheblich weniger ausschütten als erwartet.Auf Dividenden setzt auch die Deutsche Bank mit ihrem Anfang Februar aufgelegten Zertifikat auf den DividendenAdel Eurozone Index (DE000DM1DVA8). Dieser bildet bis zu 25 Aktien der Eurozone ab, die sich wie folgt qualifizieren: die Dividende zehn Jahre lang wenigstens stabil gehalten, eine Ausschüttungsquote zwischen 25 und 75 % der Gewinne, eine Dividendenrendite von mindestens 1 % sowie ein überdurchschnittliches Dividendenwachstum in den vergangenen fünf Jahren. Ein längerter Live-Track-Record liegt für dieses neue Zertifikat natürlich nicht vor. In der Rückrechnung über 16 Jahre von Februar 2001 bis Ende Januar 2017 hat der DividendenAdel-Eurozone-Index mit einem Plus von 175 % seine Benchmark, den MSCI EMU Net Total Return Index, der nur auf ein Plus von 32 % kam, deutlich geschlagen. Croci hat funktioniertRückrechnungen sind zwar hilfreich, entscheidend ist aber, ob der Dividendenindex auch jetzt in der Praxis so gut funktioniert, was sich noch zeigen muss. Übrigens: Die Zertifikateindustrie kann inzwischen die Dividenden bei bestimmten Produkten nicht mehr voll anrechnen, sondern nur nach Steuern, so dass hier in der Regel nur der Nettoertrag (Net Return) nach Steuern bei den Anlegern ankommt. Gegenüber ETF kann dies einen Nachteil darstellen.Bei Strategiezertifikaten hat die Deutsche Bank 2005 ein Produkt auf den Croci Deutschland Index (DE000DB0WKS8) aufgelegt. Dabei werden 15 Aktien mit dem niedrigsten ökonomischen Kurs-Gewinn-Verhältnis ausgewählt. Langfristig hat das Konzept funktioniert: Das Zertifikat hat seit Auflage gegenüber dem Dax einen um 30 Prozentpunkte höheren Wertzuwachs erzielt. Deutliche OutperformanceEine noch höhere Outperformance von jeweils rund 100 Prozentpunkten über zehn Jahre haben die von BNP Paribas auf risikooptimierte Dax-Indizes begebenen Zertifikate erbracht. Dabei hat zuletzt das Produkt auf den DaxPlus Mimimum Variance (DE000AA0KFZ2) mit einer Performance von 18,3 % p.a. in den vergangenen drei Jahren besonders gut ­abgeschnitten. Doch auch das Zertifikat auf den DaxPlus Maximum Sharpe Ratio (DE000AA0KF06) überzeugt auf Sicht von fünf und zehn Jahren gleichermaßen. Und geringeres RisikoHinzu kommt, dass die beiden Dax-Strategieindizes eine niedrigere Volatilität und somit ein geringeres Risiko als der Dax aufweisen. Seit Februar richtet sich auch die Wertentwicklung dieser Zertifikate nach der Net-Return-Variante.Mit einem Partizipationszertifikat auf den Solactive European Buyback Index (DE000SLA0021) hat die Société Générale 2014 ein interessantes Produkt aufgelegt. Basis des Indexkonzepts sind empirische Studien, die eine überdurchschnittliche Aktienkursentwicklung während des Rückkaufprogramms belegten, sowie eine simulierte Rückrechnung des Index von 2009 bis 2013, die eine Outperformance von mehr als zehn Prozentpunkten des Buyback-Index gegenüber dem Stoxx 600 ergeben hat. In der Praxis hat das Zertifikat in den vergangenen drei Jahren einen Wertzuwachs von 9,7 % p.a. erzielt. Ob der Buyback-Index langfristig besser als der Gesamtmarkt performen kann, muss sich noch zeigen. Fast 50 Prozent PlusAnfang April 2016 hat Vontobel ein Partizipationszertifikat auf den Industry 4.0 Performance Index (DE000VS8Y403) begeben, der ebenfalls von Solactive berechnet wird. Binnen Jahresfrist hat dieses Produkt eine Performance von knapp 50 % erzielt.Der zugrunde liegende Index bildet die Kursentwicklung von 20 Unternehmen ab, die in den Segmenten Automatisierung, Robotik, Software- und Datendienstleister sowie Maschinen- und Anlagenbau aktiv sind. Die Aktien werden gleich gewichtet, und es erfolgt eine halbjährliche Anpassung. Aufgenommen werden zudem nur Titel mit einer Marktkapitalisierung von mindestens 750 Mill. Euro. Derzeit sind Papiere wie u.a. Dürr, Infineon, Kion, Dassault, ABB, SAP und Fanuc in dem Index enthalten. Weiter aussichtsreichAlles in allem erscheint die Strategie des Zertifikats, auf Industrie 4.0 zu setzen, durchaus weiter aussichtreich. Doch sollten Anleger nicht erwarten, dass sich die Wertentwicklung des Produkts im zuletzt gesehenen Ausmaß und ohne zwischenzeitliche Rückschläge fortsetzt.Anleger, die eher spekulativ unterwegs und mit den Rückschlagsrisiken von aktien­basierten Investments vertraut sind, können auch einmal auf die über Wikifolio angebotenen Zertifikate schauen. Allerdings sollten Berater dabei stets darauf hinweisen, dass über diese Plattform jedermann ein Zertifikat bauen kann und ein professionelles Risikomanagement bei Privatleuten, die eigene Zertifikate kreieren, in der Regel nicht vorhanden ist. Darüber hinaus kommt bei den Wikifolio-Zertifikaten, die von Lang & Schwarz emittiert werden, zur Managementgebühr von 0,95 % im Jahr eine Performancegebühr hinzu, die, je nach Fixierung, 5 % bis 20 % der positiven Wertentwicklung in einem Jahr beträgt. Wobei sich bei dieser die High Watermark auch nur auf ein Kalenderjahr erstreckt. Strategie nach Susan LevermannDas mit rund 28 Mill. Euro größte Wikifolio heißt “Qualität, angelehnt an Susan Levermann” (DE000LS9AJF5) und hat auf Sicht von einem Jahr eine Performance von 54,7 % und über drei Jahre einen Wertzuwachs von 26,4 % p.a. erzielt. Der maximale Verlust des Zertifikats, in dem sich aktuell 14 deutsche Nebenwerte befinden, lag bisher bei 20 %. Die Performancegebühr beträgt 5 %.Dieses Produkt stellt insofern ein Strategiezertifikat dar, als sein Ersteller namens “Leise”, hinter dem sich ein Stephan Pflug verbirgt, die Checkliste von Susan Levermann als Selektionskriterium verwendet. Für diejenigen, die Frau Levermann nicht kennen: Sie war bei der DWS eine sehr erfolgreiche Fondsmanagerin und hat 2010 mit “Der entspannte Weg zum Reichtum” ein, bis auf den letzten Teil, sehr lesenswertes Buch zum Thema Aktienauswahl geschrieben. In diesem werden u.a. niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis oder hohe Ebit-Marge als Selektionskriterium genannt.Ob “Leise” mit seinem Zertifikat auf Dauer erfolgreich ist, muss sich noch zeigen. Auch ob das von der UBS neu aufgelegte Produkt auf Gender-Diversität (DE000UBS1GD0) Mehrwert schafft, wird sich weisen. Dieses setzt auf die Annahme, dass Unternehmen mit einer relativ hohen Präsenz von Frauen in den Führungsgremien eine höhere Performance erzielen.